Freitag, 29. März 2019

Benedict Wells - Die Wahrheit über das Lügen


Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Kurzgeschichten lese ich nicht so gerne, ich finde sie immer ein wenig schwierig, weil sie zu Ende sind, kaum dass ich richtig hineingefunden und Feuer gefangen habe.  Als ich jedoch entdeckte, dass Benedict Wells ein Buch mit Kurzgeschichten geschrieben hat, war meine Neugier geweckt, weil ich ein großer Fan von ihm bin.

In den Zehn Geschichten beweist der Autor erneut sein Sprach- und Schreibtalent. Mir hat jede der Storys gefallen. Besonders lesenswert fand ich jedoch die Geschichte, in der eine Schriftstellerin ihre Muse in Form eines Mannes trifft, in den sie sich verliebt. Sie muss die schwere Entscheidung treffen, ob sie ihr Werk zu Ende schreiben möchte, oder den Mann an ihrer Seite behalten möchte. Beides geht nicht.

Benedict Wells spielt in diesem Buch einige Male mit dem Thema Zeit. Ein gestresster Manager kommt von einer Wanderung zurück, in der Zwischenzeit sind Jahrzehnte vergangen. Und ein Mann erhält, durch eine Zeitreise, die Gelegenheit die Idee von "Star Wars" zu klauen und als seine eigene auszugeben. Das ist wohl die Geschichte, die für die "Star Wars" Fans von Euch, die genialste in diesem Buch ist.

Wer "Vom Ende der Einsamkeit" gelesen hat, wird in diesem Buch zwei Geschichten finden, die an dieses Buch anknüpfen. Das hat mir persönlich nicht so gut gefallen. Aber man muss den Roman nicht gelesen haben, um die Geschichten zu verstehen.

Ich muss meine Meinung wohl ändern. Wenn Kurzgeschichten so geschrieben sind, wie Benedict Wells sie schreibt, dann mag ich sie. Das liegt wohl daran, dass mich sein Schreibstil so anspricht, dass ich im Nu in jeder Geschichte drin war und mit Begeisterung direkt danach die nächste lesen wollte. Die Handlungen sind phantasiereich und haben mich sehr angesprochen. Klare Leseempfehlung von mir, auch für jene, die sonst keine Fans von Kurzgeschichten sind.

 

Inhalt:

"Es geht um alles oder nichts in diesen Geschichten. Sie handeln vom Unglück, frei zu sein, und von einer Frau, die vor eine existenzielle Entscheidung gestellt wird. Von einem Ort, an dem keiner freiwillig ist und der dennoch zur Heimat wird. Von einem erfolglosen Drehbuchautor der Gegenwart, der in das New Hollywood des Jahres 1973 katapultiert wird und nun vier Jahre Zeit hat, die berühmteste Filmidee des 20. Jahrhunderts zu stehlen. Und nicht zuletzt eine Erzählung aus dem Universum von ›Vom Ende der Einsamkeit‹, die Licht auf ein dunkles Familiengeheimnis wirft.

Zehn höchst unterschiedliche Geschichten aus einer Welt, in der Lügen, Träume und Wahrheit ineinanderfließen. Mal berührend, mal komisch, überraschend und oft unvergesslich."

Quelle: https://www.diogenes.ch/leser/titel/benedict-wells/die-wahrheit-ueber-das-luegen-9783257070309.html

 

Über das Buch:

 

Hardcover Leinen
256 Seiten
erschienen am 29. August 2018
Verlag: Diogenes Verlag
ISBN 978-3-257-07030-9
€ (D) 22.00


Und hier könnt Ihr das Buch direkt bestellen:

 

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Dienstag, 26. März 2019

Gerhard Jäger - All die Nacht über uns

 


Warum es sich zu lesen lohnt:


Eine Nacht auf einem Wachturm an einer Grenze. Ein Soldat, der sein Leben Revue passieren lässt und dabei immer wieder Geräusche auf der anderen Seite des Zauns vernimmt. Er soll die Grenze bewachen und hat „Schießbefehl“. Der Soldat springt hin und her in seinen Gedanken. Zwischen seiner glücklichen Vergangenheit, dem schrecklichen Vorfall, der sein ganzes Leben verändert hat, den Aufzeichnungen seiner Grußmutter über ihre Flucht aus der Heimat und der Gegenwart auf dem Wachturm. Es ist nur eine einzige Nacht, die dieser Roman beschreibt. Das erste Kapitel trägt die Überschrift „Neunzehn Uhr“ und das letzte Kapitel heißt „Sechs Uhr“, dazwischen liegt mehr als ein ganzes Leben und viele kluge Gedanken:

