Sonntag, 7. Januar 2024

Anna Neata - Packerl

 

 
 
 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Anna Neata ist ein ziemlich dicht erzähltes Debüt gelungen. Sie schreibt in ihrem Roman über das Leben von von Elli, Alexandra und Eva. Drei Frauen aus drei Generationen in der Zeit von 1940 bis 2022 ins Salzburg/Österreich. Ich war dankbar über die Übersicht von Zeiten und Personen, gleich zu Beginn des Buches und habe immer mal wieder nachschauen müssen, um mich zurechtzufinden. Auf das Buch muss man sich einlassen und konzentrieren, sonst verliert man den Faden, weil die Autorin zwischen Zeiten und Perspektiven springt. Es lohnt sich.
 
Die drei Frauen haben wenig gemeinsam, sind sie doch in sehr unterschiedlichen Zeiten geboren und haben verschiedene Charaktereigenschaften. Sie gehören jedoch zu einer Familie und sie eint ein Thema: Alle Frauen sind in jungen Jahren ungewollt schwanger geworden und haben einen sehr unterschiedlichen Umgang damit für sich gefunden. Alle drei tragen ihr "Packerl", haben Schicksalsschläge erfahren, die sie zu der gemacht haben, die sie sind. Die Autorin nimmt viel Bezug zur Geschichte. So war Elli zur Zeit des Nationalsozialismus jung  und kann so gar nicht verstehen, warum die Enkelin Jahrzehnte später kritische Fragen zu dieser Zeit stellt. Auch werden destruktive Beziehungen und Depressionen thematisiert. Dreh- und Angelpunkt ist das alte Haus, in dem alle Generationen leben und das das Zentrum der Familie darstellt.
 
Ein berührendes Stück Familiengeschichte in dem aufgezeigt wird, dass sich die Personen in einer Familie unterscheiden, ihr Schicksal jedoch manchmal ähnlicher ist, als man auf den ersten Blick vermuten mag. Mich beschäftigt die Frage, ob sich die Frauen leichter getan hätten, wenn sie offen miteinander kommuniziert hätten und nicht so häufig geschwiegen hätten. Die jüngste der Frauen, Eva, verarbeitet ihr "Packerl" und die Tatsache, dass so viel Unausgesprochenes in der Luft liegt, durch das Fotografieren ihrer Familie in verschiedenen Situationen und aus verschiedenen Perspektiven. Wie gerne würde einen Blick auf diese Fotos werfen.


Inhalt:

"Elli, 1928 geboren, wird inmitten des Zweiten Weltkrieges Zeugin einer illegalen Abtreibung. Eine verstörende, prägende Erfahrung. Ebenso verliebt wie naiv, stürzt sie sich Anfang der Fünfzigerjahren in die Ehe mit Alexander, von der schon nach kurzer Zeit wenig mehr als die gemeinsame Tochter Alexandra übrigbleibt, denn: Das Glück is a Vogerl. Alexandra rettet sich in den bewegten Siebzigerjahren aus einer unglücklichen Beziehung, als sie sich gegen ein Kind entscheidet. Ihr zeitlebens bester Freund Hannes ist einer der wenigen, der ihr zur Seite steht und später zu ihrer vielleicht letzten Liebe wird.  Dabei ist Alexandras zweite Ehe mit Milan zumindest vordergründig glücklicher, Tochter Eva wird 1986 geboren. Hannes‘ Sohn Konrad und Eva werden sich, wie schon ihre Eltern, immer nah sein, auch als Eva Anfang der 2000er nach einem Schwangerschaftsabbruch in Depressionen versinkt. Eva ist die erste der drei, die versucht, etwas herauszufinden, von dem sie lieber nicht wissen wollte, was es sein könnte; die erste, die sich den biographischen Gemeinsamkeiten in ihrer Familie stellt."
 

 

 

Über das Buch:

 

Verlag: Ullstein Hardcover
Einbandart: Hardcover mit Schutzumschlag
Seitenanzahl: 368 Seiten
ISBN: 9783550202520
Erscheinungstag: 31.08.2023
Preis: DE 22,99 €