Sonntag, 21. Januar 2024

Ulrich Schnabel - Zuversicht

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Eines meiner Lesehighlights 2023 - Ulrich Schnabel beschreibt, warum unsere innere Freiheit insbesondere in Krisenzeiten so wichtig ist und uns resilient und zuversichtlich bleiben lässt, ohne naiv zu sein oder den Ansatz des positiven Denkens zu verfolgen. Er gibt vielmehr eine Anleitung, wie es uns gelingen kann, der Realität ins Auge zu sehen und dennoch zuversichtlich zu bleiben. Wie das gelingen kann?
 
"Wenn man sich nur ein wenig Bewegungsfreiheit zurückerobert, ist die Zwangslage nicht mehr ganz so zwingend, die Aussichtslosigkeit nicht mehr ganz so aussichtslos. Statt sich komplett in die Ecke gedrängt zu fühlen, spürt man plötzlich wieder Spielraum - und der ist unabdingbar für das Gefühl der eigenen Würde und die Aufrechterhaltung der Zuversicht." 
Ich bin überzeugt, dass dies notwendig ist, um handlungsfähig zu bleiben. Das Buch tut gut, besonders in herausfordernden Zeiten.

 


Inhalt:

"Warum ist Stephen Hawking an seiner Lähmung nicht verzweifelt? Was hilft angesichts einer Krebserkrankung oder einer Pandemie wie der Corona-Krise, die Zuversicht nicht zu verlieren? Und wie bewahrt man seinen Lebensmut, wenn sich die Welt radikal wandelt und man vielfach nur noch Gründe zur Hoffnungslosigkeit zu entdecken vermag? Ulrich Schnabel erzählt von Menschen, die selbst unter schwierigsten äußeren Bedingungen den Lebensmut nicht verloren; er befragt Psychologen, Soziologinnen, Politiker oder Philosophinnen nach ihren Erkenntnissen und Rezepten und berichtet in zahlreichen Geschichten von der Kunst, auch in unerfreulichen, düsteren oder gar aussichtslos erscheinenden Situationen die richtige innere Haltung zu finden.

Dabei geht es nicht um die naive Hoffnung, dass am Ende irgendwie alles gut werde; dieses Buch ist auch kein Ratgeber im positiven Denken oder eine Empfehlung zu unbeirrtem Optimismus, demzufolge es keine Krisen und niemals halbleere Gläser gibt, sondern immer nur Chancen und halbvolle Gläser. Nicht um den Blick durch die rosarote Brille also geht es, sondern um jene Art von Zuversicht, die sich keine Illusionen über den Ernst der Lage macht – und die uns doch in die Lage versetzt, der Angst zu trotzen und jene Spielräume zu nutzen, die sich auftun."

 Quelle: https://www.penguin.de/Paperback/Zuversicht/Ulrich-Schnabel/Pantheon/e554210.rhd

 

Über das Buch:

 
Originalverlag: Blessing, München 2018
Paperback , Klappenbroschur, 272 Seiten, 12,5 x 20,0 cm, 8 s/w Abbildungen
ISBN: 978-3-570-55484-5
Erschienen am  26. April 2023
16,oo €

Samstag, 13. Januar 2024

Henrik Siebold - Inspektor Takeda und der schöne Schein



Warum es sich zu hören lohnt:

 

Die Freude ist bei mir immer groß, wenn ein neuer Band aus der Takedareihe erscheint. Ich liebe diese Krimireihe, insbesondere als Hörbuch, gesprochen von Denis Moschitto.

 

Zu einer Freundin habe ich neulich gesagt, dass ich fast ein wenig verliebt bin, in diesen japanischen Kommissar, der so bedacht, tiefsinnig und durch und durch sympathisch ist. Sie hat mir schmunzelnd gestanden, dass es ihr ganz ähnlich geht. Er lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen und setzt seinen messerscharfen Verstand ein, um gemeinsam mit seiner quirligen Hamburger Kollegin Claudia Harms, die Fälle zu lösen. Wer die Reihe noch nicht kennt, der hat das große Glück mit Fall Nummer 1 beginnen zu können und noch alles vor sich zu haben. Wer nicht in die ganze Reihe einsteigen möchte, kann auch problemlos nur diesen Fall hören oder lesen, jeder Band ist ein abgeschlossener Fall. Ich finde, dass es sich lohnt bei Fall 1 zu beginnen, damit man die Entwicklung der zwischenmenschlichen Beziehung zwischen Claudia Harms und Ken Takeda mitbekommt, die lohnt sich nämlich.


