Sonntag, 30. November 2025

Eva M. Bauer - Brennnesseltage


 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 
 
Was für ein zauberhaftes Buch. Brennnesseltage nimmt uns mit in ein schlichtes Leben: ein Hof in den Bergen, abgelegen vom nächsten Ort, der Tagesrhythmus bestimmt vom Füttern und Melken, von Haus- und Hofarbeit. Das Leben erscheint zunächst so ungeschminkt, kein Schnickschnack, keine Ablenkung, keine Zerstreuung. Babette wirkt auf mich wie jemand, der mit voller Achtsamkeit handelt, egal ob sie Wasser holt oder Brot backt. Ich ertappte mich dabei, wie ich diese Lebensform romantisiere. Schnell zeigt sich, dass es ein hartes Leben ist, welches Babette da auf dem Hof im Inntal führt. Mir wird klar, wie wenig Babette es sich erlauben kann ihren Emotionen Raum zu geben und wie oft sie sich dem Lauf der Dinge hingibt.
 
Trotzdem strahlt dieses dünne Buch eine große Ruhe aus. Vielleicht gerade, weil alles seinen natürlichen Gang geht. Weil nichts künstlich beschleunigt oder erzwungen wird. Man liest und spürt, wie sich die Abläufe des Lebens einfach entfalten dürfen.
 
Besonders gut gefallen hat mir die Erzählperspektive. Abwechselnd blickt der Text zurück, beschreibt Babettes Alltag und schwenkt dann zu Luisa – der Frau, die Babette kannte und einige Jahre nach deren Tod auf dem Hof leben wird. Luisa hat beschlossen, Babettes Geschichte aufzuschreiben und damit auch die Geschichte dieses besonderen Ortes zu bewahren. Dadurch entsteht ein schönes Wechselspiel: zwei Frauen, zwei Zeiten, ein Hof, der sie beide prägt.
 
Mich hat dieses Buch besonders berührt, weil das einsame Leben auf dem Hof als Frau so still und zugleich so intensiv erzählt wird. 

 

Inhalt:


"Um den Petererhof in den Bergen über dem Inntal wuchern die Brennnesseln. Babette lebt hier nach dem Tod ihres Vaters und Bruders ein karges Leben. Brennnesseln sind ihr Nahrung, Heilmittel und Tierfutter zugleich.
Wie diese unnahbaren Pflanzen verteidigt sie den Hof eisern gegen alle Ansprüche. Später, als ihr verlorener Sohn Simon zu dem verfallenden Hof zurückkehrt, wird er ihn zu seiner Heimat machen – gemeinsam mit der Künstlerin Luisa, die vor dem Stadtleben geflohen ist. Luisa ist es schließlich auch, die die Geschichten um den Petererhof niederschreiben wird.


„Vielleicht müssen wir uns manchmal entfernen, um Dinge in einem neuen Licht zu sehen, um Zusammenhänge klarer zu erkennen. Vor allem, wenn man vor Ort keine Zukunft für sich sieht. Ich verstand, dass Simon gehen musste, seinen Drang in die Fremde.“"

 Quelle: https://stroux-edition.de/

 

Über das Buch: 

 

Roman
Verlag: STROUX edition, München
176 Seiten, Hardcover, Fadenheftung
€ 25,00
ISBN 978-3-948065-41-6
Erscheinungstermin: 13. Oktober 2025



 

Montag, 24. November 2025

Carys Davies - Ein klarer Tag


 

 

Warum es sich zu lesen lohnt: 


„Ein klarer Tag” von Carys Davies ist ein leises, präzise erzähltes Buch, das unaufgeregt bleibt und gerade dadurch so viel Tiefe entfaltet. Ein Priester wird 1843 im Auftrag der Krone geschickt, um einen Mann von einer winzigen schottischen Insel zu holen – einen Mann, der dort seit Jahren einfach nur lebt und niemandem etwas tut. Was wie eine nüchterne Pflichtaufgabe klingt, entwickelt sich zu einer unerwartet dichten Begegnung zweier Männer, die einander eigentlich fremd bleiben müssten und sich trotzdem Schritt für Schritt annähern. Nicht durch große Gespräche, sondern durch Beobachtung, Respekt und die Tatsache, dass sie auf engem Raum nicht aneinander vorbeikommen.

Davies schreibt reduziert und schnörkellos. Die Natur, die Arbeit und der Rhythmus des Insellebens übernehmen das Erzählen. Besonders eindrücklich fand ich die beschriebene Einsamkeit des Inselbewohners Ivar, die erst durch den Besucher richtig sichtbar wird. In kleinen Momenten zeigt sich, wie sehr ihm menschliche Nähe gefehlt hat, ohne dass er es selbst merkt oder benennen kann.

Gleichzeitig spürt man, wie überfordert der Priester mit seinem Auftrag ist. Er ist ein gutmütiger, eher milder Mensch, der dieser harten Aufgabe moralisch kaum gewachsen ist. Gerade diese innere Unsicherheit macht die vorsichtige Annäherung zwischen den beiden so glaubwürdig und berührend.

Ein schmales, unaufdringliches Buch, das durch seine Klarheit überzeugt und sich Zeit für Nuancen nimmt. Ideal für alle, die subtile zwischenmenschliche Dynamik und eine starke Atmosphäre schätzen – ohne große Dramatik.
Für mich war das Buch ein echtes Highlight. 