"Vielleicht alles nur eine Frage der Sichtweise, vielleicht, so denkt er sich manchmal, sind wir alle nur ständig am Gehen, am Weggehen, weg von allem, was uns Angst macht und die fordernden Hände um uns legt, weg von unserer Vergangenheit, weg von unserem Leben, vielleicht laufen wir alle ständig weg von den inneren Bildern, die uns verfolgen und quälen, von den eigenen Wünschen, die sich nicht erfüllen lassen, weg von den eigenen Fehlern, die uns die Scham ins Gesicht treiben. …, vielleicht gehen wir nur alle immer weg, vielleicht sind wir alle ständig auf der Flucht, Flüchtende wir alle.“

Das Thema Flucht wird dreifach aufgegriffen: Die Flucht der Großmutter im Krieg, die aktuelle Situation in der Gegenwart, in der Flüchtlinge in das Land des Soldaten kommen wollen, weil sie aus ihrer Heimat fliehen. Und seine eigene Flucht vor der Vergangenheit. Die Verbindung dieser drei Fluchtaspekte sind vom Autor meisterhaft beschrieben und haben mich sehr zum nachdenken angeregt.

Der Roman geht unter die Haut und die faszinierende Geschichte hat mich in den Bann gezogen. Die bewegende Sprache erschafft große Emotionen, die Verzweiflung des Mannes ist allgegenwärtig.


Inhalt:


"Die Chronik einer Nacht, die Chronik eines Lebens. Ein bestechender Roman über Schuld und Verlust, Flucht und Heimat, die Liebe und ihre Vergänglichkeit – dicht komponiert und packend erzählt.
Ein Soldat allein auf dem Wachturm. Er bewacht eine Grenze, die unvermutet traurige Relevanz erhalten hat. Seine Gedanken wandern immer wieder zurück in der Zeit, zurück zu einem Leben voll Liebe und Glück, das jäh eine Kehrtwende erfahren und ihn gebrochen zurückgelassen hat.
Die Nacht ist lang, da ist Regen, da ist Sturm, da ist Verzweiflung und Aufruhr und ein Gesicht auf der anderen Seite des Zaunes, ein Mann auf der Flucht – so wie der Soldat selbst …
Hält der Grenzzaun, halten die inneren Dämme?"

Quelle: http://www.picus.at/produkt/all-die-nacht-ueber-uns/


Über das Buch:


ISBN: 978-3-7117-2064-1
240 Seiten, gebunden
Verlag: Picus Verlag
€ 22,00

 

 

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https://buch-in-der-au.buchkatalog.de/Product/3000001139337/56227/10002/-3/Buecher_Romane/Gerhard-Jaeger/All-die-Nacht-ueber-uns/4099276460822241225/4099276460822241224/4099276460822241224


Donnerstag, 21. März 2019

Meg Wolitzer - Die Interessanten

 

Warum es sich zu lesen lohnt:


Im Laufe eines Lebens hat man unterschiedliche Freundschaften. Meist sind es verschiedene Lebensabschnitte, die man mit bestimmten Menschen verbringt. Es gibt jedoch auch Freundschaften, die hat man seit der Kindheit /Jugend und sie halten viele Jahrzehnte, manchmal sogar ein Leben lang.

Ich finde, diese Freundschaften sind etwas Besonderes. Vielleicht weil man die Eltern voneinander kennt, die Familiengeschichte ein Stück miterlebt hat. Vielleicht weil man weniger erzählen muss, wie man aufgewachsen ist, weil der oder die andere teilweise dabei war. Vielleicht auch weil man in der Kindheit und Jugend seine Freund*innen noch ganz anders auswählt, als später, wenn man erwachsen ist. Bei meinen Freund*innen, die ich seit meiner Kindheit habe, ist oft eine ganz andere Form des Verstehens füreinander da, trotz der unterschiedlichen Richtungen, in die sich unsere Leben entwickelt haben.

