Dienstag, 29. Dezember 2020

Henrik Siebold - Inspektor Takeda und das doppelte Spiel



Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Dies ist bereits der vierte Band der Krimireihe um Inspektor Takeda, den japanischen Kommissar, der nach Hamburg gekommen ist, um dort, gemeinsam mit Claudia Harms, zu ermitteln. Ich habe alle Bände gelesen, dieser hat mir jedoch am besten gefallen, weil das Ermittlerteam hier gemeinsam nach Japan reist und die japanische Kultur in diesem Band noch stärker thematisiert wird, als in den anderen Bänden.

Inspektor Takeda war mir von der ersten Seite an sympathisch. Sein japanisch gefärbter Blick auf Deutschland macht Spaß und rüttelt manchmal auch auf. Auch Claudia Harms ist mir nach und nach ans Herz gewachsen. Sie hat einen schweren Stand bei der Polizei, als attraktive Singlefrau, die meist sagt, was sie denkt und gelegentlich dadurch ganz schön aneggt. Schön ist auch zu lesen, wie die Beiden sich Band für Band besser kennen und schätzen lernen.

Die Fälle sind keine klassischen Kriminalfälle, sondern haben immer eine politische Dimension, der Autor geht stark auf die Charaktere, aber auch die gesellschaftlichen Hintergründe ein. Das macht die Krimis für mich, die ich sonst keine Krimileserin bin, so ansprechend. In diesem Band taucht der Autor ein, in die Welt der japanischen Mafia und das Ermittlerteam klärt ein Yakuza Verbrechen auf. 

Spannend bis zur letzen Seite und voller Informationen über die japanische Kultur, hat mir das Buch wirklich Spaß gemacht. Ich empfehle die Bücher, der Reihe nach zu lesen. Es wird zwar in jedem Band ein Fall abgeschlossen, aber die zwischenmenschlichen Entwicklungen ziehen sich durch alle Bände hindurch. Eine wirklich lesenswerte Reihe.



Inhalt:

"Verschwörung auf Japanisch.

Inspektor Takeda, mittlerweile beinahe in Hamburg heimisch geworden, wird zu einem Fall gerufen, der ihn besonders erschüttert. In einem hässlichen Gewerbehof wird die Leiche eines Mannes gefunden, der brutal hingerichtet wurde. Und der Tote ist ein Landsmann und prominent obendrein: Ryūtarō Matsumoto ist ein Profifußballer, der beim HSV unter Vertrag steht. Takeda und seine Kollegin Claudia Harms vermuten zunächst ein Verbrechen im Fußballmilieu. Doch dann entdecken sie mysteriöse Dinge in der Vergangenheit des Spielers, die bis in hohe Yakuza-Kreise in Japan reichen. Und sie entschließen sich, gegen jede Vorschrift zu einer heimlichen Reise nach Japan.


Klug, hellwach und warmherzig - Inspektor Takeda ist der ungewöhnlichste Held in der deutschen Krimiszene."

Quelle: https://www.aufbau-verlag.de/index.php/inspektor-takeda-und-das-doppelte-spiel.html

 

Über das Buch:

Kriminalroman
Broschur, 416 Seiten
Verlag: Aufbau Taschenbuch
ISBN: 978-3-7466-3514-9
10,99 €

 



Sonntag, 20. Dezember 2020

Jörg Fauser - Der Schneemann


 

Warum es sich zu lesen lohnt:

Eine wilde Reise durch die frühen 80er, an der Seite des liebenswürdigen Losers Blum, der nach einigen kleineren Gaunereien, endlich die Gelegenheit bekommt, doch noch ein großes Ding zu drehen. Der Coup ist jedoch eigentlich eine Nummer zu groß für ihn, aber er will es wagen und begibt sich auf einen Roadtrip. Tapfer versucht er, seine zufällig ergatterten 5 Pfund Koks  an den Mann zu bringen. Sein großer Traum: Vom Kleinkriminellen zum Barbesitzer auf den Bahamas. 

Blum ist ein etwas tollpatschiger Antiheld und hat mich oft zum Lachen gebracht. Seine Versuche, einen Käufer für das Kokain zu finden, sind zum Teil wirklich amüsant beschrieben, manchmal tut er einem aber auch richtig leid, der Blum. 

Mir hat gefallen, dass der Roman in den 80er Jahren spielt. Die Beschreibung, der oft skurrilen Menschen, die Blum auf seiner Reise trifft, machen Freude beim Lesen. Ich konnte mir seine Bahnreisen in überfüllten DB Zügen, in denen er im Speisewagen Bekanntschaften schliesst und dabei seinem Koffer verkrampft in der Hand hält, sehr bilderreich vorstellen. Immer wieder kämpft Blum mit dem Gefühl verfolgt zu werden. Bildet er sich das nur ein oder ist da was dran? Die Frage hat sich für mich durch das Buch hindurchgezogen und es spannend gemacht.

Der Autor hat das Buch bereits 1982 geschrieben. Er selbst lebte ein bewegtes und aussergewöhnliches Leben und ist bereits 1987 im Alter von 43 Jahren verstorben.


Inhalt:

"Eigentlich will Blum auf Malta nur seine Pornohefte verticken, doch dann ist er plötzlich in Frankfurt und im Besitz von 5 Pfund Koks. Das schnell verkaufen und die Strandbar auf der Karibikinsel eröffnen, denkt er sich. Doch dann kommt ihm etliches dazwischen: seine eigene Naivität, die einnehmende Cora, der undurchschaubare Mr Haq und die unzähligen, jedoch bargeldlosen Interessenten für seinen Schnee."

Quelle: https://www.diogenes.ch/leser/titel/joerg-fauser/der-schneemann-9783257071337.html


Über das Buch:


Hardcover Leinen
304 Seiten
erschienen am 28. Oktober 2020
Verlag: Diogenes
ISBN 978-3-257-07133-7
€ (D) 24.00

 

Sonntag, 29. November 2020

Raynor Winn - Der Salzpfad

 


 

Warum es sich zu lesen lohnt:

Das Buch beschreibt die wahre Geschichte von Raynor und Moth, die wenig zu verlieren haben, als sie beschließen, sich auf den über 1000 km langen Küstenwanderweg Englands zu begeben. Durch den Vertrauensbruch eines falschen Freundes, haben sie ihr Haus und ihr Vermögen verloren. Außerdem hat Moth die Diagnose einer unheilbaren Nervenkrankheit erhalten. Aus der völligen Verzweiflung heraus, machen die Beiden sich auf den Weg. Wenn man nichts hat, hat man auch wenig zu verlieren.

Was unterscheidet sie von vielen anderen Fernwanderern? Meist sind solche Reisen von langer Hand geplant und vorbereitet, es wird viel Geld in die Ausrüstung investiert und während der Reise reichen die finanziellen Mittel meist aus, um sich gut zu ernähren und im Notfall auch einmal in einer Pension zu übernachten, um nicht jede Nacht das Zelt aufbauen zu müssen.  Dies alles trifft auf Raynor und Moth nicht zu. Sie wollen sich kein Geld leihen, ihren Kindern nicht auf der Tasche liegen und haben aus diesem Grund lediglich 50 Euro pro Woche zur Verfügung. Die Ausrüstung ist dürftig, eine geteilte Tüte Pommes ist pures Glück, oft reicht das Geld nur für Tütensuppe. Ihre Reise ist weder ein Selbstfindungstrip, noch ein Sabbatical zur Burnoutbekämpfung: Es ist eine Reise, die aus der Not entstanden ist, das macht sie so besonders und das Buch so lesenswert. 

Zu Beginn der Reise konnte Moth kaum laufen, die Ärzte rieten ihm, sich möglichst wenig zu bewegen und zu schonen. Erstaunt und voller Glück stellt das Paar jedoch fest, dass es Moth von Tag zu Tag ein wenig besser geht und sein Körper an Kraft gewinnt. Die Naturbeschreibungen der Küste sind wunderschön. Ein besonderere Reisebericht und zugleich die Geschichte eines mutigen Paares, welches nicht aufgibt und schließlich dafür belohnt wird. 

 

 Inhalt:

"Raynor und Moth, seit 32 Jahren ein Paar, verlieren durch zwei Schicksalsschläge in kürzester Zeit beinahe alles. Sie geben ihre Farm in Wales auf und machen sich, nur mit dem Allernötigsten ausgerüstet, auf den Weg: zu einer rund 1000 Kilometer langen Wanderung auf dem längsten und wildesten Küstenweg Englands, dem South West Coast Path. Von Somerset über Devon und Cornwall nach Dorset, mit einem Budget von nur 50 Euro pro Woche. Sie kämpfen mit Vorurteilen, Ablehnung und der Sorge, dass das Geld für den nächsten Tag nicht mehr reicht. Und zugleich entdecken sie auf ihrer großen Wanderung das Glück: herzliche Begegnungen, ihre neu erstarkte Liebe und die Fähigkeit, Kraft aus der Natur zu schöpfen. Allen Prophezeihungen zum Trotz führt sie der mehrmonatige Trip zurück ins Leben und öffnet die Tür zu einer neuen Zukunft."

Quelle: https://www.dumontreise.de/verlagsprogramm-und-updates/der-salzpfad.html

 

Über das Buch:

 

Erscheinungstermin: Mai 2019
Umfang: 336 Seiten, 13,5 cm x 21 cm
Preis: 14,99 €
ISBN: 978-3-7701-6688-6
Verlag: Dumont Reise

Sonntag, 15. November 2020

Margaret Goldsmith - Patience geht vorüber

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

Patience ist eine junge Frau im Berlin der 20er Jahre, die das Gefühl hat, nirgendwo richtig dazuzugehören. Sie sitzt immer zwischen den Stühlen: Bei der Herkunft (Mutter Britin und Vater Deutscher), der Sexuellen Orientierung (Männern und Frauen), ihrem Beruf (Journalistin und Medizinerin) und auch bei ihrem Wohnort (Berlin und London). So richtig festlegen kann und mag Patience sich nicht, sie ist immer auf der Suche und kommt nie so wirklich an.