In seinem siebten Fall in Hamburg hat es Inspektor Takeda mit dem berühmtesten japanischen Kunstwerk zu tun. Er wird, gemeinsam mit anderen Gästen, auf das Landhaus einer Kunstsammlerin eingeladen, dort wird die Besitzerin des Kunstwerks morgens tot aufgefunden. Inspektor Takeda beginnt mit seinen Ermittlungen und prüft, wer von den anwesenden Gästen der*die Mörder*in ist. Da das Haus aufgrund eines Unwetters von der Außenwelt abgeschnitten ist, sitzt die Gästegruppe fest und weiß, dass unter ihnen ein*e Mörder*in ist, was die Story zusätzlich spannend macht. Währenddessen wird seine Kollegin in Hamburg zu einem Leichenfund gerufen. Dieses Mal gibt es also zwei Ermittlungsfälle, die parallel zueinander laufen. Wieder einmal großartige, spannende Unterhaltung.



Inhalt:

"Ein kunstvoller Tod.

Inspektor Takeda ist zu Besuch in einem Herrenhaus auf dem Land. Gastgeberin ist Ernestine von Remsau, eine vermögende Witwe, die in Hamburg eine Kunsthandlung betreibt. Mit weiteren Gästen soll es ein Wochenende voll interessanter Gespräche über Japan, Kunst und Antiquitäten werden. Doch am nächsten Morgen ist Ernestine von Remsau tot, ermordet durch Messerstiche. Damit aber nicht genug. In Hamburg wird ebenfalls eine Leiche entdeckt: Ein Privatdetektiv, der für Ernestine unterwegs war, ist getötet worden.

Ein neuer Fall für Inspektor Takeda: über gefälschte Kunst und gefälschte Identitäten."

 

Quelle: https://www.aufbau-verlage.de/aufbau-audio/inspektor-takeda-und-der-schone-schein/978-3-7570-1088-1

 

Über das Hörbuch:

 

Verlag: Aufbau Audio
Veröffentlichung: 08.12.2023
ISBN: 978-3-7570-1088-1
Gehört zu: Inspektor Takeda ermittelt
Bandnummer 7
Format: Audio-Download
9,99 Euro

Sonntag, 7. Januar 2024

Anna Neata - Packerl

 

 
 
 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Anna Neata ist ein ziemlich dicht erzähltes Debüt gelungen. Sie schreibt in ihrem Roman über das Leben von von Elli, Alexandra und Eva. Drei Frauen aus drei Generationen in der Zeit von 1940 bis 2022 ins Salzburg/Österreich. Ich war dankbar über die Übersicht von Zeiten und Personen, gleich zu Beginn des Buches und habe immer mal wieder nachschauen müssen, um mich zurechtzufinden. Auf das Buch muss man sich einlassen und konzentrieren, sonst verliert man den Faden, weil die Autorin zwischen Zeiten und Perspektiven springt. Es lohnt sich.
 
Die drei Frauen haben wenig gemeinsam, sind sie doch in sehr unterschiedlichen Zeiten geboren und haben verschiedene Charaktereigenschaften. Sie gehören jedoch zu einer Familie und sie eint ein Thema: Alle Frauen sind in jungen Jahren ungewollt schwanger geworden und haben einen sehr unterschiedlichen Umgang damit für sich gefunden. Alle drei tragen ihr "Packerl", haben Schicksalsschläge erfahren, die sie zu der gemacht haben, die sie sind. Die Autorin nimmt viel Bezug zur Geschichte. So war Elli zur Zeit des Nationalsozialismus jung  und kann so gar nicht verstehen, warum die Enkelin Jahrzehnte später kritische Fragen zu dieser Zeit stellt. Auch werden destruktive Beziehungen und Depressionen thematisiert. Dreh- und Angelpunkt ist das alte Haus, in dem alle Generationen leben und das das Zentrum der Familie darstellt.
 
Ein berührendes Stück Familiengeschichte in dem aufgezeigt wird, dass sich die Personen in einer Familie unterscheiden, ihr Schicksal jedoch manchmal ähnlicher ist, als man auf den ersten Blick vermuten mag. Mich beschäftigt die Frage, ob sich die Frauen leichter getan hätten, wenn sie offen miteinander kommuniziert hätten und nicht so häufig geschwiegen hätten. Die jüngste der Frauen, Eva, verarbeitet ihr "Packerl" und die Tatsache, dass so viel Unausgesprochenes in der Luft liegt, durch das Fotografieren ihrer Familie in verschiedenen Situationen und aus verschiedenen Perspektiven. Wie gerne würde einen Blick auf diese Fotos werfen.


Inhalt:

"Elli, 1928 geboren, wird inmitten des Zweiten Weltkrieges Zeugin einer illegalen Abtreibung. Eine verstörende, prägende Erfahrung. Ebenso verliebt wie naiv, stürzt sie sich Anfang der Fünfzigerjahren in die Ehe mit Alexander, von der schon nach kurzer Zeit wenig mehr als die gemeinsame Tochter Alexandra übrigbleibt, denn: Das Glück is a Vogerl. Alexandra rettet sich in den bewegten Siebzigerjahren aus einer unglücklichen Beziehung, als sie sich gegen ein Kind entscheidet. Ihr zeitlebens bester Freund Hannes ist einer der wenigen, der ihr zur Seite steht und später zu ihrer vielleicht letzten Liebe wird.  Dabei ist Alexandras zweite Ehe mit Milan zumindest vordergründig glücklicher, Tochter Eva wird 1986 geboren. Hannes‘ Sohn Konrad und Eva werden sich, wie schon ihre Eltern, immer nah sein, auch als Eva Anfang der 2000er nach einem Schwangerschaftsabbruch in Depressionen versinkt. Eva ist die erste der drei, die versucht, etwas herauszufinden, von dem sie lieber nicht wissen wollte, was es sein könnte; die erste, die sich den biographischen Gemeinsamkeiten in ihrer Familie stellt."
 