Dieser Roman handelt von sechs Freund*innen, die sich in ihrer Jugend in einem Sommercamp  an der Ostküste Amerikas kennengelernt haben. Es war ein Sommercamp, in welchem künstlerische Talente gefördert werden sollten: Theater, Zeichnen, Tanz, Musik, Schauspiel. Die sechs werden schnell Freunde und geben sich selbst den Namen „Die Interessanten“. Wir dürfen in dieser Geschichte diese sehr unterschiedlichen Menschen über einige Jahrzehnte begleiten und sehen, was aus ihren Talenten und ihren Idealen wird, welche Lebensentscheidungen sie treffen und vor welche Schicksalsaufgaben sie gestellt werden.

„Ein Talent konnte sich in so viele Richtungen entwickeln, je nachdem, welche Kräfte darauf einwirkten und wie sich die wirtschaftliche und persönliche Situation darstellte. Ganz entscheidend - und entmutigend - war jedoch auch, ob man das nötige Quäntchen Glück besaß oder nicht.“

„Die Interessanten“, das sind: Ash, ein bildhübsches Mädchen, das schon immer Regisseurin werden wollte und beständig an ihrem Erfolg arbeitet. Cathy, eine talentierte Tänzerin, deren Busen jedoch während der Pubertät zu groß wurde, um eine Karriere in diesem Bereich zu machen. Goodman, ein begnadeter Modellbauer, der aufgrund einer strafrechtlichen Anzeige untertauchten muss. Jonah, der sein Musiktalent nicht zum Beruf machte, weil ein traumatisches Erlebnis in seiner Kindheit ihn von der Musik entfernte. Julie, die davon träumte Schauspielerin zu werden und irgendwann einsehen musst dass sie zu wenig Talent für diesen Beruf hat. Und schließlich Ethan. Ein hervorragender Comiczeichner, den sein künstlerische Begabung reich und erfolgreich macht.

Ein Roman über das Erwachsenwerden und das Erwachsensein. Über Entscheidungen, die man im Laufe seines Lebens trifft und das Leben selbst, dass dann doch einiges anders kommen lässt, als man sich das vorgestellt hat. Das Buch erzählt die Lebensgeschichten der sechs Freund*innen, mit all seinen Höhen und Tiefen. Unbedingt lesen!


Inhalt:

 

Nach dem Tod ihres Vaters will Julie Jacobsen nur noch eins: raus aus der Tristesse ihres provinziellen Zuhauses. Das Sommercamp an der Ostküste bedeutet für sie den Eintritt in eine neue Welt, die Welt der Kunst, Kreativität und Freiheit, verkörpert durch die interessantesten Menschen, denen sie je begegnet ist: Ethan, Jonah, Cathy, Ash und Goodman, fünf junge New Yorker, die sie wegen ihrer Schlagfertigkeit und ihres schwarzen Humors in ihre privilegierte Clique aufnehmen. Die Jahre und Jahrzehnte vergehen, aber nicht jeder der »Interessanten«, wie sie sich selbst nennen, kann aus seiner Begabung das machen, was er sich als Jugendlicher erträumte …
Meg Wolitzer zeigt an ihren Protagonisten die ganze Tragik und die ganze Komik der Existenz. Ein großer Roman über das Wesen der Kunst und der Freundschaft vor dem Panorama des Amerika der letzten vierzig Jahre.

Quelle: http://www.dumont-buchverlag.de/buch/tb-wolitzer-die-interessanten-9783832163396/

 

Über das Buch:

 

Roman
608 Seiten, Originalverlag: Riverhead, 2013, Originaltitel: The Interestings
Erstmals im Taschenbuch
Erscheinungstag: 13.10.2015
ISBN 978-3-8321-6339-6 
Preis: 9,99 €
Verlag: Dumont Buchverlag 


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Dienstag, 12. März 2019

Anthony William - Medical Food


 

Warum es sich zu lesen lohnt:


Heute möchte ich einmal ein ganz anderes Buch auf meinem Blog vorstellen. Es handelt sich um ein Buch über Obst und Gemüse als Heilmittel.

Der Autor beschreibt ein seinem Buch 50 Nahrungsmittel, die seiner Meinung nach, Medikamente ersetzen können. Eines gleich vorneweg: Mir ist seine Haltung ein wenig zu extrem und ich denke auch nicht, dass man mit der Ernährung generell alle Medikamente ersetzten kann. Aber man kann seinen Körper mit guten Lebensmitteln unterstützen und vielleicht sogar das ein oder andere Medikament überflüssig machen, da bin ich mir sehr sicher.