In diesem Buch dürfen wir Patience dabei begleiten, einen Lebensentwurf zu finden, der zu ihr passt. Sie schmiedet Pläne, verwirft sie wieder, probiert sich aus und reflektiert ihre getroffenen Entscheidungen. Was mich sehr überrascht hat, ist, dass ihre Gedanken und Versuche der Lebensgestaltung sich wenig von denen heutiger Großstadtfrauen unterscheiden.

Patience ist eine moderne Frau, für die damalige Zeit. Eine Frau, die wenig Lust hat, sich in einer Ehe unterzuordnen und für die von Anfang an fest steht, dass sie einen Beruf erlernen und unabhängig sein will. Zunächst arbeitet sie als Journalistin, später studiert sie Medizin und geht in die Krebsforschung. Ich mag unkonventionelle Lebensentwürfe, wie den von Patience. Sie findet sogar durch Zufall eine unkonventionelle Lösung für ihre plötzlich aufflammende Sehnsucht nach Mutterschaft.

Das Buch wurde bereits 1931 veröffentlicht, die Autorin ist selbst eine faszinierende Persönlichkeit und mir hat sehr gut gefallen, dass ihr und ihrem Leben am Ende des Buches noch einige Seiten gewidmet sind. Auch das Buchcover stammt aus der damaligen Zeit, die Zeichnungen sind von Goldsmith Freundin Martel Schwichtenberg. 

Ein lesenswertes, kurzes Buch, welches einen aktuellen Bezug zur Gegenwart hat, obschon es vor 90 Jahren geschrieben wurde. 


Inhalt:

"Während an der Front gekämpft wird, feiern die beiden Schulfreundinnen Patience und Grete im April 1918 in einer kleinen Konditorei in Berlin ihr bestandenes Abitur. Beide sind froh, dass ihnen bei der Prüfung kein Bekenntnis zur Nation abverlangt wurde, stimmen sie doch schon lange nicht mehr in den patriotischen Überschwang ihrer Umgebung mit ein: Grete ist Sozialistin und Patience, die eine englische Mutter hat, wurde von den Mitschülerinnen ständig daran erinnert, dass sie »nicht dazugehört«.

Margaret Goldsmith schildert in ihrem erstmals 1931 veröffentlichten Roman »Patience geht vorüber« die Lebensentwürfe und Enttäuschungen der sympathischen Heldin Patience – von deren leidenschaftlicher Liebe zu Grete bis zum »neusachlichen« Umgang mit Beziehungen Ende der 1920er-Jahre, der Arbeit als Journalistin zwischen Deutschland und England bis zur Karriere als Medizinerin, die Patience bis in die USA führt. Zwischen den Klassen, den Nationen, aber auch den Geschlechtern stehend, lotet die junge Berlinerin die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Nachkriegskulturen, der Sexualmoral und der Rollenbilder in Deutschland und England aus. Aus der Sicht einer selbstbewussten jungen Frau entsteht dabei ein dichtes Zeitbild vom Ende des Ersten Weltkriegs und der Novemberrevolution über die Inflation 1923 bis ins Jahr 1930; charmant, humorvoll und unprätentiös erzählt – und immer wieder überraschend aktuell."

Quelle: https://www.aviva-verlag.de/programm/patience-geht-vor%C3%BCber/

 

Über das Buch:


Herausgegeben und mit einem Nachwort von Eckhard Gruber
gebunden, mit Leseband
224 Seiten
19,00 €
ISBN: 978-3-932338-94-6
Verlag: AvivA Verlag


Montag, 26. Oktober 2020

Nigel Slater - Greenfeast (Herbst - Winter)

 

 

Warum es sich zu lesen/daraus zu kochen lohnt:

Der Herbst ist da und auf meinem Herd köcheln wieder vermehrt Eintöpfe, Suppen, Porridge und auch die Zutaten ändern sich: Zimt, Nelken, Ingwer, Süßkartoffeln und Pastinaken. Davon esse ich im Sommer weniger oder gar nichts. Jetzt brauche ich wieder Speisen, die mich von Innen wärmen und Körper und Seele gut tun, damit ihnen Kälte, Nässe und Lichtmangel nicht allzu viel anhaben können.

"Ein Wintertag soll gut anfangen. Mit einer dampfenden Schale von irgendwas, das uns gut auf den Weg bringt. Ich wähle unweigerlich Porrige: Haferbasierte Matsche, die sättigt und stärkt, stützt und tröstet, und mich begleitet, bis ich da ankomme, wo ich hinwill. Eine Art innerer Dufflecoat."

Welch geniale Idee von Nigel Slater ein spezielles Kochbuch für diese Jahreszeit zu schreiben. Wie auch bei seinen anderen Kochbüchern handelt es sich um einfache Rezepte, die wenige Zutaten benötigen und rasch zubereitet sind.  Wieder arbeitet er mit einem Zutatenregister, was mir sehr entspricht, weil ich meist schaue, was der Kühlschrank so hergibt und dann entscheide, was ich koche. So wird aus einem Kürbis, Tahin und ein paar Esskastanien eine herrliche Suppe, die mit Sesam und Rosmarin verfeinert wird. Pastinaken, Cumin, Kurkuma, Koriander, Curry, Kokosmilch und Cashewkerne mit frischen Spinat werden zu einem himmlischen Curry. Es handelt sich übrigens ausschliesslich um vegetarische Rezepte.

Eine echte kulinarische Bereicherung für die kühle Jahreszeit. Ich freue mich darauf, in den kommenden Wochen und Monaten viele der Rezepte auszuprobieren.


Inhalt:

"Ab Herbstbeginn sehnen wir uns nach Nahrung, die sowohl verwöhnend als auch wärmend, gehaltvoll und zutiefst befriedigend ist. Essen, das uns bei dem nasskalten Wetter gesund hält und für gute Laune sorgt. ›Greenfeast. Herbst/Winter‹ enthält über 110 einfache vegetarische Rezepte, die meist in unter 30 Minuten zubereitet sind. Wärmende Suppen wie die mit Tahin, Sesam und Butternuss-Kürbis oder köstliche Crumbles aus Porree, Tomate und Pecorino. Die abwechslungsreichen Gerichte feiern wie in ›Greenfeast. Frühling/Sommer‹ die pflanzliche Küche: Simpler Blätterteig gefüllt mit Käse und Gemüse, eine herzhafte Tarte aus Schalotten, Äpfeln und Parmesan, sanfte Polenta mit Knoblauch und Champignons, feurige Udon-Nudeln mit Tomaten und Chili, cremiger Milchreis mit Rosenwasser und Aprikosen machen richtig Lust auf die kalte Jahreszeit."

Quelle: https://www.dumont-buchverlag.de/buch/slater-greenfeast-ii-9783832199746/

 

Über das Buch:


320 Seiten, 106 farbige Abbildungen, 44 s/w Abbildungen, mit ca. 110 Rezepten und farbigen Abbildungen
Originalverlag: HarperCollins Publishers Ltd, London 2019
Originaltitel: Greenfeast. Autumn/Winter
Verlag: Dumont Buchverlag
Erscheinungstag: 22.09.2020
ISBN 978-3-8321-9974-6
28,00 €
Übersetzung: Sofia Blind

 

 





Sonntag, 11. Oktober 2020

Benjamin Myers - Offene See

Warum es sich zu lesen lohnt:


Der zweite Weltkrieg ist zu Ende, Robert hat endlich die langweilige Schulzeit hinter sich gebracht und soll nun, wie alle Männer in seiner Familie, Bergarbeiter werden. Aber Robert ist anders - er will das Meer sehen  und sehnt sich nach Freiheit und so tritt er eine große Reise an. Zu Fuss macht er sich auf den Weg in den Süden Englands. Er wird eins mit der Natur und lebt im Hier und Jetzt. Auf seiner Reise trifft er schließlich die unkonventionelle und kluge ältere Dame Dulcie, sie verändert sein Leben für immer.

Die detaillierten Naturbeschreibungen des Autors sind wortgewaltig und schön zu lesen. Besonders hat mich aber die Begegnung von Robert und Dulcie fasziniert. Die Dialoge, die köstlichen Mahlzeiten, die sie zubereitet und ihre Gedanken über das Leben sind großartig. Noch nie ist Robert einer solchen Frau begegnet:
„Noch wichtiger war der hartnäckige Gedanke, dass Dulcie mich auf eine Art wahrgenommen hatte, die gänzlich unbeeinflusst war von Vertrautheit, Geschichte oder Erwartungen. Das heißt, sie hatte mich einfach so genommen, wie sie mich kennengelernt hatte, und, mehr noch, sie hatte es für angebracht gehalten, mich wie jemanden zu behandeln, der ihre Aufmerksamkeit wert war – nicht ganz auf Augenhöhe, denn sie war offensichtlich ein kluger, weltgewandter und geistreicher Mensch, was man von mir nun nicht gerade behaupten konnte. Dennoch hatte ich in unserer kurzen gemeinsamen Zeit das Gefühl gehabt, als würde ich zu jemand anderem. Dass ich mich mir selbst annäherte, anstatt der Mensch zu sein, als der ich bislang gelebt hatte. Dulcie hatte mich gesehen, wie ich war, und war nicht gelangweilt oder desinteressiert gewesen.“
Die beiden sehr unterschiedlichen Menschen retten sich gegenseitig. Dulcie zeigt Robert eine Welt voller Kultur, Genuss und Wissen, abseits der gesellschaftlichen Konventionen. Robert bringt Dulcie dazu, ein trauriges Ereignis aufzuarbeiten, welches sie versucht hat zu verdrängen. Die Geschichte ist zwar ein wenig absehbar, aber in so wundervollen Worten erzählt, dass ich das Buch verschlungen habe. Und jetzt mag ich am liebsten Dulcie in ihrem Cottage besuchen und mit ihr ihr selbstgebackenes Brot mit Bärlauchbutter essen und dazu jede Menge Wein trinken und über das Leben philosophieren. Welch ein tolles, sinnliches Buch!


