Sonntag, 22. Januar 2023

Brit Bennett - Die verschwindende Hälfte

 

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Die Zwillinge Stella und Desiree werden in den 50er Jahren in Mallard geboren, einem kleinen Ort, in dem die Kinder von Generation zu Generation hellhäutiger werden und sich viel um das Thema Hautfarbe dreht. Aus diesem Nest brechen die Zwillinge in ihrer Jugend aus und fliehen heimlich nach New Orleans. Dort angekommen entwickeln sie sich jedoch in sehr unterschiedliche Richtungen.
 
Während Desiree einen schwarzen Mann heiratet und einige Jahre später mit ihrer Tochter Jude nach Mallard zu ihrer Mutter zurückkehrt, bricht Stella den Kontakt zu ihrer kompletten Familie ab und gibt sich als Weiße aus. Als Leser*in dürfen wir miterleben, wie das Leben der beiden Frauen weitergeht und welche Konsequenzen ihre Entscheidungen haben. Obschon sie keinen Kontakt mehr zueinander haben, denken sie sehr viel aneinander und in ihren Gedanken sehen sie bei der jeweils anderen Schwester, das Leben, das für sie selbst auch möglich gewesen wäre.
 
Die Töchter der beiden Frauen, Jude und Kennedy begegnen sich schließlich in den 90er Jahren und die langgehüteten Geheimnisse drohen ans Licht zu kommen.

Die Geschichte führt uns von den 50er Jahren bis in die 90er Jahre hinein. Hauptsächlich begleiten wir die vier Frauen in ihren Leben, aber es gibt auch einige sehr spannende Nebenfiguren, zum Beispiel Judes Freund Reese, der ein Transmann ist. Durch seinen Charakter erfährt man auch viel über die Transbewegung in den 80er Jahren in den USA.

Der Autorin ist mit "Die verschwindende Hälfte" ein großartiger Roman gelungen. Es geht um Identität in all ihren Facetten, um Rassismus, Familie, Transgender und Herkunft. Eine ganz große Leseempfehlung von mir für dieses Buch.

 

Inhalt:

Mallard, ein kleiner Ort in Louisiana. Seine Bewohner blicken mit Stolz auf eine lange Tradition und Geschichte – und vor allem auf ihre Kinder, die mit jeder Generation hellhäutiger zu werden scheinen. Hier werden in den 1950ern Stella und Desiree geboren, Zwillinge von ganz unterschiedlichem Wesen. Nur in einem sind sie sich einig: An diesem Ort sehen sie keine Zukunft. In New Orleans, wohin sie flüchten, trennen sich ihre Wege. Denn Stella tritt unbemerkt durch eine den weißen Amerikanern vorbehaltene Tür und schlägt sie kurzerhand hinter sich zu. Desiree dagegen heiratet den dunkelhäutigsten Mann, den sie finden kann. Und Jahrzehnte vergehen bis zu einem unwahrscheinlichen Wiedersehen.

Quelle: https://www.rowohlt.de/buch/brit-bennett-die-verschwindende-haelfte-9783499002571


Über das Buch:

Verlag: Rowohlt Buchverlag
Erscheinungstermin: 15.09.2020
Lieferstatus: Verfügbar
416 Seiten
ISBN: 978-3-498-00159-9

Übersetzt von: Isabel Bogdan, Robin Detje
22,00 €

Sonntag, 8. Januar 2023

Ruth Ozeki - Die leise Last der Dinge

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

Heute möchte ich ein ganz außergewöhnliches Buch vorstellen, sowohl im Bezug auf den Inhalt, als auch hinsichtlich der Erzählperspektive. 

Seit sein Vater gestorben ist, hört der Teenager Benny Stimmen. Allerhand Gegenstände sprechen zu ihm, so auch ein Buch:

"Bücher können Menschen nicht  zwingen, etwas zu tun. Wir können lediglich einen Rahmen vorgeben - etwas über die Hintergrundgeschichte verraten, ein mögliches  Ende andeuten, vielleicht sogar ein oder zwei Vorschläge machen -, aber in der Regel warten wir nur ab, für was ihr euch entscheidet. Wir warten, wir hoffen, und wenn wir Daumen hätten, würden wir sie drücken."´

Auch Bennys Mutter wirft der Tod ihres geliebten Mannes völlig aus der Bahn. Sie fängt an Dinge zu horten und zu sammeln und das Haus vermüllt zunehmend. Halt gibt ihr ein kleines Büchlein, in dem es um Zen und Aufräumen geht. Wie durch Zauberhand taucht dieses kleine Buch immer dann auf, wenn Annabelle besonders verzweifelt ist. Wir als Leser*innen dürfen auch Passagen aus diesem Buch lesen und miterleben, wie das Gelesene sich auf Bennys Mutter auswirkt. In manchen Kapiteln kommt auch Benny selbst zu Wort und kommentiert seine eigene Geschichte. Aber keine Sorge, das klingt jetzt zwar ein wenig verwirrend, aber mir hat das Buch in erster Linie wegen des Erzählstils sehr gefallen, dadurch war es für mich kurzweilig und außergewöhnlich.

Die Autorin verpackt in dieser Geschichte  Themen wie Trauer, Psychische Erkrankungen, Hochsensibilität und Buddhismus. Die Liebe zu Büchern spielt ebenfalls eine große Rolle und zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Bücher können eine Stütze sein und Bibliotheken ein Rückzugsort. 

Keine Frage, auf das Buch muss man sich einlassen, weil es Ecken und Kanten hat und man es nicht einfach so weglesen kann. Ich finde, es lohnt sich.


Inhalt:

"Ein Jahr nach dem Unfalltod seines Vaters beginnt der dreizehn Jahre alte Benny Oh Stimmen zu hören. Es sind die Stimmen der unbelebten Gegenstände in seinem Zuhause – seine Sneakers, eine zerbrochene Weihnachtskugel, ein Blatt welker Salat. Gleichzeitig beginnt seine Mutter Annabelle, immer mehr Dinge zu horten, bis es kaum mehr einen freien Platz auf dem Fußboden gibt. Mutter und Sohn drohen in ihrem seelischen Chaos den Halt zu verlieren – bis sie auf ein Buch stoßen, das sie womöglich zu retten imstande ist …

Mit liebenswerten Figuren, einer fesselnden Geschichte und der Auseinandersetzung mit den Themen Trauer, Erwachsenwerden und unser Verhältnis zu materiellen Dingen legt die vielfach preisgekrönte Ruth Ozeki einen klugen, verspielten, mitreißenden, herzerwärmenden und absolut einzigartigen neuen Roman vor."

Quelle: https://eisele-verlag.de/books/die-leise-last-der-dinge/

 

Über das Buch:

Roman
Aus dem amerikanischen Englisch von Andrea von Struve und Petra Post
Originaltitel: The Book of Form and Emptiness, Canongate 2021
688 Seiten
Gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen
€ 26,00
ISBN: 978-3-96161-143-0
Verlag: Eisele Verlag
Erschienen am 1. September 2022