Sonntag, 12. März 2023

Juli Zeh und Simon Urban - Zwischen Welten

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Juli Zeh zu lesen lohnt sich immer. Wie keine andere Autorin vermag sie brandaktuelle Themen in einen Roman zu packen, der flüssig und spannend zu lesen ist. Auch dieses Mal trumpft sie wieder mit brillanten Formulierungen, die mich innehalten und nachdenken lassen. Aus diesem Grund ist sie eine meiner Lieblingsautorinnen.

 

In ihrem neuen Roman, den sie gemeinsam mit Simon Urban geschrieben hat, treffen sich die Jugendfreunde Stefan und Theresa nach vielen  Jahren wieder und stellen fest, dass sie sich inzwischen in ziemlich unterschiedlichen Welten bewegen. Das ungeplante Wiedersehen war für beide aufwühlend und in Nachgang tauschen sie jede Menge Emails und Messages aus. Und genau die sind der Inhalt des Romans, ein sehr spezieller Schreibstil, der mir hier ausgesprochen gut gefallen und gepasst hat.

 

Gendersprache, Rassismus, Klimawandel, Diskriminierung - diese Themen beschäftigen Stefan, der bei einer großen Hamburger Tageszeitung arbeitet. Theresa hat spontan den Bauernhof des Vaters in einem Dorf in Brandenburg übernommen und ist von diesen geistigen Themen oft sehr weit weg. Ihr Leben bestimmen Kühe, die gemolken werden müssen und eine Agrarpolitik, die ihre Existenz bedroht.

"Wer existenziell lebt (ich) muss nicht sensationell leben (du). Wer das Existenzielle verloren hat (du), braucht die Sensation. Das unterscheidet dich und mich. Es unterscheidet Stadt und Land. Existenz will "sein". Sie ist angewiesen auf Kreisläufe und Nachhaltigkeit. Sensation will "werden". Sie ist angewiesen auf Wachstum und Steigerung. Auf Dauer destruktiv. Das sind antagonistische Prinzipien". 

Und zwischen diesen beiden Welten findet nun ein Schlagabtausch statt, samt Annäherungen, Missverständnissen und Zerwürfnissen mit Kontaktabbruch. Eine großartige Dynamik entsteht, bei der der Humor nicht zu kurz kommt, aber die Themen dennoch zum Nachdenken anregen.  Für mich ist das Buch ein Highlight.


 

Inhalt:

"Zwanzig Jahre sind vergangen: Als sich Stefan und Theresa zufällig in Hamburg über den Weg laufen, endet ihr erstes Wiedersehen in einem Desaster. Zu Studienzeiten waren sie wie eine Familie füreinander, heute sind kaum noch Gemeinsamkeiten übrig.

Stefan hat Karriere bei Deutschlands größter Wochenzeitung DER BOTE gemacht, Theresa den Bauernhof ihres Vaters in Brandenburg übernommen. Aus den unterschiedlichen Lebensentwürfen sind gegensätzliche Haltungen geworden. Stefan versucht bei seiner Zeitung, durch engagierte journalistische Projekte den Klimawandel zu bekämpfen. Theresa steht mit ihrem Bio-Milchhof vor Herausforderungen, die sie an den Rand ihrer Kraft bringen.

Die beiden beschließen, noch einmal von vorne anzufangen, sich per E-Mail und WhatsApp gegenseitig aus ihren Welten zu erzählen. Doch während sie einander näherkommen, geraten sie immer wieder in einen hitzigen Schlagabtausch um polarisierende Fragen wie Klimapolitik, Gendersprache und Rassismusvorwürfe. Ist heute wirklich jeder und jede gezwungen, eine Seite zu wählen? Oder gibt es noch Gemeinsamkeiten zwischen den Welten? Und können Freundschaft und Liebe die Kluft überbrücken"

 

Quelle: https://www.penguinrandomhouse.de/Buch/Zwischen-Welten/Juli-Zeh/Luchterhand-Literaturverlag/e615352.rhd

 

Über das Buch:

 

Hardcover mit Schutzumschlag, 448 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-630-87741-9
Erschienen am  25. Januar 2023 
Verlag: Luchterhand
24,00 €