 

 

Über das Buch:

 

Verlag: Ullstein Hardcover
Einbandart: Hardcover mit Schutzumschlag
Seitenanzahl: 368 Seiten
ISBN: 9783550202520
Erscheinungstag: 31.08.2023
Preis: DE 22,99 €


Montag, 1. Januar 2024

Vigdis Hjorth - Die Wahrheiten meiner Mutter

 

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

"Die Wahrheiten meiner Mutter" handelt von Johanna, die nach 30 Jahren ohne Kontakt zu ihrer Familie in die Heimat zurückkehrt, um Kontakt zu ihrer Mutter aufzunehmen. Sie macht sich viele Gedanken, wie es der Mutter in all den Jahren ergangen sein mag und wie ihr heutiges Leben aussieht. Die Mutter blockt ab und verweigert der Tochter eine Aussprache. Johanna hat die Familie verlassen, weil sie Künstlerin werden und mit einem Künstler zusammenleben wollte. Beides konnte ihre Familie nicht nachvollziehen.
 
Die Autorin lässt uns an den Gedanken und Gefühlen von Johanna teilhaben, durch Johannas Erinnerungen erfahren wir auch etwas über die Vergangenheit der Familie und können Zusammenhänge erahnen. Die Perspektive von Mutter und Schwester bleiben jedoch im Dunklen. Mich hat immer wieder die Frage beschäftigt, wie der Blick der Mutter auf die Situation aussieht und warum sie ihrer Tochter den Wunsch einer Aussprache verweigert. Vor lauter Verzweiflung spioniert Johanna ihrer Mutter hinterher, lauert ihr auf, schleicht um ihr Haus. Es ist ein trauriges Buch, die Stimmung ist bedrückend und schwer. 

Gerade nach den Feiertagen, die von Familie geprägt sind, kann ich mir vorstellen, wie belastend es sein muss, wenn Kontakt und Aussprache verweigert werden und man sich mit dieser Situation arrangieren muss. Die Autorin greift diese Thematik sehr tiefsinnig auf und beschreibt Johannes Gefühle sehr authentisch:
„Ich fahre unverrichteter Dinge nach Hause, was sind das für Dinge? Wie können sie verrichtet werden? Das Leben geht so schnell vorbei. Es gibt so viele entscheidende Fragen, die wir nie stellen, nur in unserem tiefsten Herzen, es gibt so viele Dinge, die wir auszusprechen vermeiden, obwohl die Menschen, die zu Klärung und Aufklärung beitragen könnten, noch am Leben sind. Wir könnten sie aufsuchen und eine Antwort von ihnen verlangen, aber das tun wir nicht, warum nicht? Wir würden sowieso keine Antwort bekommen, auch nicht, wenn wir bettelten oder flehten, oder ist es den Preis nicht wert, die Demütigung, den Ärger, das Unangenehme. Wir verzichten auf entscheidende Informationen, um ein Unbehagen zu vermeiden, aber wir haben nur dieses einzige kleine Leben, und das Ungelöste, das Nicht-Gewusste kann uns bis an unser Lebensende quälen, vor allem nachts, nicht wahr?“
Johanna zieht sich in einer einfachen Hütte in der Natur zurück und versucht ihre Gefühle zu verarbeiten und ein Heimatgefühl in der Natur zu finden. Das Buch geht unter die Haut und ist sehr emotional, ich bin gespannt auf weitere Bücher der Autorin.
 

 

Inhalt:

"Johanna ist keine gute Tochter. Um sich zu retten, hat sie die Familie verlassen. Jetzt, dreißig Jahre später, ist sie wieder zu Hause. Sie sucht Nähe, sie will den Kontakt zur Mutter erzwingen, doch die verweigert sich kühl jeder Annäherung. Heimgesucht von den Erinnerungen an die Kindheit zieht Johanna sich in eine einsame Hütte am Fjord zurück, wo es an ihr ist, die Verhältnisse zu ordnen und sich aus den familiären Zwängen zu befreien."

 

Quelle: https://www.fischerverlage.de/buch/vigdis-hjorth-die-wahrheiten-meiner-mutter-9783103975123

 

Über das Buch:

 
Verlag: S. FISCHER
Erscheinungstermin: 27.09.2023
400 Seiten
ISBN: 978-3-10-397512-3
Übersetzt von Gabriele Haefs
24,00 €