Inhalt:

 

"Der junge Robert weiß schon früh, dass er wie alle Männer seiner Familie Bergarbeiter sein wird. Dabei ist ihm Enge ein Graus. Er liebt Natur und Bewegung, sehnt sich nach der Weite des Meeres. Daher beschließt er kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, sich zum Ort seiner Sehnsucht, der offenen See, aufzumachen. Fast am Ziel angekommen, lernt er eine ältere Frau kennen, die ihn auf eine Tasse Tee in ihr leicht heruntergekommenes Cottage einlädt. Eine Frau wie Dulcie hat er noch nie getroffen: unverheiratet, allein lebend, unkonventionell, mit sehr klaren und für ihn unerhörten Ansichten zu Ehe, Familie und Religion. Aus dem Nachmittag wird ein längerer Aufenthalt, und Robert lernt eine ihm vollkommen unbekannte Welt kennen. In den Gesprächen mit Dulcie wandelt sich sein von den Eltern geprägter Blick auf das Leben. Als Dank für ihre Großzügigkeit bietet er ihr seine Hilfe rund um das Cottage an. Doch als er eine wild wuchernde Hecke stutzen will, um den Blick auf das Meer freizulegen, verbietet sie das barsch. Ebenso ablehnend reagiert sie auf ein Manuskript mit Gedichten, das Robert findet. Gedichte, die Dulcie gewidmet sind, die sie aber auf keinen Fall lesen will."

 

 

Über das Buch:

 
Roman
270 Seiten
Originalverlag: Bloomsbury Circus, London 2019, 
Originaltitel: The Offing 
Erscheinungstag: 20.03.2020
ISBN 978-3-8321-8119-2 
Verlag: Dumont Verlag

Samstag, 12. September 2020

Doris Knecht - weg

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Wenn man ein gemeinsames Kind hat, bleibt man darüber ewig verbunden, auch wenn man sonst gar nichts mehr miteinander zu tun hat. So ergeht es auch Heidi und Georg. Sie haben sich bereits kurz nach der Geburt ihrer Tochter Lotte getrennt und kannten sich auch davor nicht sehr lange und gut. Die Tochter ist inzwischen erwachsen und die Eltern leben ihre sehr unterschiedlichen Leben. Gemeinsam haben sie nicht nur Lotte, sondern auch die Sorge um sie. Lotte ist psychisch labil und leidet an einer drogeninduzierten Psychose. Weil sie sich nicht meldet und nicht erreichbar ist, treten die Beiden eine aufregende Reise an, von der die Autorin in diesem Roman erzählt.
 
Die Sorge lässt Heidi ihre Ängste überwinden und in ein Flugzeug steigen. Sie, die noch nie weit (und erst recht nicht allein) gereist ist, fliegt nach Vietnam, um ihre Tochter zu finden. Auch Georg tritt die weite Reise an, um sie bei der Suche zu unterstützen. Und da treffen die Beiden, die nie wirklich zueinander gepasst haben und so wenig und doch so viel gemeinsam haben, aufeinander. In einem fremden Land, mit einer großen Aufgabe und einer noch größeren Angst um das gemeinsame Kind.
 
Für Beide ist diese unfreiwillige, spontane Reise eine Möglichkeit über ihr Leben nachzudenken. Über das Leben und über die Liebe. Doris Knecht formuliert dabei schöne und kluge Gedanken, die mich sehr angesprochen haben. Die Armut, der die beiden auf ihrer Reise begegnen, zwingt sie zur Selbstreflexion. Auch diese Passagen des Buches haben mir sehr gefallen. 
 
"Weg" ist so vieles: Ein Roadtrip, Reisebericht, eine Geschichte über zwischenmenschliche Beziehungen, ein Roman über das Elternsein und über die Frage ob unsere First World Probleme überhaupt eine Berechtigung haben, im Angesicht der Armut in anderen Teilen der Welt. Der Erzählstil ist flüssig und wirkt manchmal umgangssprachlich, zeugt aber von einer sehr guten Beobachtungsgabe und einer noch besseren Menschenkenntnis. Doris Knecht besitzt die Gabe mit wenigen Worten eine ganze Gefühlswelt zu vermitteln. Ich habe den Roman sehr gerne gelesen.
 
 

Inhalt:

"Zwei, die nichts miteinander zu tun haben, auf einer Reise mit unbekanntem Ziel: Eine Frau und ein Mann, die sich kaum kennen und nicht besonders mögen, zwei Verschiedene, die ganz woanders und ganz unterschiedlich leben. Dieser Mann und diese Frau müssen sich gemeinsam auf die Suche machen, nach dem einzigen, was sie im Leben gemeinsam haben: eine Tochter. Schon erwachsen, aber mit psychischen Probleme. Und plötzlich verschwunden.
Heidi verlässt ihr Kleinbürgerparadies bei Frankfurt, Georg seinen österreichischen Landgasthof, wo sie mit ihren neuen Familien leben. Im Flugzeug, auf Booten und auf Mopeds reisen sie durch Vietnam und Kambodscha den Hinweisen auf ihre Tochter hinterher. Die Hindernisse, die sich ihnen in den Weg stellen, stecken auch in ihnen selbst, in ihrer Vergangenheit, in der Unfähigkeit, sich der Gegenwart zu stellen.
Doris Knecht erzählt von Entscheidungen, deren Gewicht nie geringer wird, vom Festhalten und Loslassen, vom Erwachsenwerden und davon, wie man über sich selbst hinauswächst; ein bisschen wenigstens. Ein spannender Roman im kraftvollen Knecht-Sound, der zwei fast fremde Menschen auf eine gemeinsame Mission schickt, mit unsicherem Ausgang."

Quelle: https://www.rowohlt.de/hardcover/doris-knecht-weg.html


Über das Buch:


Verlag: Rowohlt Berlin
Erscheinungstermin: 12.03.2019
304 Seiten
ISBN: 978-3-7371-0038-0
22,00 €


 

Samstag, 22. August 2020

Angie Kim - Miracle Creek

 

 
 
 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Das Buch beginnt mit der Beschreibung eines Vorfalls in einem medizinischen Sauerstofftank, bei dem zwei Menschen sterben und andere schwer verletzt werden. Was dann folgt, ist die mitreissende Beschreibung des Gerichtsprozesses, bei dem geklärt werden soll, wer den Brand gelegt hat. Die Kapitel sind aus den verschiedenen Perspektiven der Beteiligten geschrieben, was mir generell ja immer sehr gefällt. Ich mag es, wenn Romane den Aspekt aufgreifen, dass die Wahrheit immer mehrere Seiten hat und jede*r ihre*seine ganz eigene, in sich schlüssige Wahrnehmung hat. Der Gerichtsprozess zeigt, dass alle Beteiligten an der einen oder anderen Stelle nicht die Wahrheit sagen, alle haben Gründe dafür.

Spannend geschrieben und mit einer sehr treffsicheren Beobachtungsgabe, gibt die Autorin Einblick in die Charaktere. Besonders angesprochen hat mich die Angeklagte: Elisabeth, Mutter des autistischen Jungen, der bei dem Brand ums Leben gekommen ist. Sie war stets auf der Suche nach den besten Behandlungsmethoden für ihren Sohn, hat ihn speziell ernährt und alles dafür getan, dass  Henry optimal gefördert wird. Ihre Gedanken, Gefühle und Nöte hat die Autorin hervorragend beschrieben. Auch der Austausch von Elisabeth mit anderen Müttern behinderter Kinder, hat mich sehr bewegt. 

Neben einigen andern wichtigen Personen im Prozess ist da ist auch noch Young, Betreiber der HBO Anlage mit den Sauerstofftanks, er ist mit seiner Familie aus Korea in die USA gekommen, um seiner Tochter ein besseres Leben zu ermöglichen. Seine Beweggründe nicht ganz bei der Wahrheit zu bleiben, sind ebenfalls nachvollziehbar. Seine Tochter Mary wächst zwischen zwei Kulturen auf und tut sich schwer mit der neuen Heimat. Auch sie hat ein Geheimnis, dass sie vor ihren Eltern verbergen möchte.

Der Autorin gelingt es, die Charaktere so gut zu beschreiben, dass man jede*n von ihnen verstehen kann und ihr Handeln nachvollziehbar wird. Eine großartige erzählerische Leistung, spannend und voller unerwarteter Wendungen. Unbedingt lesen!

 

 

Inhalt:


"Wie weit würden wir gehen, um unsere schamvollsten Geheimnisse zu bewahren? „Mit durchdringender Menschenkenntnis führt Angie Kim tief in das Innenleben ihrer Charaktere.“ (Los Angeles Times)

In der Kleinstadt Miracle Creek in Virginia geht ein Sauerstofftank in Flammen auf. Zwei Menschen sterben – Kitt, die eine Familie mit fünf Kindern zurücklässt, und Henry, ein achtjähriger Junge. Im Prozess wegen Brandstiftung und Mord sitzt Henrys Mutter Elizabeth auf der Anklagebank. Und die Beweise sind erdrückend. Hat sie ihren eigenen Sohn ermordet? Während ihre Freunde, Verwandten und Bekannten gegen sie aussagen, wird klar: In Miracle Creek hat jeder etwas zu verbergen."

