Montag, 11. Oktober 2021

Chimamanda Ngozi Adichie - Americanah


Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Ich liebe Bücher, durch die ich mit Lebenswelten in Berührung komme, die mir bisher komplett unbekannt waren und mich bereichern.
 
Die Liebesgeschichte von Ifemelu und Obinze beginnt in ihrer Jugend in Nigeria, Lagos. Beide verlassen im jungen Erwachsenenalter ihre Heimat und gehen in ein fremdes Land. Ifemelu geht in die USA, Obinze zieht es nach England. Beide kehren viele Jahre später zurück nach Lagos und blicken auf sehr unterschiedliche Erlebnisse zurück.
 
Die Autorin beschreibt in diesem Roman die Erfahrungen, die die beiden als Migrant*innen in den USA bzw. England machen. Sie findet dabei Worte, durch die ich eine Idee bekommen habe, wie es sein muss und was die Beweggründe dafür sind, seine Heimat zu verlassen und sein Glück so weit weg, in einer anderen Kultur zu suchen. 
"Alexa und die anderen Gäste und vielleicht sogar Georgina verstanden, dass man vor einem Krieg flüchtete, vor der Art Armut, die menschliche Seelen zerdrückte, aber sie würden das Bedürfnis, der bedrückenden Lethargie der Chancenlosigkeit zu entkommen, nie begreifen. Sie verstanden nicht, warum Menschen wie er, die gutgenährt und ohne Durst, aber eingemauert in Unzufriedenheit aufgewachsen waren, die von Geburt an dazu konditioniert waren, auf andere Orte zu blicken, und felsenfest davon überzeugt waren, dass das wahre Leben an diesen anderen Orten stattfand, dass diese Menschen jetzt entschlossen waren, gefährliche Dinge zu tun, illegale Dinge, um zu entkommen. Keiner von ihnen war unterernährt oder ein Vergewaltigungsopfer oder stammte aus einem niedergebrannten Dorf, sie waren einfach nur ausgehungert nach Wahlmöglichkeiten und Sicherheit. "
Sie greift das Thema Rassismus auf und findet auch hier Beschreibungen, die unter die Haut gehen. Die kleinen Alltagsdiskriminierungen, denen Ifemelu und Obinze immer wieder ausgesetzt sind, sind mir sehr nahe gegangen und lassen mich mit einer stärkeren Sensibilität für dieses Thema zurück. Der Autorin gelingt es dennoch mit viel Humor und Leichtigkeit zu schreiben, die großen politischen Themen streift sie beiläufig und geht dennoch in die Tiefe, das hat mich wirklich beeindruckt.

Es gibt Bücher, die lassen mich mit einer tiefen Dankbarkeit für die gewährten Einblicke und geteilten Erfahrungen zurück, dieses Buch ist so eines. Die letzten Seiten habe ich mir regelrecht aufgespart, weil ich nicht wollte, dass es zu Ende geht.

 

Inhalt:

"Eine einschneidende Liebesgeschichte zwischen drei Kontinenten – virtuos und gegenwartsnah erzählt von einer der großen jungen Stimmen der Weltliteratur.

Chimamanda Adichie erzählt von der Liebe zwischen Ifemelu und Obinze, die im Nigeria der neunziger Jahre ihren Lauf nimmt. Dann trennen sich ihre Wege: Die selbstbewusste Ifemelu studiert in Princeton, Obinze strandet als illegaler Einwanderer in London. Nach Jahren stehen sie plötzlich vor einer Entscheidung, die ihr Leben auf den Kopf stellt. Adichie gelingt ein eindringlicher, moderner und hochpolitischer Roman über Identität und Rassismus in unserer globale Welt."

 

Quelle: https://www.fischerverlage.de/buch/chimamanda-ngozi-adichie-americanah-9783596521067

 

Über das Buch:

 
Verlag: FISCHER Taschenbuch
Erscheinungstermin: 27.04.2016
864 Seiten
ISBN: 978-3-596-52106-7
15,00 €
Übersetzt von: Anette Grube