Sonntag, 7. Oktober 2018

Helene Hegemann - Bungalow


Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Wieder einmal ein Roman, mit einer sehr untypischen, sehr jungen Heldin. Diese Bücher landen oft unbewusst in meinen Händen. Scheinbar habe ich einen Faible für diese jugendlichen Held*innen.

Charlie ist 12 Jahre alt und lebt mit ihrer völlig uneinschätzbaren und schizophrenen Mutter zusammen in einer Bungalowsiedlung. Sie ist auf sich gestellt und bekommt keinerlei Halt und Struktur von der Mutter. Im Gegenteil, oft muss sie sich um ihre Mutter kümmern und ihrer beider Leben organisieren, damit es nicht völlig aus den Fugen gerät. Obschon die Mutter gelegentlich gewalttätig gegenüber Charlie wird, liebt Charlie ihre Mutter und möchte sie beschützen. Helene Hegemann findet treffende Worte für diese emotionale Diskrepanz:
 "Das Schlimme war nicht ihre Brutalität. Es war ihr Jammer und ihre Einsamkeit und dass ich sie nicht hassen konnte, sondern, wenn auch aus einer unüberwindlichen Distanz, lieben musste, wie jeder andere, der Zeuge ihrer maßüberschreitenden Detailliertheit und Hingebungsgabe geworden war."
Charlie beobachtet ein glamouröses Paar, dass genau gegenüber einzieht und denkt sich in deren Leben hinein. Sie stellt sich vor, deren Tochter zu sein und  sehnt sich nach einem besseren Leben, denn durch ihre scharfe Beobachtungsabe erkennt Charlie sehr schnell, dass ihr Leben keine guten Chancen für sie bereit hält und die Bedingungen, unter denen sie aufwächst, kaum schlechter sein könnten.

Ein düsterer Endzeitroman, der mich dennoch manchmal durch seine hervorragende, humorvolle und teilweise rotzige Sprache zum Lachen gebracht hat. Für mich ist er in erster Linie wegen der philosophischen Gedanken der heranwachsenden Charlie lesenswert.

Inhalt:


"Helene Hegemann erzählt von der radikalen Selbstfindung eines jungen Mädchens in einer zunehmend apokalyptischen Welt.
Während ihre Mutter das letzte Einkaufsgeld versäuft, beobachtet Charlie vom Balkon ihrer Betonmietskaserne die benachbarten Bungalows und deren Bewohner: Sie lernt, dass es mehrere soziale Klassen gibt und sie selbst zur untersten gehört. Dann, kurz nach ihrem zwölften Geburtstag, zieht ein neues Ehepaar ins Viertel. Die beiden sind Schauspieler, unberechenbar, chaotisch, luxuriös, schlauer als alle anderen – und für Charlie das, was der Rest der Welt als ihre „erste große Liebe“ bezeichnen würde: Spielkameraden und Lover, größter Einfluss und größte Gefährdung. Klar und radikal erzählt Helene Hegemann vom Überleben in einer zunehmend apokalyptischen Welt und der vitalen Kraft des freien Willens."

Quelle: https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/bungalow/978-3-446-25317-9/

Über das Buch:

 

Erscheinungsdatum: 20.08.2018
288 Seiten
Verlag: Hanser Berlin
Fester Einband
ISBN 978-3-446-25317-9
Deutschland: 23,00 €