 

Quelle: https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/miracle-creek/978-3-446-26630-8/

Über das Buch:

 

Erscheinungsdatum: 09.03.2020
512 Seiten
Verlag: hanserblau
Fester Einband
ISBN 978-3-446-26630-8
22,00 €


Freitag, 14. August 2020

Jennifer Clement - Gebete für die Vermissten




Warum es sich zu lesen lohnt:

Die 14-jährige Ladydi ist eine ungewöhnliche Heldin. Benannt nach Lady Diana (deren Leben ihre Mutter per TV verfolgte), lebt sie mit ihrer ständig betrunkenen Mutter in einem abgelegenen Bergdorf in Mexikos Dschungel. Inmitten eines Drogenanbaugebietes und immer auf der Flucht um nicht Drogen- oder Menschenhändlern in die Hände zu fallen. In regelmäßigen Abständen werden Pestizide über den Dörfern abgelassen. TV und Kühlschrank sind die einzigen elektronischen Geräte und gleichzeitig der wichtigste Besitz. Ihre Mutter ist verbittert, aber voller Liebe für ihr Land:

"Als mein Vater wegging, sagte meine Mutter, die nie ein Blatt vor den Mund nahm, Dieser verdammte Hurensohn! Wir verlieren unsere Männer, kriegen Aids von ihnen und ihren amerikanischen Huren, unsere Töchter werden entführt, unsere Söhne gehen weg, und trotzdem liebe ich dieses Land mehr als mein Leben. Dann sagte sie ganz langsam das Wort Mexiko, und dann nochmal Mexiko. Als würde sie es von einem Teller ablecken."

In einfacher aber bildgewaltiger Sprache erzählt Ladydi ihre Geschichte, die voller Armut und Elend steckt. Aber auch die Solidarität und Kraft der Frauen sind auf jeder Seite des Buches spürbar.  Die Autorin hat viele Jahre recherchiert und viele Frauen interviewt, um das Leben der Frauen realistisch zu beschreiben. Dies hat dazu beigetragen, dass mich das Schicksal von Ladydi noch mehr ergriffen hat. Trotz der bitteren Thematik, handelt es sich um einen kraftvollen Roman. 


Inhalt:

"Ladydi wächst in den mexikanischen Bergen auf, inmitten von Mais- und Mohnfeldern, in einem Dorf ohne Männer, denn die sind auf der Suche nach Arbeit über die Grenze oder längst tot. Es ist eine karge und harte Welt, in der ein Mädchenleben wenig zählt. Eine Welt, in der verzweifelte Mütter ihre Töchter als Jungen verkleiden oder sie in Erdlöchern verstecken, sobald am Horizont die schwarzen Geländewagen der Drogenhändler auftauchen. Aber Ladydi träumt von einer richtigen Zukunft, sie träumt von Freundschaft und Liebe und Wohlstand. Ein Job als Hausmädchen in Acapulco verspricht die Rettung, doch dann verwickelt ihr Cousin sie in einen Drogendeal. Und plötzlich hält sie ein Paket Heroin in den Händen, und ein gnadenloser Überlebenskampf beginnt.

Gebete für die Vermissten beschwört die unverbrüchliche Kraft der Hoffnung in einer schrecklichen Welt. In mutigen, schockierenden und bewegenden Bildern erzählt Jennifer Clement das Leben einer außergewöhnlichen jungen Heldin."



Über das Buch:

8,99 €
Erschienen: 07.12.2015
Verlag: Suhrkamp Taschenbuch 4640
Taschenbuch, 228 Seiten
ISBN: 978-3-518-46640-7


Freitag, 7. August 2020

Juliet Grames - Die sieben oder acht Leben der Stella Fortuna





Warum es sich zu lesen lohnt:


Es gibt Geschichten aus der eigenen Familie, die werden wieder und wieder erzählt. In meiner Familie sind es oft die lustigen Geschichten, die auf Festen immer wieder rausgekramt werden. Als Kind mochte ich besonders gerne die Geschichten, die mir meine Oma und mein Opa erzählt haben. Schon früh habe ich dabei erkannt, dass es auch Bereiche und Personen gab, von denen weniger gern erzählt wurde. Manchmal habe ich nachgehakt und bekam ein paar Informationen, manchmal aber war so gar nichts zu holen und das galt es dann zu akzeptieren, auch wenn ich noch so neugierig war.  Ich habe mich deswegen gleich auf den ersten Seiten von diesem Buch angesprochen gefühlt:

"Familiengeschichten sind eine knifflige Sache. Einige erzählen wir uns, bis wir sie leid sind, andere werden unerklärlicherweise gleich wieder vergessen. Oder vielleicht auch nicht unerklärlicherweise, vielleicht stören sie das Bild der Familie. Eine Generation will nichts von ihnen wissen, und schon hat die nächste nie von ihnen gehört. Damit sind sie verschwunden, von sanfteren Tönen überschrieben."

In diesem Roman erzählt die Autorin die Lebensgeschichte ihrer Großmutter, Mariastella Fortuna, 1920 in einem kleinen Dorf in Kalabrien geboren und fast hundert Jahre später in den USA gestorben. In ihrem langen Leben ist sie mehrmals dem Tod von der Schippe gesprungen. Obschon es zum Teil wirklich absurde Situationen waren, in denen Stella Nahtoderlebnisse hatte, ist das Buch an keiner Stelle unglaubwürdig oder kitschig. Stella ist eine faszinierende Persönlichkeit, extrem freiheitsliebend und gesellschaftskritisch. Dennoch musste sie sich den alten Traditionen und dem Willen ihres Vaters beugen und heiraten. Ihr Vater zwang die Familie nach Amerika auszuwandern und ihre Heimat zurücklassen. Stella bekommt in ihrem Leben viele Kinder, auch das geschieht nicht freiwillig. Trotz ihrer starken Persönlichkeit und ihrem Mut, gelingt es ihr nicht, das Leben zu leben, welches sie sich für sich selbst wünscht.

Bei der Auseinandersetzung der Autorin mit ihrer Familiengeschichte ist ein großartiger Familienroman entstanden, in dessen Mittelpunkt für mich die Frauen der Familie stehen. Stella, ihre Mutter Assunta und ihre Schwester Cettina verkörpern drei unterschiedliche Arten ein Leben zu leben, welches kaum freie Entscheidungen ermöglicht.

Juliet Grames hat mit diesem Roman dafür gesorgt, dass die Geschichte ihrer Großmutter nicht in Vergessenheit gerät und nebenbei eine perfekte Sommerurlaubslektüre verfasst.

 

Inhalt:

"Eine große italienisch-amerikanische Familien-Saga und das Porträt einer außergewöhnlichen Frau:

Für Stella Fortuna war der Tod schon immer ein Teil ihres Lebens. Ihre Kindheit ist geprägt von merkwürdigen Unfällen – Momenten, in denen alltägliche Situationen wie das Kochen von Auberginen oder das Füttern der Schweine beinahe tödliche Folgen haben. Sogar Stellas eigene Mutter ist überzeugt davon, dass ihre Tochter verflucht ist.
In ihrem ärmlichen Dorf in Kalabrien gilt Stella als seltsam: ebenso schön und klug wie frech und abweisend. Ihre innere Kraft nützt sie vor allem, um ihre kleine Schwester Tina vor den Härten des Lebens zu schützen. Doch immer wieder provoziert Stella auch den Zorn ihres Vaters Antonio, eines Mannes, der von Frauen Unterwürfigkeit verlangt, und dessen größtes Geschenk an seine Familie seine Abwesenheit ist.

Als die Fortunas vor dem Zweiten Weltkrieg nach Amerika auswandern, hofft Stella auf eine neue Freiheit – und muss erfahren, dass ihre Familie, und allen voran ihre Schwester Tina, ihr eines um jeden Preis verweigern wird: ihre Unabhängigkeit.

Im heutigen Amerika erzählt Stellas Enkelin die bewegende Geschichte ihrer Großmutter, die Geschichte eines Lebens zwischen Italien und den USA und den Kämpfen innerhalb einer Familie, die so alt sind wie die Zeit selbst.

Mit »Die sieben oder acht Leben der Stella Fortuna« hat Juliet Grames, Verlagsleiterin bei Soho Press, einen großen Familien-Roman geschrieben, der zum Teil auf ihrer eigenen italienisch-amerikanischen Familiengeschichte beruht."


 

Über das Buch:


Verlag: Droemer HC
Erscheinungstermin: 02.09.2019
496 Seiten
ISBN: 978-3-426-28212-0
Autorin: Juliet Grames
Übersetzt von: Werner Löcher-Lawrence
22,99 €


Samstag, 25. Juli 2020

Paolo Cognetti - Sofia trägt immer Schwarz



Warum es sich zu lesen lohnt:

Sofia, eine unglückliche, rastlose, melancholische Frau, die immer auf der Suche ist. Schon als Kind versuchte sie aus ihrer Familie auszubrechen. In ihrer Jugend beging sie einen Selbstmordversuch und wurde magersüchtig. Später sucht sie ihr Glück als Schauspielerin. Sofia passt nicht recht in diese Welt und kommt nirgendwo richtig an. Paolo Cognetti gelingt es, dieses Lebensgefühl eindrucksvoll zu beschreiben.

Das Buch hat einen besonderen Erzählstil, der Autor gewährt Einblicke in Sofias Leben, in dem er jedes der zehn Kapitel aus der Sicht einer anderen Person schreibt. Es sind ihr arbeitswütiger Vater, ihre depressive Mutter oder die politisch aktive Tante, die uns einen Blick auf Sofia erhaschen lassen. Sie bleibt jedoch bis zum Ende des Buches nicht wirklich greifbar. Wer ist diese Frau, die immer Schwarz trägt?

Die Kapitel sind einzelne Fragmente, die ich immer wieder zusammensetzen musste, in jedem Kapitel brauchte ich erst wieder Orientierung, um zu erkennen, aus welcher Sicht gerade erzählt wird und aus welcher Zeit ihres Lebens dieses Kapitel stammt. Das machte das Buch etwas mühsam zu lesen, aber der Erzählstil ist so besonders, dass es sich für mich definitiv dennoch gelohnt hat.