Im ersten Teil erfahren wir etwas über die Geschichte des Autors und seine Haltung zu Themen wie Stress, Ernährung, Strahlung, giftige Metalle, Antioxidantien und Zucker. Ich habe diesen Teil überflogen und gebe zu, dass mir vieles zu esoterisch war. Manches hat mir aber auch gut gefallen. Zum Beispiel, was er über den Heißhunger nach Süßem schreibt. Dieser hat nämlich durchaus seine Berechtigung, sollte aber eben mit Datteln, Orangen und Trauben statt Schokolade gestillt werden.

Der Hauptteil des Buches handelt von den 50 Nahrungsmitteln, die uns dabei unterstützen sollen, gesund zu sein. Dieser Teil hat das Buch für mich lesenswert gemacht. Mit viel Interesse habe ich gelesen, dass Orangen flüssiger Sonnenschein sind und eine Form von Kalzium enthalten, die sonst nirgendwo zu finden ist. Ich liebe Datteln und habe mich gefreut zu lesen, dass sie schädliche Metalle, Viren, Bakterien und Parasiten im Darm unschädlich machen können. Blumenkohl unterstützt die Schilddrüse, Rettichblätter sind ein Präbiotikum und reparieren sogar den Dickdarm.

Jedem der 50 Nahrungsmittel sind Krankheiten und Symptome zugeordnet, bei denen man sie besonders häufig essen soll. Auch gibt es immer einen kleinen Abschnitt „Seelische Unterstützung“ und „Spirituelle Aufgabe“. Diese Abschnitte sind mir zu esoterisch, ich finde keinen Zugang dazu bzw. kann mit der Aussage, dass Feigen einen besonnener und Aprikosen aufgeschlossener machen, wenig anfangen. Aber die Abschnitte stören mich nicht weiter, ich überlese oder überfliege sie einfach.

Immer wieder sind Rezepte und Tipps im Buch. Die gefallen mir gut. Zum Beispiel greife ich jetzt öfter, wenn ich eine Zwischenmahlzeit benötige, zur Banane und nicht zu einer Breze, was mir sehr gut bekommt. Die Ingwerlimonade möchte ich auch gerne bald testen und das Rezept „Gefüllte Süßkartoffeln mit Rotkohl und Ingwersoße“ spricht mich ebenfalls sehr an.

Das Buch ist eine Bereicherung für jene, die gerne mehr über Nahrungsmittel erfahren und ihrem Körper Gutes tun möchten. Trotz der teilweise sehr esoterischen Inhalte, ist mir das Buch ans Herz gewachsen und ich blättere und lese immer wieder darin und lasse mich inspirieren. Obst und Gemüse esse ich jedenfalls jetzt noch lieber - und achte noch mehr darauf, genug davon in meine Ernährung miteinzubeziehen. 

 

Inhalt:

"Warum Obst und Gemüse als Heilmittel potenter sind als jedes Medikament.

Anthony William hat mit seinen medialen medizinischen Fähigkeiten Tausenden Menschen geholfen ihre fehl-diagnostizierten oder falsch behandelten Krankheiten zu heilen. In seinem zweiten Buch entschlüsselt er die verborgenen Heilkräfte unserer Nahrungsmittel. Im Zentrum stehen die »heiligen Vier«: Obst, Gemüse, Kräuter/Gewürze und wild wachsende essbare Pflanzen. William beschreibt präzise und ausführlich, welche heilsamen Qualitäten jedes einzelne Nahrungsmittel uns schenkt und bei welchen Beschwerden und Krankheiten es wirksam ist. Außerdem offenbart er spannendes Hintergrundwissen zu Themen wie Heißhunger, Stress oder die Schlüsselrolle, die Obst bei der Fruchtbarkeit spielt.

Demgegenüber entlarvt er die »ungünstigen Vier«: jene Faktoren, die uns schaden und dafür sorgen, dass wir krank werden.

Eindringlich und überzeugend erweckt Anthony William unsere Nahrungsmittel wieder zu dem, was sie im Grunde schon immer waren: Leben spendende Heilmittel – unsere wirksamste Medizin. Mit zahlreichen Rezepten und Zubereitungsempfehlungen."

Quelle: https://www.randomhouse.de/Buch/Medical-Food/Anthony-William/Arkana/e518647.rhd

 

Über das Buch:

 

Aus dem Englischen von Jochen Lehner
Originaltitel: Medical Medium Life-Changing Foods
Originalverlag: Hay House 
Verlag: Arkana
Hardcover mit Schutzumschlag, 400 Seiten, 16,2 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-442-34225-9
Erschienen am  13. Juni 2017
24,00 [D] inkl. MwSt. 

 

 



Mittwoch, 6. März 2019

Daniel Speck - Piccola Sicilia

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Daniel Speck ist es auch dieses Mal wieder gelungen, mich mit seiner Geschichte völlig in den Bann zu ziehen. Wie schon in seinem Roman "Bella Germania", beschreibt er eine Frau auf der Suche nach ihrer Familiengeschichte und wechselt dabei zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Dieses Mal führt er uns mit seinem Roman nach Tunesien, in die 40er Jahre.

Piccola Sicilia war ein multikulturelles Einwander*innenviertel in Tunis, ein Stadtteil in dem verschiedene Religionen friedlich zusammenlebten, bis der zweite Weltkrieg kam und mit ihm die deutsche Besatzung Tunesiens.

Hier in Piccola Sicilia treffen wir auf die liebenswerte, jüdische Familie Sarfati. Das Ehepaar Albert und Mimi hat zwei Kinder: Yasmina und Victor. Yasmina wurde als kleines Mädchen von den Sarfatis adoptiert. Victor ist der leibliche, sehr charismatische Sohn des Ehepaars. Beide Kinder arbeiten im Hotel Majestic, Victor als Pianist, Yasmina als Zimmermädchen. Als Tunis von den Deutschen besetzt wird, schlagen die Soldaten im Hotel Majestic ihr Lager auf und hier trifft Yasmina auf den deutschen Soldaten und Kameramann Moritz.

Das Buch vermittelt viel Wissen über die Zeit des zweiten Weltkriegs in Tunesien, das hat mir sehr gut gefallen, da sowohl der geschichtliche, als auch der kulturelle Hintergrund herausgearbeitet werden. Das Buch ist aber auch eine großartige Liebesgeschichte, in deren Mittelpunkt Yasmina steht, die ihren nicht leiblichen Bruder Victor, abgöttisch liebt.

In der Gegenwart lernen wir Nina kennen, die gerade von ihrem Mann wegen einer anderen Frau verlassen wurde. Sie besucht einen Freund, dessen Arbeit Nina unverhofft in die Vergangenheit führt, zu ihrer Familiengeschichte. Nina erkennt, wie sehr diese Geschichte ihr eigenes Leben beeinflusst.

Der Autor schreibt in einer einfachen, aber fesselnden Sprache und seine Worte haben mich oft berührt. Auch hat mir gefallen, dass die einzelnen Kapitel mit schönen Zitaten oder Lebensweisheiten beginnen.

Piccola Sicilia ist eine großartige Familiengeschichte, ich konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen. Es eignet sich hervorragend als Urlaubslektüre oder wenn man den Wunsch verspürt, einmal völlig abzutauchen, in eine andere Welt.


Inhalt:


"Was, wenn deine Familie in Wahrheit eine andere ist?

​Ein sonniger Herbsttag auf Sizilien. Schatztaucher ziehen ein altes Flugzeug aus dem Meer. Die deutsche Archäologin Nina findet auf der Passagierliste ihren Großvater Moritz, der seit dem Zweiten Weltkrieg als verschollen galt – das große Geheimnis ihrer Familie. Seine Abwesenheit hat eine Wunde hinterlassen, die über drei Generationen reicht. Überraschend begegnet Nina auf Sizilien einer fremden Frau, die behauptet, Moritz’ Tochter zu sein. Hatte er eine zweite Familie?

Tunis, 1942. Das bunte italienische Einwandererviertel „Piccola Sicilia“. Drei Religionen leben in guter Nachbarschaft zusammen,​ ​bis der Krieg das Land erreicht. Im Grand Hotel Majestic begegnet ​der deutsche Soldat ​Moritz der faszinierenden Jüdin Yasmina und dem Pianisten Victor. Als die Nazis Victor gefangen​ ​nehmen, riskiert Moritz alles, um ihm zur Flucht zu verhelfen. Doch nicht nur Victor, sondern auch Moritz hat Gefühle für Yasmina. Er verstrickt sich in eine ​Leidenschaft, die sein Schicksal für immer ​v​​erändern wird.

