Warum es sich zu lesen lohnt:
Ich habe zu Beginn kurz überlegt, ob ich das Buch weiterlesen möchte, denn es handelt sich um eine Geschichte, die in der Zukunft spielt und eine recht pessimistische Grundstimmung verströmt, eine Dystopie. Irgendwie hat mich der Roman dann doch in den Bann gezogen und als ich einmal in der Geschichte drin war, konnte ich ihn kaum zur Seite legen.
Anna ist 13 Jahre alt. Sie muss sich um ihren kleinen Bruder Astor kümmern, weil es keine Erwachsenen mehr gibt, die dieser Aufgabe nachkommen könnten. Die Erwachsenen sind alle innerhalb kürzester Zeit an einem Virus gestorben. Alle Kinder sind auf sich allein gestellt. Anna hat ein kleines Heft, welches ihr ihre Mutter hinterlassen hat. In diesem Heft stehen wichtige Informationen, z.B. über Fieber, Elektrizität, Nahrungssuche und Medikamente. Die Mutter hat ihren Kindern möglichst viel Wissen hinterlassen, von dem sie glaubte, dass es zum Überleben notwendig ist. Manchmal hilft das Buch Anna weiter, oft muss sie jedoch selbst eine Lösung finden und sich durchschlagen. Sie hat ständig Hunger und häufig auch Angst, eine Zukunftsperspektive fehlt völlig. Es geht ums nackte Überleben für Anna und ihren kleinen Bruder und all die anderen Kindern, die noch am leben sind. Die Hauptfigur Anna war es, die für mich diesen Roman lesenswert gemacht hat. Ihr Überlebenswille und ihr Kampfgeist haben mich tief beeindruckt:
„Nach dem Tod der Eltern war sie in eine derart grenzenlose und stumpfe Einsamkeit gestürzt, dass sie über Monate hinweg wie betäubt gewesen war, aber kein einziges Mal, nicht eine Sekunde lang war ihr der Gedanke gekommen, ein Ende zu machen: Sie spürte, dass das Leben stärker ist als alles andere. Das Leben gehört nicht uns, es läuft durch uns hindurch. Ihr Leben war dasselbe wie das einer Kakerlake, die nicht anders kann, als sich auf zwei Beinen weiterzuschleppen, wenn jemand auf sie tritt…Anna erfasste, ohne es zu wissen, intuitiv, dass alle Lebewesen dieses Planeten, von der Schnecke bis zur Schwalbe, und auch die Menschen, leben müssen. Das ist unsere Aufgabe, das ist uns ins Fleisch geschrieben. Wir müssen weitermachen, ohne zurückzublicken, weil wir die Energie, die uns durchdringt, nicht beherrschen können, und selbst verzweifelt, verstümmelt und blind ernähren wir uns weiter, schlafen und schwimmen gegen den Strudel an, der uns nach unten zieht.“
Auch Annas Verbindung zu dem großen Hund, der sie zunächst angreifen und zerfleischen will und schließlich ihr Begleiter wird, sind ein faszinierender Teil der Geschichte, der mich sehr angesprochen hat.
Ein apokalyptischer Abenteuerroman mit einer beeindruckenden und doch so menschlichen 13-jährigen Heldin.
Inhalt:
Über das Buch:
Aus dem Italienischen von Luis Ruby
Originaltitel: Anna, Einaudi 2015
336 Seiten
Gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen
12,5 x 20,5 cm
€ 20,00 (D)
ISBN: 978-3-96161-009-9
Erschienen am 10. August 2018
Verlag: Eisele Verlag