Inhalt:

"Sofia Muratore wäre so gern glücklich und trägt doch immer Schwarz. Sie hat zwei ungleiche Augen und fühlt sich wie ein »Luftballon hinter Gittern«. Mit zehn Jahren rasiert sie sich aus Protest die Haare, mit sechzehn hat sie von allem genug. Sie erträgt die Krisen der Eltern nicht, will Schauspielerin werden, wird aber nur magersüchtig. Sie zieht von Mailand nach Rom und dann nach New York. Sie verliebt sich, taucht ein in das Leben anderer und verflüchtigt sich sofort wieder wie Gas. Überhaupt ist Sofia immer auf der Flucht, vor ihren Freunden, Liebhabern, den Eltern und sich selbst – in der Hoffnung, anderswo endlich zur Ruhe zu kommen.

»Sofia trägt immer Schwarz« ist ein eindringlich-empathischer Roman über die Rastlosigkeit der Zeit - wie in seinem Bestseller »Acht Berge« beweist Paolo Cognetti ein feines Gespür für die drängenden Fragen unseres Lebens."

Quelle: https://www.randomhouse.de/Buch/Sofia-traegt-immer-Schwarz/Paolo-Cognetti/Penguin/e534269.rhd


Über das Buch:


Hardcover mit Schutzumschlag, 240 Seiten, 12,5 x 20,0 cm
ISBN: 978-3-328-60027-5
Erschienen am  24. September 2018
Verlag: Penguin Verlag
18,00 €


Freitag, 3. Juli 2020

Kent Haruf - Lied der Weite



Warum es sich zu lesen lohnt:


Kent Haruf nimmt uns mit in die fiktive Kleinstadt Holt, irgendwo in Colorado. Er beschreibt in einer ruhigen Sprache das Leben der Menschen dort. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die 17-jährige Victoria, die ungewollt schwanger,  von ihrer Mutter verstossen wird. Ihre Lehrerin nimmt sich ihr an und organisiert ihr ein Zimmer bei den McPheron Brüdern. Die haben ein sehr gutes Herz, sind aber wortkarg und haben ihr ganzes Leben ohne eine Frau verbracht. Sie züchten Vieh und leben sehr abgeschieden. Zunächst sind sie überfordert, mit ihrer neuen Mitbewohnerin und versuchen Parallelen zwischen einem schwangern Mädchen und trächtigen Kühen zu sehen. Nach und nach lassen sie Victoria jedoch in ihr Herz hinein und es entwickelt sich eine sehr ungewöhnliche WG. Der gemeinsame Einkauf eines Babybettchens, in der nächsten größeren Stadt, ist nur einer der beschriebenen Momente, die mir besonders im Gedächtnis geblieben sind und mich bewegt haben.

Mir hat an dem Buch besonders der ruhige Schreibstil gefallen. Dem Autor gelingt es, dass man sehr schnell eintaucht, in das Leben in Holt und sich von den Menschen und ihren Schicksale berühren lässt. Er beschreibt die Charaktere mit viel Wärme und so entsteht eine leise Geschichte der Begegnungen.


Inhalt:

"Victoria, siebzehn und schwanger, wird von ihrer Mutter vor die Tür gesetzt. Da überredet ihre Lehrerin Maggie die Brüder McPheron, zwei alte Viehzüchter, das Mädchen bei sich aufzunehmen. Ein erst widerwilliger Akt der Güte, der das Leben von sieben Menschen in der Kleinstadt Holt in Colorado umkrempelt und verwandelt."


Über das Buch:



Hardcover Leinen
384 Seiten
erschienen am 01. Januar 2018
Verlag: Diogenes Verlag
ISBN 978-3-257-07017-0
€ (D) 24.00

Samstag, 6. Juni 2020

Meera Sodha - Original Indisch



Warum es sich zu lesen und daraus zu kochen lohnt:


Ein Kochbuch voller indischer Alltagsgerichte, die nicht aufwendig zu kochen sind und dennoch so lecker und ausgefallen schmecken, als hätte man einen halben Tag in der Küche verbracht. Das "20-Minuten-Fisch-Curry" dauert in der Tat nur 20 Minuten und besteht aus 12 Zutaten, davon hat man die meisten daheim. Das gefällt mir an dem Buch besonders gut: Man muss nicht unbedingt erst einmal Einkaufen gehen und allerhand exotische Sachen besorgen. Auch das "Arbeiter-Curry" ist aus Vorräten schnell zubereitet. Das Zimt-Lamm-Curry braucht zwar viel Zeit, aber wenig Aufmerksamkeit und zergeht einem im Mund.

Tolle, bunte Bilder, die nicht nur hungrig, sondern auch Lust auf eine Indienreise machen, runden das Kochbuch ab. Das Durchblättern ist pure Inspiration und macht einfach Spaß.

Dieses Kochbuch gehörte schon nach zwei ausprobierten Rezepten zu meinen Lieblingskochbüchern, es gibt kein einziges Rezept darin, dass ich nicht nachkochen möchte. So lecker und so einfach!



Inhalt:

"Yotam Ottolenghi sagt über dieses Buch: „[Es] ist bezaubernd, persönlich, voller Liebe und Knoblauch“. Eine bessere und charmantere Empfehlung kann man sich kaum vorstellen. Das Buch präsentiert auf 312 Seiten die ganz klassische indische Küche – einfach, aromatisch und schlichtweg köstlich. 130 Rezepte hat die Foodbloggerin und Köchin Meera Sodha niedergeschrieben. Rezepte, die davor innerhalb ihrer Familie von Generation zu Generation mündlich weitergegeben wurden. Eine Mühe, die sich gelohnt hat, denn herausgekommen ist eine sehr persönliche Rezeptsammlung und ein ganz authentischer Einblick in die indische Kochtradition. Schon beim Lesen der Rezeptliste läuft einem das Wasser im Munde zusammen: köstliche Samosas, saftiges Auberginen-Kirschtomaten-Curry, würziger Lamm-Burger, scharfer Kalmar mit Spinat-Tomaten-Koriander-Salat, Karamellisiertes Zwiebel-Kokos-Eier-Curry, ein klassisches Dal, Dattel-Tamarinden-Chutney oder Pistazieneis mit Safran. Das Beste aber ist: Sodha beweist in ihrem Buch, dass die indische Küche alles andere als kompliziert ist. Extras gibt es zu den passenden Getränken, auch Wein!, und zu den landestypischen Zutaten, die es in der Regel im gut sortierten Supermarkt oder Asialaden auch bei uns problemlos zu kaufen gibt.
Das Buch ist besonders liebevoll gestaltet, farbenfroh wie die indische Küche und von außen wie innen ein Augenschmaus! Meera Sodha wuchs in England auf. Ihre Großeltern stammen aus Gujarat, Indien. Sie wanderten aus und landeten 1972 schließlich in England. Die traditionelle Familienküche wurde gepflegt und mündlich weitergegeben. Meera ist die Erste, die die Rezepte aufgeschrieben hat. Sie hat einen Food-Blog und kocht gelegentlich in Restaurants oder Pubs in London."


Über das Buch:


ISBN 978-3-8310-2784-2
September 2015
312 Seiten, 189 x 246 mm, fester Einband
Ca. 160 Farbfotografien
Verlag: Dorling Kindersley Verlag
24,95 €


Donnerstag, 28. Mai 2020

Martina Borger - Wir holen alles nach

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Ein wunderschönes Buch. Die Freundschaft zwischen der lebensfrohen Rentnerin Ellen und dem kleinen Jungen Elvis hat mich sehr angesprochen. Ellen führt mit ihrem Hund ein sehr ruhiges und besonnenes Leben. Sie gibt Nachhilfe und trägt Zeitungen aus, um ihre Rente ein wenig aufzubessern. Elvis lebt bei seiner Mutter Sina und ihrem neuen Partner und ist ein zurückgezogener Junge, der Tiere liebt und sich bei Ellen, schon allein wegen ihres Hundes, sofort wohlfühlt. Die Freundschaft entwickelt sich leise und still. Das hat mir besonders gut gefallen.

Sina, Elvis Mutter, ist eine sehr gestresste Alleinerziehende, die alles richtig machen möchte und dennoch ein permanent schlechtes Gewissen hat. Ihr neuer Partner bringt ein großes Problem in ihr Leben, welches sie zunächst nicht wahrhaben möchte.

Die Autorin gibt abwechselnd Einblicke in Sinas und Ellens Leben und beschreibt die beiden Frauen mit ihren jeweiligen Themen sehr feinfühlig. Die Figuren sind mir so nah gekommen, dass ich gerne eine Tasse Tee mit Ellen trinken wollte, besonders als sie sich von ihrem Hund verabschieden musste, war sie mir sehr nah. Ein wirklich tolles Buch, dass auf eine sehr leise Art, große Emotionen thematisiert.

Inhalt:

 

"Job und Kind unter einem Hut – die alleinerziehende Sina jongliert damit seit Jahren. Seit kurzem wird sie von ihrem neuen Partner Torsten dabei unterstützt. Und sie haben Ellen, Ende sechzig, die sich für Nachhaltigkeit einsetzt und das hat, was sich Sinas Sohn Elvis so wünscht: Zeit, Geduld – und einen Hund. Doch dann widerfährt dem sensiblen Jungen etwas Schlimmes. Da er sein Geheimnis nicht preisgibt, spinnt sich ein fatales Netz aus Gerüchten um die kleine Patchworkfamilie."
Quelle: https://www.diogenes.ch/leser/titel/martina-borger/wir-holen-alles-nach-9783257071306.html


Über das Buch:

 

Hardcover Leinen
304 Seiten
erschienen am 25. März 2020
ISBN 978-3-257-07130-6
€ (D) 22.00
Verlag: Diogenes



Dienstag, 26. Mai 2020

Gil Ribeiro - Lost in Fuseta - Reihe




Warum sie sich zu lesen lohnen:

 

Leander Lost, ein Kommissar, der nicht lügen kann, über ein fotografisches Gedächtnis verfügt und keinen Humor versteht. Als er im Rahmen eines Austauschprogramms von Deutschland an die Algarve kommt, um die beiden Inspektor*innen Carlos und Graciana bei ihren Ermittlungen zu unterstützen, löst er zunächst eine gewisse Ratlosigkeit bei seinen neuen Kolleg*innen aus. Sehr schnell stellt sich heraus, dass Leander Lost ein besonderer Kommissar ist, einer mit Asperger Syndrom. Das stellt das Ermittlerteam vor einige Herausforderungen aber es bringt auch häufig Vorteile bei der Aufklärung der Verbrechen.

