Freitag, 7. August 2020

Juliet Grames - Die sieben oder acht Leben der Stella Fortuna





Warum es sich zu lesen lohnt:


Es gibt Geschichten aus der eigenen Familie, die werden wieder und wieder erzählt. In meiner Familie sind es oft die lustigen Geschichten, die auf Festen immer wieder rausgekramt werden. Als Kind mochte ich besonders gerne die Geschichten, die mir meine Oma und mein Opa erzählt haben. Schon früh habe ich dabei erkannt, dass es auch Bereiche und Personen gab, von denen weniger gern erzählt wurde. Manchmal habe ich nachgehakt und bekam ein paar Informationen, manchmal aber war so gar nichts zu holen und das galt es dann zu akzeptieren, auch wenn ich noch so neugierig war.  Ich habe mich deswegen gleich auf den ersten Seiten von diesem Buch angesprochen gefühlt:

"Familiengeschichten sind eine knifflige Sache. Einige erzählen wir uns, bis wir sie leid sind, andere werden unerklärlicherweise gleich wieder vergessen. Oder vielleicht auch nicht unerklärlicherweise, vielleicht stören sie das Bild der Familie. Eine Generation will nichts von ihnen wissen, und schon hat die nächste nie von ihnen gehört. Damit sind sie verschwunden, von sanfteren Tönen überschrieben."

In diesem Roman erzählt die Autorin die Lebensgeschichte ihrer Großmutter, Mariastella Fortuna, 1920 in einem kleinen Dorf in Kalabrien geboren und fast hundert Jahre später in den USA gestorben. In ihrem langen Leben ist sie mehrmals dem Tod von der Schippe gesprungen. Obschon es zum Teil wirklich absurde Situationen waren, in denen Stella Nahtoderlebnisse hatte, ist das Buch an keiner Stelle unglaubwürdig oder kitschig. Stella ist eine faszinierende Persönlichkeit, extrem freiheitsliebend und gesellschaftskritisch. Dennoch musste sie sich den alten Traditionen und dem Willen ihres Vaters beugen und heiraten. Ihr Vater zwang die Familie nach Amerika auszuwandern und ihre Heimat zurücklassen. Stella bekommt in ihrem Leben viele Kinder, auch das geschieht nicht freiwillig. Trotz ihrer starken Persönlichkeit und ihrem Mut, gelingt es ihr nicht, das Leben zu leben, welches sie sich für sich selbst wünscht.

Bei der Auseinandersetzung der Autorin mit ihrer Familiengeschichte ist ein großartiger Familienroman entstanden, in dessen Mittelpunkt für mich die Frauen der Familie stehen. Stella, ihre Mutter Assunta und ihre Schwester Cettina verkörpern drei unterschiedliche Arten ein Leben zu leben, welches kaum freie Entscheidungen ermöglicht.

Juliet Grames hat mit diesem Roman dafür gesorgt, dass die Geschichte ihrer Großmutter nicht in Vergessenheit gerät und nebenbei eine perfekte Sommerurlaubslektüre verfasst.

 

Inhalt:

"Eine große italienisch-amerikanische Familien-Saga und das Porträt einer außergewöhnlichen Frau:

Für Stella Fortuna war der Tod schon immer ein Teil ihres Lebens. Ihre Kindheit ist geprägt von merkwürdigen Unfällen – Momenten, in denen alltägliche Situationen wie das Kochen von Auberginen oder das Füttern der Schweine beinahe tödliche Folgen haben. Sogar Stellas eigene Mutter ist überzeugt davon, dass ihre Tochter verflucht ist.
In ihrem ärmlichen Dorf in Kalabrien gilt Stella als seltsam: ebenso schön und klug wie frech und abweisend. Ihre innere Kraft nützt sie vor allem, um ihre kleine Schwester Tina vor den Härten des Lebens zu schützen. Doch immer wieder provoziert Stella auch den Zorn ihres Vaters Antonio, eines Mannes, der von Frauen Unterwürfigkeit verlangt, und dessen größtes Geschenk an seine Familie seine Abwesenheit ist.

Als die Fortunas vor dem Zweiten Weltkrieg nach Amerika auswandern, hofft Stella auf eine neue Freiheit – und muss erfahren, dass ihre Familie, und allen voran ihre Schwester Tina, ihr eines um jeden Preis verweigern wird: ihre Unabhängigkeit.

Im heutigen Amerika erzählt Stellas Enkelin die bewegende Geschichte ihrer Großmutter, die Geschichte eines Lebens zwischen Italien und den USA und den Kämpfen innerhalb einer Familie, die so alt sind wie die Zeit selbst.

Mit »Die sieben oder acht Leben der Stella Fortuna« hat Juliet Grames, Verlagsleiterin bei Soho Press, einen großen Familien-Roman geschrieben, der zum Teil auf ihrer eigenen italienisch-amerikanischen Familiengeschichte beruht."


 

Über das Buch:


Verlag: Droemer HC
Erscheinungstermin: 02.09.2019
496 Seiten
ISBN: 978-3-426-28212-0
Autorin: Juliet Grames
Übersetzt von: Werner Löcher-Lawrence
22,99 €