Sonntag, 8. Januar 2023

Ruth Ozeki - Die leise Last der Dinge

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

Heute möchte ich ein ganz außergewöhnliches Buch vorstellen, sowohl im Bezug auf den Inhalt, als auch hinsichtlich der Erzählperspektive. 

Seit sein Vater gestorben ist, hört der Teenager Benny Stimmen. Allerhand Gegenstände sprechen zu ihm, so auch ein Buch:

"Bücher können Menschen nicht  zwingen, etwas zu tun. Wir können lediglich einen Rahmen vorgeben - etwas über die Hintergrundgeschichte verraten, ein mögliches  Ende andeuten, vielleicht sogar ein oder zwei Vorschläge machen -, aber in der Regel warten wir nur ab, für was ihr euch entscheidet. Wir warten, wir hoffen, und wenn wir Daumen hätten, würden wir sie drücken."´

Auch Bennys Mutter wirft der Tod ihres geliebten Mannes völlig aus der Bahn. Sie fängt an Dinge zu horten und zu sammeln und das Haus vermüllt zunehmend. Halt gibt ihr ein kleines Büchlein, in dem es um Zen und Aufräumen geht. Wie durch Zauberhand taucht dieses kleine Buch immer dann auf, wenn Annabelle besonders verzweifelt ist. Wir als Leser*innen dürfen auch Passagen aus diesem Buch lesen und miterleben, wie das Gelesene sich auf Bennys Mutter auswirkt. In manchen Kapiteln kommt auch Benny selbst zu Wort und kommentiert seine eigene Geschichte. Aber keine Sorge, das klingt jetzt zwar ein wenig verwirrend, aber mir hat das Buch in erster Linie wegen des Erzählstils sehr gefallen, dadurch war es für mich kurzweilig und außergewöhnlich.

Die Autorin verpackt in dieser Geschichte  Themen wie Trauer, Psychische Erkrankungen, Hochsensibilität und Buddhismus. Die Liebe zu Büchern spielt ebenfalls eine große Rolle und zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Bücher können eine Stütze sein und Bibliotheken ein Rückzugsort. 

Keine Frage, auf das Buch muss man sich einlassen, weil es Ecken und Kanten hat und man es nicht einfach so weglesen kann. Ich finde, es lohnt sich.


Inhalt:

"Ein Jahr nach dem Unfalltod seines Vaters beginnt der dreizehn Jahre alte Benny Oh Stimmen zu hören. Es sind die Stimmen der unbelebten Gegenstände in seinem Zuhause – seine Sneakers, eine zerbrochene Weihnachtskugel, ein Blatt welker Salat. Gleichzeitig beginnt seine Mutter Annabelle, immer mehr Dinge zu horten, bis es kaum mehr einen freien Platz auf dem Fußboden gibt. Mutter und Sohn drohen in ihrem seelischen Chaos den Halt zu verlieren – bis sie auf ein Buch stoßen, das sie womöglich zu retten imstande ist …

Mit liebenswerten Figuren, einer fesselnden Geschichte und der Auseinandersetzung mit den Themen Trauer, Erwachsenwerden und unser Verhältnis zu materiellen Dingen legt die vielfach preisgekrönte Ruth Ozeki einen klugen, verspielten, mitreißenden, herzerwärmenden und absolut einzigartigen neuen Roman vor."

Quelle: https://eisele-verlag.de/books/die-leise-last-der-dinge/

 

Über das Buch:

Roman
Aus dem amerikanischen Englisch von Andrea von Struve und Petra Post
Originaltitel: The Book of Form and Emptiness, Canongate 2021
688 Seiten
Gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen
€ 26,00
ISBN: 978-3-96161-143-0
Verlag: Eisele Verlag
Erschienen am 1. September 2022