Drei Frauen aus drei Kulturen und eine Liebe, die alle Grenzen überwindet. Inspiriert von einer wahren Geschichte."

Quelle: https://www.fischerverlage.de/buch/daniel_speck_piccola_sicilia/9783596701629


Über das Buch:


Paperback Preis € (D) 16,99
ISBN: 978-3-596-70162-9
624 Seiten, Klappenbroschur
Verlag: FISCHER Taschenbuch




Samstag, 2. März 2019

Stephan Orth - Couchsurfing im Iran

 

Warum es sich zu lesen lohnt: 

Stephan Orth nimmt uns mit auf eine Reise in den Iran. Eine ganz spezielle Reise, denn er bucht keine Hotels oder Gästehäuser, sondern schläft ausschließlich bei Menschen, die einen Schlafplatz (meist ist es ein Teppich, denn Betten sind dort unüblich) in ihrem privaten Zuhause anbieten, kostenlos und mit der Möglichkeit an ihrem Alltag teilzunehmen. Couchsurfing ist im Iran verboten. Dennoch bereist der Reporter auf diesem Wege das ganze Land und lernt spannende Menschen und ihre Geschichte kennen.

Da ist Yasmin, die geheime BDSM Treffen an wechselnden Orten organisiert, obwohl im Iran eigentlich schon so harmlose Bücher wie "Fifty Shades of Grey" verboten sind. Und Masoud, der Stephan mit zu einem Männerangelausflug ans Meer nimmt. Nasrin, eine ehemalige Touristenführerin, zeigt ihm die Wüste. Weil sie Couchsurfer*innen beherbergt hat, wurde ihr die Lizenz entzogen. Kayman fährt mit ihm in seinem kleinen Porsche auf eine Bikiniparty, die zwar verboten, aber dennoch langweilig ist.

Die Couchsurfergastgeber*innen umgehen Gesetze. Ob das nur ein spezieller Teil der iranischen Bevölkerung tut oder es generell dort ein Thema ist, kann ich nicht beurteilen. Fest steht, dass ich das Gefühl habe, viel über dieses Land erfahren zu haben, über das ich bisher viel zu wenig wusste. Mein Blick auf den Iran hat sich definitiv verändert durch dieses Buch. 
"Wer die Welt über die "Tagesschau" kennenlernt, verschubladet sein Unterbewusstsein mit Bildern von Extremen: Afrikaner hungern, Afghanen verüben Selbstmordattentate, Chinesen plagiieren, und Iraner mit Bärten tüffteln an Atombomben. Der Alltag kommt nicht vor. Und wenn er doch vorkommt in Auslandsreportagen, findet häufig eine andere Form der Verklärung statt: weg vom Modernen und hin zum Traditionellen und Altmodischen, weil das ästhetischer und exotischer ist als die Bilder, die genauso gut aus jeder europäischen oder US-amerikanischen Großstadt kommen könnten. Leser und Zuschauer vergessen leicht, dass Realität in jedem Land zehntausendmal vielfältiger ist, als sie gezeigt wird."

Ein kurzweiliger, ausgefallener Reisebericht über den Iran und die gastfreundlichen Menschen, die dort leben. Fotos, Chatverläufe mit den Gastgeber*innen und ein paar "How to" Infotafeln machen das Buch abwechslungsreich und lesenswert.


Inhalt:


"Iran: Urlaub auf der »Achse des Bösen«

Obwohl es offiziell verboten ist, reist Stephan Orth als Couchsurfer 9000 Kilometer durch den Iran und erlebt dabei irrwitzige Abenteuer – und ein Land, das so gar nicht zum Bild des Schurkenstaates passt. Er schläft auf Dutzenden von Perserteppichen, bricht täglich Gesetze, lebt, feiert und trauert mit dem gastfreundlichsten Volk der Welt. Und lernt den Iran dabei von einer ganz anderen Seite kennen. Denn hinter verschlossenen Türen ist das Leben bunt und rebellisch. Hier ist Platz für Sehnsüchte und Träume. Hier tut sich eine Welt auf, wie sie spannender nicht sein könnte."

Quelle: https://www.piper.de/buecher/couchsurfing-im-iran-isbn-978-3-492-31083-3


Über das Buch:

 

€ 10,00 [D]
Erschienen am 02.10.2017
256 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-31083-3
Verlag: Piper