Dienstag, 9. Dezember 2025

Katherine May - Überwintern - Wenn das Leben innehält

 


Warum es sich zu lesen lohnt:

Zugegeben: Der Winter und ich sind keine großen Freunde. Wenn die Tage kürzer werden, sehne ich mich nach Sonne, Wärme und Licht. Manchmal gelingt es mir, der dunklen Jahreszeit etwas Positives abzugewinnen und sie als Phase der Ruhe zu sehen, aber meistens kann ich es kaum erwarten, dass der Winter endlich vorbei ist.

Vor ein paar Wochen blieb ich an einem Schaufenster stehen und sah Überwintern. Ohne den Klappentext zu lesen, nahm ich es einfach aus dem Bauch heraus mit. Eine Weile lag es dann unbeachtet auf meinem Bücherstapel, bis ich begann, morgens ein bis zwei Kapitel zu lesen, bevor der Tag startet. Nach ein paar Tagen merkte ich, dass das Buch etwas mit mir machte. 

Katherina May beschreibt den Winter als etwas Notwendiges – nicht nur als Jahreszeit, sondern auch als Lebensphase: Zeiten, in denen es stiller wird, in denen wir uns zurückziehen müssen und in denen Veränderungen oder Krisen uns ausbremsen. Zwischendurch gibt sie kleine Impulse, die weder belehrend noch wie klassische „Tipps“ wirken. Eher persönliche Anregungen, die zeigen, wie sie selbst dem Winter begegnet. Sie erzählt von kleinen Ritualen und Momenten der Achtsamkeit, die den Winter bewusst erfahrbar machen und dazu einladen, aus dieser Zeit etwas für sich zu gewinnen.

„Winter und Ruhephasen bescheren uns einige der wichtigsten und einsichtsvollsten Momente überhaupt.“ 

Besonders spannend ist, wie sie den Winter aus verschiedenen Perspektiven betrachtet: Sie beschreibt Bräuche und Gewohnheiten in anderen Ländern, beobachtet, wie Tiere durch die kalten Monate kommen, und greift Gedanken großer Schriftsteller auf, die den Winter auf ihre Weise erlebt haben. All das verbindet sie mit eigenen Erlebnissen und Reflexionen und ermutigt dadurch dazu, den eigenen „inneren Wintern“ nachzugehen und achtsam mit diesen Phasen umzugehen.

„Der Winter lädt mich ein, mich gründlich auszuruhen und aufzutanken.“

Diese Lektüre hat meinen Blick auf die den Winter verändert. Nicht komplett: Ich freue mich immer noch sehr auf meinen kommenden Urlaub in der Sonne. Aber ich entdecke immer mehr Momente, in denen ich dem Winter etwas abgewinnen kann. 

Ein gutes Buch für die Weihnachtszeit oder die stillen Tage zwischen den Jahren.

 

Inhalt:

"Es gibt Zeiten, da liegt unser Leben »auf Eis« und wir fühlen uns wie aus der Welt gefallen. Durch eine Krankheit oder den Verlust eines geliebten Menschen, durch Arbeitslosigkeit. Auch ein freudiges Ereignis wie die Geburt eines Kindes kann uns aus dem Gleichgewicht bringen. Katherine May nennt diese Zeiten des Rückzugs, die ihr selbst nur allzu vertraut sind, »Winter«. Und wie auch in der winterlichen Kälte alles ruht, um Kraft für den Frühling zu sammeln, so gibt May sich dem »Überwintern« hin. Sie reist nach Tromsø zu den Polarlichtern, schwimmt im eisigen Meer, schwitzt in der Sauna und feiert das Winterfest Santa Lucia. Sie besinnt sich auf das Wesentliche und gibt sich der Ruhe und inneren Einkehr hin – bis sie sich wieder bereit fühlt, mit neuer Energie weiterzumachen."

Quelle: https://www.suhrkamp.de

 

Über das Buch: