Sonntag, 29. November 2020

Raynor Winn - Der Salzpfad

 


 

Warum es sich zu lesen lohnt:

Das Buch beschreibt die wahre Geschichte von Raynor und Moth, die wenig zu verlieren haben, als sie beschließen, sich auf den über 1000 km langen Küstenwanderweg Englands zu begeben. Durch den Vertrauensbruch eines falschen Freundes, haben sie ihr Haus und ihr Vermögen verloren. Außerdem hat Moth die Diagnose einer unheilbaren Nervenkrankheit erhalten. Aus der völligen Verzweiflung heraus, machen die Beiden sich auf den Weg. Wenn man nichts hat, hat man auch wenig zu verlieren.

Was unterscheidet sie von vielen anderen Fernwanderern? Meist sind solche Reisen von langer Hand geplant und vorbereitet, es wird viel Geld in die Ausrüstung investiert und während der Reise reichen die finanziellen Mittel meist aus, um sich gut zu ernähren und im Notfall auch einmal in einer Pension zu übernachten, um nicht jede Nacht das Zelt aufbauen zu müssen.  Dies alles trifft auf Raynor und Moth nicht zu. Sie wollen sich kein Geld leihen, ihren Kindern nicht auf der Tasche liegen und haben aus diesem Grund lediglich 50 Euro pro Woche zur Verfügung. Die Ausrüstung ist dürftig, eine geteilte Tüte Pommes ist pures Glück, oft reicht das Geld nur für Tütensuppe. Ihre Reise ist weder ein Selbstfindungstrip, noch ein Sabbatical zur Burnoutbekämpfung: Es ist eine Reise, die aus der Not entstanden ist, das macht sie so besonders und das Buch so lesenswert. 

Zu Beginn der Reise konnte Moth kaum laufen, die Ärzte rieten ihm, sich möglichst wenig zu bewegen und zu schonen. Erstaunt und voller Glück stellt das Paar jedoch fest, dass es Moth von Tag zu Tag ein wenig besser geht und sein Körper an Kraft gewinnt. Die Naturbeschreibungen der Küste sind wunderschön. Ein besonderere Reisebericht und zugleich die Geschichte eines mutigen Paares, welches nicht aufgibt und schließlich dafür belohnt wird. 

 

 Inhalt:

"Raynor und Moth, seit 32 Jahren ein Paar, verlieren durch zwei Schicksalsschläge in kürzester Zeit beinahe alles. Sie geben ihre Farm in Wales auf und machen sich, nur mit dem Allernötigsten ausgerüstet, auf den Weg: zu einer rund 1000 Kilometer langen Wanderung auf dem längsten und wildesten Küstenweg Englands, dem South West Coast Path. Von Somerset über Devon und Cornwall nach Dorset, mit einem Budget von nur 50 Euro pro Woche. Sie kämpfen mit Vorurteilen, Ablehnung und der Sorge, dass das Geld für den nächsten Tag nicht mehr reicht. Und zugleich entdecken sie auf ihrer großen Wanderung das Glück: herzliche Begegnungen, ihre neu erstarkte Liebe und die Fähigkeit, Kraft aus der Natur zu schöpfen. Allen Prophezeihungen zum Trotz führt sie der mehrmonatige Trip zurück ins Leben und öffnet die Tür zu einer neuen Zukunft."

Quelle: https://www.dumontreise.de/verlagsprogramm-und-updates/der-salzpfad.html

 

Über das Buch:

 

Erscheinungstermin: Mai 2019
Umfang: 336 Seiten, 13,5 cm x 21 cm
Preis: 14,99 €
ISBN: 978-3-7701-6688-6
Verlag: Dumont Reise

Sonntag, 15. November 2020

Margaret Goldsmith - Patience geht vorüber

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

Patience ist eine junge Frau im Berlin der 20er Jahre, die das Gefühl hat, nirgendwo richtig dazuzugehören. Sie sitzt immer zwischen den Stühlen: Bei der Herkunft (Mutter Britin und Vater Deutscher), der Sexuellen Orientierung (Männern und Frauen), ihrem Beruf (Journalistin und Medizinerin) und auch bei ihrem Wohnort (Berlin und London). So richtig festlegen kann und mag Patience sich nicht, sie ist immer auf der Suche und kommt nie so wirklich an.