Es sind nicht die einzelnen Fälle, die die Bücher für mich so lesenswert machen, sondern die zwischenmenschlichen Beziehungen des Ermittlerltrios und die Beschreibung von Land und Leuten. Die Charaktere werden sehr gut dargestellt, von Buch zu Buch erfährt man immer mehr über sie und ihre Vergangenheit und Lebensgeschichte. Die portugiesische Mentalität kommt immer wieder zum Vorschein, die Landschaft und das Essen sind so schön beschrieben, dass man sofort hinfahren möchte.

Der Autor schreibt mit viel Humor über diesen besonderen, liebenswerten Kommissar, ohne ihn und seine Erkrankung dabei ins Lächerliche zu ziehen. Ich mochte den Charakter auf Anhieb.

Jedes Buch behandelt einen Fall, den es zu lösen gibt. Darüber hinaus wachsen die drei sehr unterschiedlichen Menschen aber immer mehr zusammen und es entwickeln sich spannende Beziehungen. Für mich macht genau das diese Reihe so lesenswert, deswegen empfehle ich, die Bücher in der erschienenen Reihenfolge zu lesen. Nur so bekommt man mit, wie Leander Lost langsam aber sicher in Fuseta ankommt und eine Beziehung zu diesem Landstrich und den Menschen dort aufbaut.

Krimis lese ich selten, sie begeistern mich nur dann, wenn sie mich über die zu lösenden Fälle hinaus ansprechen. Der Kommissar mit Asperger Syndrom hat mich so in den Bann gezogen, dass ich gleich alle 3 Bände gelesen habe und mich nun auf den soeben erschienenen vierten Fall freue.

Inhalt:

 

Band 1:


"Der erste Fall für Leander Lost, den neuen Ermittler-Star in der Krimi-Landschaft.

Das Septemberlicht an der Algarve ist von betörender Schönheit. Am Flughafen von Faro nehmen Sub-Inspektorin Rosado und ihr Kollege Esteves einen schlaksigen Kerl in schwarzem Anzug und mit schmaler Lederkrawatte in Empfang: Leander Lost, Kriminalkommissar aus Hamburg, für ein Jahr in Diensten der Polícia Judiciária. Eine Teambildung der besonderen Art beginnt, als die portugiesischen Sub-Inspektoren feststellen müssen, dass ihr neuer Kollege aus Deutschland nicht nur merkwürdig gekleidet ist, sondern sich auch merkwürdig verhält. Erst langsam kommen sie dem Mörder eines Privatdetektivs auf die Spur, sowie der Tatsache, dass Leander Losts Merkwürdigkeiten dem Asperger-Syndrom geschuldet sind – und dass seine Inselbegabungen äußerst hilfreich sind bei der Lösung des Falls um die schmutzigen Machenschaften eines Wasserversorgers an der Algarve."
Quelle: https://www.kiwi-verlag.de/buch/gil-ribeiro-lost-in-fuseta-9783462051629

Band 2:


"Im zweiten Fall seiner fulminanten Krimireihe um Leander Lost führt uns Gil Ribeiro in einen äußerst spannenden Fall, dessen Hintergründe um die koloniale Vergangenheit Portugals kreisen.»Ich habe das Gefühl, ich bin jetzt angekommen«, hatte Leander Lost schwer verletzt, aber glücklich zu seinen neuen portugiesischen Kollegen gesagt, nachdem sie in ihrem ersten gemeinsamen Fall den schmutzigen Geschäften eines Wasserversorgers an der Algarve auf die Schliche gekommen waren – und nachdem Lost endlich verstanden hatte, wie man einen gelungenen Witz macht. So stürzt sich der schlaksige Deutsche und Asperger-Autist gemeinsam mit den Sub-Inspektoren Graciana Rosado und Carlos Esteves in die Ermittlungen um eine verschwundene Kollegin – zumal er fasziniert ist von der Tochter der Verschwundenen, die ähnlich eigenwillig auf die Welt zu blicken scheint wie er …"

Quelle: https://www.kiwi-verlag.de/buch/gil-ribeiro-spur-der-schatten-9783462053050

Band 3:


"Der dritte Fall für den Ausnahmeermittler Leander Lost.
Spannung, fantastische Figuren, Humor und sehr viel Liebe für die portugiesische Lebensart und die Algarve – auch der dritte Band der Krimi-Reihe hat all die Zutaten, die die Romane zum Dauerbrenner in der SPIEGEL-Bestsellerliste machen. Kann es tatsächlich sein, dass sie ihn liebt? Ihn? Einen mit Asperger-Syndrom? Der Kuss von Soraia Rosado am Flughafen von Faro hat Leander Lost, den Hamburger Kommissar in Diensten der portugiesischen Polícia Judiciária, in große Verwirrung gestürzt – und die Tipps in Sachen Liebe, mit denen ihn sein Kollege Carlos Esteves versorgt, sind nicht unbedingt hilfreich. Doch dann wird in Fuseta die Leiche des deutschen Aussteigers Uwe Ronneberg gefunden, und Leander Lost mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Denn überraschend tauchen zwei seiner Kollegen aus Hamburg auf – Amtshilfe ersuchen. Im nah gelegenen Tavira ereignet sich ein weiterer Mord, Opfer ist die Lehrerin Isamara Alves. Und über allem schwebt als Damoklesschwert die drohende Rückkehr Losts nach Deutschland …"
Quelle: https://www.kiwi-verlag.de/buch/gil-ribeiro-weisse-fracht-9783462054248

 

Über die Bücher:

 

Band 1:

Verlag: KiWi-Taschenbuch
Erscheinungstermin: 12.04.2018
400 Seiten
ISBN: 978-3-462-05162-9
9,99 €

 

Band 2:

Verlag: KiWi-Taschenbuch
Erscheinungstermin: 11.04.2019
368 Seiten
ISBN: 978-3-462-05305-0
10,00 €

 

Band 3:

Verlag: KiWi-Taschenbuch
Erscheinungstermin: 07.05.2020
400 Seiten
ISBN: 978-3-462-05424-8
11,00 €

 

Montag, 11. Mai 2020

Peter Stamm - Weit über das Land


Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Was passiert eigentlich, wenn man einer spontanen Eingebung folgt und sein bisheriges Leben hinter sich lässt? Ein spannender Gedanke, den Peter Stamm in seinem Roman aufgreift.

Thomas beschliesst eines Tages, ohne einen konkreten und akuten Grund, seine Familie zu verlassen. Er steht auf, geht durch das Gartentor und kehrt seiner Frau und seinen beiden Kindern den Rücken zu. Er geht einfach los, ohne einen Plan zu haben, geht er weiter, immer weiter. Schnell kommt der Punkt, an dem es kein Zurück mehr zu geben scheint und die Stunden erst zu Tagen und dann zu Wochen, Monaten und Jahren werden.

Seine Frau Astrid durchlebt die Phasen die Trauer: Leugnen, Wut, Verhandeln, Depression, Akzeptanz. Sie sucht nach Gründen aber findet keine, ringt mit den Lügen gegenüber den Kindern, sucht ihn und arrangiert sich schließlich in ihrem Leben ohne Thomas.

Der Roman wechselt zwischen Astrids und Thomas Geschichte hin und her. Mich hat dieses leise Buch sehr fasziniert.


Inhalt:

 

"Ein Mann steht auf und geht. Einen Augenblick zögert Thomas, dann verlässt er das Haus, seine Frau und seine Kinder. Mit einem erstaunten Lächeln geht er einfach weiter und verschwindet. Astrid, seine Frau, fragt sich zunächst, wohin er gegangen ist, dann, wann er wiederkommt, schließlich, ob er noch lebt.
Jeder kennt ihn: den Wunsch zu fliehen, den Gedanken, das alte Leben abzulegen, ein anderer sein zu können, vielleicht man selbst. Peter Stamm ist ein Meister im Erzählen jener Träume, die zugleich locken und erschrecken, die zugleich die schönste Möglichkeit und den furchtbarsten Verlust bedeuten. »Weit über das Land« ist ein Roman, der die alltäglichste aller Fragen stellt: die nach dem eigenen Leben."

Quelle: https://www.fischerverlage.de/buch/peter_stamm_weit_ueber_das_land/9783596031269

 

Über das Buch:

 

Taschenbuch
Preis € (D) 10,00 | € (A) 10,30
ISBN: 978-3-596-03126-9
224 Seiten,
Verlag: FISCHER Taschenbuch


Freitag, 24. April 2020

Fabio Genovesi - Wo man im Meer nicht mehr stehen kann





Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Dieses Buch lässt uns für eine Weile die Welt durch die Augen eines Kindes sehen und das lohnt sich für uns Erwachsene von Zeit und Zeit. Es sind die Augen des klugen, seltsamen und ausgesprochen liebenswerten, 6jährigen Fabio. Er lebt in einem toskanischen Dorf und hat mehr mit seinen alten, schrägen Onkeln zu tun, als mit Gleichaltrigen. Die Onkel wollen ihn auf das Leben vorbereiten, doch sie haben eine ganz eigene Vorstellung davon, wie das aussehen soll und nehmen ihn hin und wieder auf illegale Ausflüge mit. Diese werden dann aus der Sicht des Kindes beschrieben, was mich oft zum Lachen gebracht hat. Der Roman hat jedoch auch eine Tiefe, denn Fabios Vater liegt im Koma und Fabio besucht ihn täglich, liest ihm aus seinen Sachbüchern vor und glaubt unaufhörlich an ein Wunder.

