Samstag, 21. Juli 2018

Lucy Fricke - Töchter




Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Martha und Betty, zwei Freundinnen um die 40, machen spontan und unverhofft einen gemeinsamen Roadtrip. Er dauert viel länger als gedacht und führt sie auch an andere Ziele, als zunächst angenommen. Beide werden auf dieser Reise mit sich selbst und ihrem Verhältnis zu ihren Vätern konfrontiert.
Die Dialoge zwischen Betty und Martha sind zum Teil herrlich komisch:
„Damit hat man ja mit zehn schon angefangen. Immer über Jungs reden. Immer unglücklich sein. Das ist so nahtlos. Erst redet man drei, vier Jahrzehnte über Männer, und dann redet man über Krankheiten. Wenn das kein vergeudetes Leben ist.“
Immer wieder gibt es aber auch ernste und berührende Momente, Gedanken und Konversationen in dieser Geschichte:
„Ich ging davon aus, dass wir die erste Generation von Frauen waren, die machen konnte, was sie wollte. Das hieß aber auch, dass wir machen mussten, was wir wollten, und das wiederum bedeutete, dass wir etwas wollten mussten. Dafür hatten unsere Mütter gekämpft. Wir sollten unsere Träume verwirklichen, wir mussten welche haben, das Scheitern wurde uns zugestanden, aber erst nachdem alles, wirklich alles versucht worden war auf dem Weg zum Glück, Psychoanalyse eingeschlossen. Nur Aufgeben war nicht vorgesehen, auch nicht, dass wir uns mit weniger zufrieden gaben. Bei unseren Möglichkeiten! Davon hatte zumindest meine Mutter immer gesprochen, von diesen unvorstellbaren Möglichkeiten, die ich hätte.“
Ich habe das Buch ein einem Rutsch durchgelesen und es war mir eine Freude Martha und Betty auf ihrer Reise zu begleiten und dabei auch ihre Väter kennen zu lernen. Obschon die Autorin Themen wie "Sterbehilfe" und "unerfüllter Kinderwunsch" aufgreift und von traumatischen Kindheitserlebnissen berichtet, ist das Buch leicht und unterhaltsam zu lesen und dennoch tiefgründig. Eine perfekte Urlaubslektüre.


Inhalt:

"Zwei Frauen brechen auf zu einer Reise in die Schweiz, mit einem todkranken Vater auf der Rückbank. Eine letzte, finale Fahrt soll es werden, doch nichts endet, wie man es sich vorgestellt hat, schon gar nicht das Leben.
Martha und Betty kennen sich seit zwanzig Jahren und sie entscheiden sich fürs Durchbrettern. Vor sich haben sie das Ziel, von hinten drängt das nahende Unglück. "Es gab niemanden, mit dem ich so lauthals über das Unglück lachen konnte wie mit Martha. Die wenigsten Frauen lachten über das Unglück, schon gar nicht über ihr eigenes. Frauen redeten darüber, bis sie weinten und nichts mehr zu retten war. Was das Leiden betraf, verstanden Frauen keinen Spaß."
Mit einem Humor aus Notwehr und einer Wahrhaftigkeit, die wehtut, erzählt Lucy Fricke von Frauen in der Mitte ihres Lebens, von Abschieden, die niemandem erspart bleiben und von Vätern, die zu früh verschwinden. Eine groteske Reise Richtung Süden, durch die Schweiz, Italien, bis nach Griechenland, immer tiefer hinein in die Abgründe der eigenen Geschichte. Und die Frage ist nicht, woher wir kommen, sondern: Wie finden wir da wieder raus?"

Quelle: https://www.rowohlt.de/hardcover/toechter.html

 

Über das Buch:

 

Verlag:  Rowohlt
Erscheinungstermin:  20.02.2018
240 Seiten
ISBN:  978-3-498-02007-1
20,00  €