In diesem Buch dürfen wir Patience dabei begleiten, einen Lebensentwurf zu finden, der zu ihr passt. Sie schmiedet Pläne, verwirft sie wieder, probiert sich aus und reflektiert ihre getroffenen Entscheidungen. Was mich sehr überrascht hat, ist, dass ihre Gedanken und Versuche der Lebensgestaltung sich wenig von denen heutiger Großstadtfrauen unterscheiden.

Patience ist eine moderne Frau, für die damalige Zeit. Eine Frau, die wenig Lust hat, sich in einer Ehe unterzuordnen und für die von Anfang an fest steht, dass sie einen Beruf erlernen und unabhängig sein will. Zunächst arbeitet sie als Journalistin, später studiert sie Medizin und geht in die Krebsforschung. Ich mag unkonventionelle Lebensentwürfe, wie den von Patience. Sie findet sogar durch Zufall eine unkonventionelle Lösung für ihre plötzlich aufflammende Sehnsucht nach Mutterschaft.

Das Buch wurde bereits 1931 veröffentlicht, die Autorin ist selbst eine faszinierende Persönlichkeit und mir hat sehr gut gefallen, dass ihr und ihrem Leben am Ende des Buches noch einige Seiten gewidmet sind. Auch das Buchcover stammt aus der damaligen Zeit, die Zeichnungen sind von Goldsmith Freundin Martel Schwichtenberg. 

Ein lesenswertes, kurzes Buch, welches einen aktuellen Bezug zur Gegenwart hat, obschon es vor 90 Jahren geschrieben wurde. 


Inhalt:

"Während an der Front gekämpft wird, feiern die beiden Schulfreundinnen Patience und Grete im April 1918 in einer kleinen Konditorei in Berlin ihr bestandenes Abitur. Beide sind froh, dass ihnen bei der Prüfung kein Bekenntnis zur Nation abverlangt wurde, stimmen sie doch schon lange nicht mehr in den patriotischen Überschwang ihrer Umgebung mit ein: Grete ist Sozialistin und Patience, die eine englische Mutter hat, wurde von den Mitschülerinnen ständig daran erinnert, dass sie »nicht dazugehört«.

Margaret Goldsmith schildert in ihrem erstmals 1931 veröffentlichten Roman »Patience geht vorüber« die Lebensentwürfe und Enttäuschungen der sympathischen Heldin Patience – von deren leidenschaftlicher Liebe zu Grete bis zum »neusachlichen« Umgang mit Beziehungen Ende der 1920er-Jahre, der Arbeit als Journalistin zwischen Deutschland und England bis zur Karriere als Medizinerin, die Patience bis in die USA führt. Zwischen den Klassen, den Nationen, aber auch den Geschlechtern stehend, lotet die junge Berlinerin die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Nachkriegskulturen, der Sexualmoral und der Rollenbilder in Deutschland und England aus. Aus der Sicht einer selbstbewussten jungen Frau entsteht dabei ein dichtes Zeitbild vom Ende des Ersten Weltkriegs und der Novemberrevolution über die Inflation 1923 bis ins Jahr 1930; charmant, humorvoll und unprätentiös erzählt – und immer wieder überraschend aktuell."

Quelle: https://www.aviva-verlag.de/programm/patience-geht-vor%C3%BCber/

 

Über das Buch:


Herausgegeben und mit einem Nachwort von Eckhard Gruber
gebunden, mit Leseband
224 Seiten
19,00 €
ISBN: 978-3-932338-94-6
Verlag: AvivA Verlag