"Wenn es etwas wirklich Unmögliches auf der Welt gibt, dann, dass manche Leute glauben, es gäbe Dinge der Unmöglichkeit. Und doch gibt es solche Leute, ja, es sind gar nicht mal so wenige, und das wiederum heißt, dass auf der Welt wirklich alles möglich ist, und wie die es schaffen, das nicht zu bemerken, weiß ich nicht."

Den Schreibstil fand ich zu Beginn etwas holprig, aber nach einer Weile habe ich gut hineingefunden. Fabios kindliche und dabei oft sehr philosophische Betrachtungen über das Leben, machen dieses Buch lesenswert.

Inhalt:


"Der 6jährige Fabio hat es nicht leicht: Seine „10 Großväter“, die vielen unverheirateten Brüder seines Opas, reißen sich nur darum, ihn zu den kuriosesten Unternehmungen mitzunehmen. Erst in der Schule merkt Fabio, dass man als Kind auch mit Gleichaltrige spielen kann – doch da ist seine Rolle als Außenseiter schon vorprogrammiert. Die Kindheit am (und über weite Teile auch im) Meer ist für den Jungen ein ebenso großes Abenteuer wie die Entdeckung des Lesens und Schreibens. Und als sein Vater nach einem tragischen Unfall regungslos im Krankenhaus liegt, sind es die selbst verfassten Texte des inzwischen 12jährigen, die bei seinem Vater eine Reaktion auslösen. »Wo man im Meer nicht mehr stehen kann« ist eine virtuos erzählte Familiengeschichte voller liebenswert-schrulliger Figuren und sommerlicher Italien-Atmosphäre. Mit seinen autobiografischen Zügen ist der Roman gleichzeitig eine Liebeserklärung an die (wortwörtlich lebensrettende) Kraft des Schreibens und der Fantasie."
Quelle: https://www.randomhouse.de/Buch/Wo-man-im-Meer-nicht-mehr-stehen-kann/Fabio-Genovesi/C-Bertelsmann/e538332.rhd

Über das Buch:


Aus dem Italienischen von  Mirjam Bitter
Originaltitel: Il mare dove non si tocca
Originalverlag: Mondadori Libri SpA, Milano 2017
Hardcover mit Schutzumschlag, 416 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-570-10349-4
Erschienen am 13. Mai 2019
Verlag: C. Bertelsmann
22,00  €


Montag, 13. April 2020

Lutz Geissler - Brot backen in Perfektion mit Hefe



Warum es sich lohnt, die Rezepte aus diesem Buch auszuprobieren:

 

Brot backen klingt irgendwie romantisch und nach einer achtsamen Tätigkeit mit den Händen. Grund genug für mich, dass ich es ausprobieren wollte. Ich bekam von einer Kollegin die Empfehlung, dass mit diesem Buch wirklich nichts schief gehen könne und ich lediglich ein Gärkörbchen und einen Gusseisernen Topf bräuchte. Na dann mal los.

Da auch ich im Moment viel Zeit Zuhause verbringe, war das der perfekte Zeitpunkt, um meine Brotbackpläne in die Tat umzusetzen. Ich habe in den letzten Wochen bereits fünf der Rezepte ausprobiert und muss sagen: Jedes Brot und auch die Buchteln waren der Hit. Es wird immer nur ganz wenig Hefe verwendet, dadurch ist das Brot sehr bekömmlich. Es braucht allerdings 24 Stunden Zeit, bevor es in den Ofen darf. Ich bin ein eher ungeduldiger Mensch, habe aber festgestellt, dass es mir leicht fällt, dem Brot Zeit zu geben. Denn es wird dadurch umso leckerer und ich liebe es, im Vorbeigehen in das Gärkörbchen zu schauen und alle 8 Stunden den Teig zu falten, damit er Sauerstoff bekommt.  Keine Sorge, alle Schritte sind gut erklärt und mit Fotos versehen. Am Anfang musste ich noch viel hin- und herblättern, aber inzwischen habe ich das Prinzip verstanden und kenne die Abläufe. Es ist auch gar nicht so viel Arbeit, aber ein wenig Zeitmanagement ist notwendig, damit das Brot dann rechtzeitig zum Sonntagsfrühstück aus dem Ofen kommt. Der Duft, der dann schon vorher durch die Wohnung zieht, ist himmlisch. Das hier ist ein von mir gebackenes Weizenvollkornbrot mit einer sagenhaften Kruste:


Ich verspreche Euch: Wenn Ihr das erste selbst gebackene Brot aus dem Ofen holt und anschneidet, macht sich ein Gefühl von Glück und Genuss breit.



Inhalt:

"Und genau so bekommen Sie es selbst hin!
Das Plötz-Prinzip ist ein Segen für Neueinsteiger und für alle, deren Brote bisher nie so schön und knusprig waren wie vom Bäcker. Brotpapst Lutz Geißler hat dafür spezielle Tricks und äußerst präzise Rezepte entwickelt, die fehlendes Equipment wieVedampfung im Ofen und teure Gärschränke, die sonst nur Bäcker haben, komplett überflüssig machen. Ein normaler Ofen und handelsübliches Mehl genügen. Nicht mal eine Knetmaschine ist für ein perfektes Backergebnis notwendig. Mit weniger als einem Gramm Hefe pro Brot, aber mindestens 20 Stunden Ruhezeit erreicht er „gutmütige“ Teige, die sich jederzeit perfekt in einem komfortablen Zeitfenster von zwei Tagen fertig backen lassen. Geschmack und Bekömmlichkeit sind dabei der üblichen Teigführung deutlich überlegen. Über 70 Klassiker wie Baguettes, Brötchen, Hörnchen, Körner- und Mischbrote, Pizza und Focaccia lassen sich so auch für allerhöchste Ansprüche einfach und sicher selbst backen. Die Ergebnisse können nicht nur optisch mühelos mit Backwaren aus der Bäckerei mithalten, sondern sind auch frei von jeglichen Zusätzen und geschmacklich unübertroffen. Und mit den präzisen Schritt-für-Schritt-Anleitungen von Lutz Geißler gelingen die schönsten Krusten und grobporigen Krumen wie von selbst."

Quelle: https://bjvv.de/Buch/9783954531042-Brot-backen-in-Perfektion-mit-Hefe



Über das Buch:

 

ISBN 978-3-95453-104-2
29,95 EUR (D), 30,80 EUR (A)
192 Seiten
Format 23,5 x 28 cm, 187 Fotos, gebunden, mit SU
Verlag: Becker Joest Volk Verlag


Sonntag, 5. April 2020

Anna Hope – Was wir sind




Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Ein bewegender Roman über die Freundschaft dreier Frauen. Sie haben in ihren Zwanzigern gemeinsam in einem Haus in London gelebt, inzwischen sind sie Mitte dreißig und für Jede ist es anders gekommen, als sie es sich gewünscht und geplant hat.

Hannah kämpft mit ihrem unerfüllten Kinderwunsch. Lissa hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und wartet immer noch auf ihren Durchbruch als Schauspielerin. Cate hat ein Baby bekommen, ist aufs Land gezogen und stellt ihr Leben in Frage.

Sie stehen an völlig unterschiedlichen Punkten in ihrem Leben und es fällt ihnen zunehmend schwerer die Ängste, Nöte und Sehnsüchte der Freundinnen zu verstehen, weil sie sich so sehr von den eigenen unterscheiden. Anna Hope nimmt uns mit auf eine Reise durch das Leben der drei Frauen, mir ist jede von ihnen ans Herz gewachsen, weil die Autorin intime Eindrücke in die Gefühlswelt von Hannah, Lissa und Cate ermöglicht. Die Kapitel handeln abwechselnd von den drei Protagonistinnen und immer wieder gibt es Rückblenden in die gemeinsame Vergangenheit. So konnte ich mir sehr schnell ein Bild von den drei Frauen machen und in ihre Leben eintauchen.

Für mich behandelt das Buch nicht nur die Frage, was aus dem Menschen geworden ist, der man einmal sein wollte, sondern auch, ob eine gemeinsame Vergangenheit ausreicht, um eine Freundschaft aufrecht zu erhalten, wenn es in der Gegenwart zunehmend weniger Gemeinsamkeiten gibt? Die Autorin greift diese Fragen in einem lesenswerten Roman auf.


Inhalt:

 

Was ist aus dem Menschen geworden, der du einmal sein wolltest? – Anna Hope über drei ungleiche Frauen und ihre gemeinsame Zeit in London, über Freundschaft und die intimen Fragen eines jeden Lebens

Nach einer atemlosen gemeinsamen Zeit in London stehen Hannah, Cate und Lissa mit Mitte dreißig an ganz unterschiedlichen Punkten. Hannah liebt ihr Leben und das Leben mit Nathan, doch alles scheint wertlos ohne ein Kind. Cate ist nach der Geburt ihres Sohnes nach Canterbury gezogen und hat das Gefühl, sich mehr und mehr selbst zu verlieren. Und Lissa steht nach einer schwierigen Beziehung auf der Schwelle zu ihrem Traum. Was wollen wir, was können wir sein? „Beeindruckend scharfsinnig und voller emotionaler Weisheit“ (The Observer) erzählt Anna Hope von drei Frauen unserer Zeit und kommt dabei ihren Figuren so nah wie wir sonst nur uns selbst.

Quelle: https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/was-wir-sind/978-3-446-26563-9/

 

 

Über das Buch:


Erscheinungsdatum: 17.02.2020
368 Seiten
Hanser Verlag
ISBN 978-3-446-26563-9
Deutschland: 22,00 €

 


Freitag, 27. März 2020

Christiane Neudecker - Der Gott der Stadt


 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Berlin nach der Wende, fünf jungen Student*innen beginnen ihre Ausbildung an einer renommierten Schule als Regisseur*innen. Sie sind auserwählt, aus einer Vielzahl von Bewerber*innen und haben vom ersten Tag an das Gefühl, etwas Besonderes zu sein, zusätzlich stehen sie aber auch unter dem Druck, den Erwartungen gerecht zu werden. Sie werden von dem Regieguru Korbinian Brandner unterrichtet. Dieser stellt sie vor eine große Herausforderung, die jede*r von ihnen an die eigenen Grenzen bringt. Jede*r erhält einen Satz aus dem Faustfragment von Georg Heym und daraus sollen sie gemeinsam eine Inszenierung auf die Beine stellen. Jede*r  versucht diesen Satz mit Haut und Haar zu ergründen, Genie und Wahnsinn liegen hier nah beieinander.

