Freitag, 10. Januar 2020

Delia Owens - Der Gesang der Flusskrebse


Warum es sich zu lesen lohnt:


Immer wieder fühlte ich mich bei diesem Roman an „Die Insel der blauen Delphine“ von Scott O’Dell erinnert, ein Buch, dass ich als junges Mädchen verschlungen habe. In beiden Büchern steht ein Mädchen im Mittelpunkt, dass allein in der Wildnis überleben muss.

Kya lebt in den 50er Jahren im Marschland von North Carolina, zuerst verlässt ihre Mutter die Familie und nach und nach gehen auch die älteren Geschwister fort. Zurück bleibt Kya mit ihrem unberechenbaren Vater, der ein Alkoholproblem hat und gewalttätig ist. Zunächst verschwindet er immer nur für ein paar Tage, schliesslich kommt auch er gar nicht mehr zurück und Kya ist auf sich selbst gestellt.

Sie lebt im Einklang mit der Natur, die Tiere sind ihre Freunde, nur sehr selten fährt sie mit dem Boot in die Stadt, um Besorgungen zu machen. Die Autorin beschreibt die Natur samt Flora und Fauna so detailliert, dass vor meinem inneren Auge sofort wunderschöne Bilder entstanden sind. Kyas Betrachtungen ihrer Lebenswelt sind schön zu lesen:
"Herbstblätter fallen nicht, sie fliegen. Sie nehmen sich Zeit und genießen ihre einzige Chance, frei zu sein. Sie blitzten im Sonnenlicht, wirbelten und segelten und flatterten auf den Schwingen des Windes."
Sie hat wenig Kontakt zu Menschen, ist scheu und doch voller Sehnsucht nach Nähe und Berührung. Aus dieser Sehnsucht heraus entwickelt sich eine zarte Liebesgeschichte. Kya ist eine starke, leise Kämpferin, die trotz der schwierigen Lebensbedingungen nicht aufgibt. Ihre Beobachtungsgabe, die sie in der Natur erworben hat, überträgt sich auch auf ihre Wahrnehmung im Bezug auf Menschen, ihr kann man wenig vormachen
"Seine Augen waren dieselben wie früher. Gesichter verändern sich durch den Tribut, den das Leben fordert, aber Augen bleiben ein Fenster zu dem, was war, und sie konnte ihn darin sehen."
Das Buch enthält, neben den wundervollen Naturbeschreibungen auch einen spannenden Aspekt. Es wird abwechselnd von Kyas Kindheit in den 50ern und einer Gerichtsverhandlung in den 70er Jahren erzählt, in der Kyra als Angeklagte in einem Mordfall im Mittelpunkt steht. Gekonnt verwebt die Autorin die beiden Zeitebenen und führt sie schliesslich zusammen.

Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen und hatte die Heldin Kya schon nach wenigen Seiten ins Herz geschlossen.


Inhalt:

"Chase Andrews stirbt, und die Bewohner der ruhigen Küstenstadt Barkley Cove sind sich einig: Schuld ist das Marschmädchen. Kya Clark lebt isoliert im Marschland mit seinen Salzwiesen und Sandbänken. Sie kennt jeden Stein und Seevogel, jede Muschel und Pflanze. Als zwei junge Männer auf die wilde Schöne aufmerksam werden, öffnet Kya sich einem neuen Leben – mit dramatischen Folgen. Delia Owens erzählt intensiv und atmosphärisch davon, dass wir für immer die Kinder bleiben, die wir einmal waren. Und den Geheimnissen und der Gewalt der Natur nichts entgegensetzen können."
Quelle: https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/der-gesang-der-flusskrebse/978-3-446-26419-9/ 


Über das Buch:

 

Erscheinungsdatum: 22.07.2019
464 Seiten
Verlag: hanserblau
ISBN 978-3-446-26419-9
22,00 €