Freitag, 28. Februar 2020

Eva Schmidt - Die untalentierte Lügnerin

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Dieses Buch hat mich zwiegespalten zurückgelassen. Normalerweise schreibe ich meine Rezensionen ein paar Tage, nachdem ich das Buch beendet habe. Dieses Mal sind ein paar Wochen ins Land gegangen, bis ich mir eine Meinung über den Roman bilden konnte. Besonders zu Beginn verspürte ich mehrmals den Impuls ihn aus der Hand zu legen, war dann aber doch froh, es nicht getan zu haben.

Maren, eine junge Frau, kommt nach einem gescheiterten Ausbildungsversuch und einem Klinikaufenthalt wegen ihrer Essstörung, zurück an den Ort ihrer Kindheit und Jugend. Im luxuriösen Haus mit Seeblick, der egozentrischen und psychisch auffälligen Mutter und ihrem reichen Stiefvater, bröckelt die Fassade der Familie immer mehr und Maren wird zunehmend Teil des Lügengerüsts, auf welches die Familie aufgebaut ist.

Die Geschichte ist beklemmend, das Verhältnis von Maren zu ihrem Stiefvater liess mich immer wieder den Atem anhalten. Bis zuletzt wird nicht ganz klar, ob die Fragmente der Geschichte, die Maren schreibt Parallelen zu ihrer eigenen Geschichte haben, oder lediglich erfunden sind. Auch die Beziehung zu ihrer Mutter ist kompliziert und es wird immer klarer, warum es für Maren so schwer ist, sich ihr eigenes Leben aufzubauen und Beziehungen zu pflegen.

„Es war so einfach, über andere nachzudenken, sich vorzustellen, wie sie lebten, was sie sagten. Einfacher, als sich über das eigene Leben Gedanken zu machen. Schließlich waren es immer dieselben Fragen, die sie sich stellte. Was kann ich tun? Wie geht es weiter? Wie soll mein Leben, meine Zukunft sein?“

Die Sprache der Autorin ist schnörkellos und reduziert, was zur Geschichte passt, aber die Stimmung umso bedrückender macht. Es handelt sich bei dem Roman einerseits um ein Familiendrama, aber auch um die Geschichte einer jungen Frau, die verzweifelt versucht, sich ein eigenes Leben aufzubauen und der dabei immer die eigene Vergangenheit in die Quere zu kommen scheint. Am Ende des Buches bleibt einiges ungeklärt, aber auch das ist irgendwie stimmig. Ein unbequemes Buch, ein wenig sperrig, aber dennoch faszinierend. Ich bin froh, dass ich es zu Ende gelesen habe.

 

 

Inhalt:

"Eine junge Frau wagt den Aufbruch in ein neues Leben. Sie muss sich dazu von allem trennen, was ihr Halt gibt, auch von den Lügen, die ihre Familie zusammenhalten."
Quelle: http://jungundjung.at/content.php?id=2&b_id=281

 

 

Über das Buch:

 

Verlag: Jung und Jung, Salzburg und Wien 2019
208 Seiten
22 Euro
978-3-99027-230-5 (ISBN)