Katharina (Hauptfigur und Icherzählerin) ist von Nürnberg in das wiedervereinigte Berlin gezogen und beschreibt die dortige Stimmung nach der Wende sehr eindrucksvoll. Nele ist eine hübsche Schauspielerin, die von einem berühmten Kollegen samt Kind sitzengelassen wurde und nun versucht in der Regie Fuss zu fassen. Francois kommt aus Frankreich, hat Heimweh, ist einsam und lenkt sich mit Essen ab. Er holt sich Unterstützung von Satanisten, um sich seinen Satz des Faustfragments zu erschließen. Und dann ist da noch Schwarz, er konsumiert Drogen aller Art und versucht auf diesem Wege mit seinem Leben fertig zu werden. Tadeusz ist der Neffe von dem berühmten Professor Brandner, der die Fünf unterrichtet. Ihn und Brandner verbindet eine geheimnisvolle Familiengeschichte.

Man kann schon an den fünf Figuren erahnen, wie vielschichtig dieser Roman ist. Auf den fast 700 Seiten wurde es nie langweilig und oft richtig spannend.

Über Georg Heym und sein Fausfragment habe ich vor diesem Buch nichts gewusst, das hat das Buch aber nicht weniger spannend gemacht. Inzwischen habe ich ein wenig recherchiert und nachgelesen und bin seitdem noch beeindruckter davon, wie Christiane Neudecker hier Fiktion und Wirklichkeit verwoben hat.

 

Inhalt:

 

"Am Anfang steht der Tod. Jemand versinkt zwischen geborstenen Eisschollen und eine Leiche baumelt von der Decke eines Theaters. Die Todesfälle liegen Jahrzehnte auseinander, doch es ist der gleiche Todestag: der 16. Januar. Im Winter 1912 ertrank Georg Heym beim Schlittschuhlaufen, 1995 werden die Novizen einer elitären Schauspielschule im gerade wiedervereinten Berlin auf sein verrätseltes Faust-Fragment angesetzt. Angestachelt von ihrem Professor verstricken sie sich immer tiefer in den Gedankenlabyrinthen des genialischen Dichters. Der psychologische Druck steigt, Konkurrenz entflammt, Wahn und Wirklichkeit beginnen zu verschwimmen. Dann wird ein Toter auf der Probebühne der Schule gefunden. War es Mord, Selbstmord - oder doch ein Teufelspakt?"

Quelle: https://www.randomhouse.de/Buch/Der-Gott-der-Stadt/Christiane-Neudecker/Luchterhand-Literaturverlag/e526117.rhd

 

Über das Buch:

 

Roman
Erscheinungstermin: 19. August 2019
672 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-630-87566-8
Verlag: Luchterhand 
24,00 €

 

 

Mittwoch, 18. März 2020

Dr. Bharat B. Aggarwal - Heilende Gewürze


Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Ich liebe Gewürze!
Wenn ich mir einen Chai zubereite und die einzelnen Zutaten im Mörser zerstosse und mir dabei der Duft der Gewürze in die Nase steigt, ist mir klar: Gewürze haben eine heilende Wirkung.

Beim Genuss der ersten Tasse Chaitee, wird mir wohlig warm. Das macht der Pfeffer, aber durch dieses Buch habe ich erfahren, was der schwarze Pfeffer noch so alles kann: er wirkt sich positiv auf Schilddrüsenüberfunktion und Bluthochdruck aus. Auch der Kardamom, eines meiner Lieblingsgewürze, schmeckt nicht nur wunderbar, sondern kann auch die Heilung einer Nebenhöhlenentzündung unterstützen. Mit diesem Wissen schmeckt mir doch mein Chai gleich noch besser.

Dieses Buch ist nicht nur ein tolles Nachschlagewerk, sondern es macht auch einfach Spaß, darin zu blättern und dabei mehr über Gewürze zu erfahren. Insgesamt werden 50 Gewürze vorgestellt, dabei wird auf deren Wirkung eingegangen, aber es gibt auch praktische Tipps, wie man das jeweilige Gewürz verstärkt in die Alltagsküche einbauen kann: Apfel- oder Pflaumenkompott mit Sternanis verfeinern oder frische Minze in die Butter streuen und damit Maiskolben bestreichen -klingt das nicht herrlich? Es gibt auch ganz konkrete Rezepte und einen Leitfaden zum therapeutischen Potential der Gewürze.

Ich habe das Buch schon eine ganze Weile, aber blättere immer wieder darin und entdecke immer wieder neue, interessante Dinge. Und dann ziehe ich los, in den Kräuter- und Gewürzladen meines Vertrauens, und decke mich mit Safran, Chili, Vanille und Co ein, um immer weiter einzutauchen, in die spannende Welt der Gewürze.

 

 

Inhalt:

 

"Gewürze sind wertvolle Küchenfreunde und sorgen für den guten Geschmack. Gewürze können jedoch noch viel mehr – sie verfügen über eine enorme Heilkraft.

Dr. Aggarwal erforscht seit Jahren am renommierten M.D. Anderson-Krebszentrum der Universität Texas die Heilwirkung von Gewürzen. Viele Gewürze sind echte Kraftpakete bei der Verteidigung des Körpers gegen Mikroben – Bakterien, Viren und Pilze. Sie wirken entzündungshemmend und können sogar den Alterungsprozess verlangsamen.

In seiner Gewürzbibel beschreibt der erfahrene Forscher ausführlich und äußerst lebendig die wichtigsten 50 Gewürze, deren Anwendungsgebiete sowie wissenschaftliche Belege für deren Wirkung und nicht zuletzt leckere Rezepte. So reguliert Zimt den Blutzucker, Kurkuma schützt vor Krebs, Oregano hilft bei Infektionen, Mandeln bei Bluthochdruck und Curryblätter bei Alzheimer.

Ein Buch zum Nachschlagen und Anwenden – vom Kauf der Gewürze bis zur Aufbewahrung und Verwendung in Gerichten, in außergewöhnlichen Gewürzmischungen oder direkt als präzise gewähltes Heilmittel."

Quelle: https://www.narayana-verlag.de/Heilende-Gewuerze-Bharat-B-Aggarwal/b14712

 

 

Über das Buch:


512 Seiten, geb.
erschienen 2015
ISBN: 978-3-95582-026-8
Verlag: Narayana Verlag
29,00 €

Hier könnt Ihr das Buch direkt beim Verlag bestellen:
https://www.narayana-verlag.de/Heilende-Gewuerze-Bharat-B-Aggarwal/b14712


Freitag, 28. Februar 2020

Eva Schmidt - Die untalentierte Lügnerin

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Dieses Buch hat mich zwiegespalten zurückgelassen. Normalerweise schreibe ich meine Rezensionen ein paar Tage, nachdem ich das Buch beendet habe. Dieses Mal sind ein paar Wochen ins Land gegangen, bis ich mir eine Meinung über den Roman bilden konnte. Besonders zu Beginn verspürte ich mehrmals den Impuls ihn aus der Hand zu legen, war dann aber doch froh, es nicht getan zu haben.

Maren, eine junge Frau, kommt nach einem gescheiterten Ausbildungsversuch und einem Klinikaufenthalt wegen ihrer Essstörung, zurück an den Ort ihrer Kindheit und Jugend. Im luxuriösen Haus mit Seeblick, der egozentrischen und psychisch auffälligen Mutter und ihrem reichen Stiefvater, bröckelt die Fassade der Familie immer mehr und Maren wird zunehmend Teil des Lügengerüsts, auf welches die Familie aufgebaut ist.

Die Geschichte ist beklemmend, das Verhältnis von Maren zu ihrem Stiefvater liess mich immer wieder den Atem anhalten. Bis zuletzt wird nicht ganz klar, ob die Fragmente der Geschichte, die Maren schreibt Parallelen zu ihrer eigenen Geschichte haben, oder lediglich erfunden sind. Auch die Beziehung zu ihrer Mutter ist kompliziert und es wird immer klarer, warum es für Maren so schwer ist, sich ihr eigenes Leben aufzubauen und Beziehungen zu pflegen.

„Es war so einfach, über andere nachzudenken, sich vorzustellen, wie sie lebten, was sie sagten. Einfacher, als sich über das eigene Leben Gedanken zu machen. Schließlich waren es immer dieselben Fragen, die sie sich stellte. Was kann ich tun? Wie geht es weiter? Wie soll mein Leben, meine Zukunft sein?“

Die Sprache der Autorin ist schnörkellos und reduziert, was zur Geschichte passt, aber die Stimmung umso bedrückender macht. Es handelt sich bei dem Roman einerseits um ein Familiendrama, aber auch um die Geschichte einer jungen Frau, die verzweifelt versucht, sich ein eigenes Leben aufzubauen und der dabei immer die eigene Vergangenheit in die Quere zu kommen scheint. Am Ende des Buches bleibt einiges ungeklärt, aber auch das ist irgendwie stimmig. Ein unbequemes Buch, ein wenig sperrig, aber dennoch faszinierend. Ich bin froh, dass ich es zu Ende gelesen habe.

 

 

Inhalt:

"Eine junge Frau wagt den Aufbruch in ein neues Leben. Sie muss sich dazu von allem trennen, was ihr Halt gibt, auch von den Lügen, die ihre Familie zusammenhalten."
Quelle: http://jungundjung.at/content.php?id=2&b_id=281

 

 

Über das Buch:

 

Verlag: Jung und Jung, Salzburg und Wien 2019
208 Seiten
22 Euro
978-3-99027-230-5 (ISBN)