 

Inhalt:

"Es ist ein kalter Sommertag 1843, als John Ferguson nach einer stürmischen Überfahrt die kleine, karge Insel im Nordmeer erreicht. Für einen Monat ist der verarmte Pfarrer von der schottischen Freikirche hierhergeschickt worden, um Ivar, den letzten verbliebenen Bewohner, von der Insel wegzuschaffen. Im Auftrag des Gutsbesitzers soll er den großen, stillen Mann samt seinen wenigen Habseligkeiten mit dem nächsten Schiff nach Aberdeen bringen, von seinem Zuhause verjagen. So wie all die Schafbauern in den Highlands, die im Zuge der »Clearances« bereits alles verloren haben. Trotz moralischer Bedenken hat der idealistische Ferguson diesen Auftrag angenommen. Seine Frau Mary indes befürchtet, dass ihr Mann nicht von dieser Reise zurückkehren könnte. Zu naiv, zu weltfremd, zu gutgläubig ist er. Und tatsächlich stürzt Ferguson schon kurz nach seiner Ankunft von einer Klippe und verletzt sich schwer. Er ist dem Mann ausgeliefert, den er von dem Eiland vertreiben soll. Und dessen Güte Fergusons Gewissen vor eine schwierige Entscheidung stellt."

Quelle: https://www.penguin.de

 

Über das Buch:

 
Ausgabe: Hardcover, mit Schutzumschlag, 224 Seiten, 12,5x20,0cm 
Erschienen am:14.08.2024
Originaltitel: CLEAR
Übersetzung: Aus dem Englischen von Eva Bonné 
ISBN:978-3-630-87770-9
Verlag:Luchterhand Literaturverlag
Originalverlag:Simon & Schuster
24,00 € 

 




Sonntag, 2. November 2025

Nicola Jane Hobbs - Die entspannte Frau

 

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Dieses Buch hat mich in den letzten Wochen begleitet. Ich habe es ganz bewusst langsam gelesen, mir Zeit für die Übungen und Reflexionsfragen genommen – und ich weiß, dass ich auch in Zukunft immer wieder hineinschauen werde. Denn Die entspannte Frau steckt voller wertvoller Erkenntnisse und Impulse, die nachwirken.

„Entspanne dich, meine Liebe. Atme tief durch. Es ist völlig ungefährlich, wenn du langsamer machst. Es ist völlig ungefährlich, wenn du dich ausruhst.“

Eine für mich neue und sehr hilfreiche Grundannahme des Buches ist, dass Entspannung erst möglich ist, wenn wir uns sicher fühlen. So einfach dieser Gedanke zunächst klingt – mir war seine ganze Tragweite bisher nicht bewusst. Nicola Jane Hobbs bleibt jedoch nicht bei dieser Erkenntnis stehen, sondern zeigt mit vielen konkreten Anregungen, wie wir unserem Nervensystem ein Gefühl von Sicherheit vermitteln können, um wirklich loszulassen. Ich hatte beim Lesen so viele Aha-Momente wie schon lange nicht mehr.

Das Buch ist tatsächlich wie ein Arbeitsheft aufgebaut: klar strukturiert, mit vielen Übungen und Fragen, die in die Tiefe gehen. Wenn man sich wirklich Zeit dafür nimmt, kommt man der Entspannung einen großen Schritt näher. Zunächst gibt die Autorin einen Einblick, warum es uns Frauen oft so schwerfällt, zu entspannen. Anschließend beschreibt sie sechs Schritte, die uns unterstützen, eine entspannte Frau zu werden:

  1. Ressourcen auffüllen

  2. Nervensystem regulieren

  3. Beziehungen pflegen

  4. Sich von einschränkenden Überzeugungen trennen

  5. Träume verwirklichen

  6. Teil einer entspannten Revolution werden

Besonders schätze ich den feministischen Ansatz der Autorin. Sie zeigt, warum es gerade Frauen oft so schwerfällt, wirklich loszulassen – gesellschaftlich, kulturell und persönlich. Viele ihrer Fragen und Übungen regen zum Nachdenken an und laden dazu ein, alte Muster liebevoll zu hinterfragen.

Sehr spannend fand ich außerdem die „zehn Arten der Ruhe“, die Hobbs beschreibt. Es geht dabei nicht nur um ausreichenden Schlaf, sondern auch um sensorische, emotionale, soziale oder kreative Ruhe – ein Gedanke, der für mich vieles verändert hat.

Das Buch steckt voller inspirierender Sätze, die ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen möchte:

„Du wirst zur entspannten Frau, wenn du lernst, dir selbst zu vertrauen, dein Kontrollbedürfnis aufzugeben und dich als ganzer Mensch zu zeigen.“

Ein Buch, das man nicht einfach „durchliest“, sondern das einen begleitet, bewegt und Schritt für Schritt in Richtung mehr Gelassenheit führt. Ich empfehle es allen Frauen, die Lust haben, sich auf diese spannende Reise zu mehr Entspannung und innerer Stärke zu begeben. 

 

Inhalt: 

"Raus aus der Erschöpfung!

Obwohl wir die negativen Folgen von Stress und Mehrfachbelastung nur zu gut kennen, haben Ruhe und Erholung in unserer hektischen Welt immer noch einen zu geringen Stellenwert. Nicola Jane Hobbs räumt mit dem Mythos auf, dass Entspannung faul und egoistisch sei. Denn gezieltes Ausruhen und Freiräume sind die Voraussetzung dafür, dass Frauen ihr volles Potenzial entfalten und erfüllt leben.

In sechs Schritten zeigt sie einen neuen Weg auf, wie Frauen Kraft schöpfen, um für sich selbst und andere sorgen zu können. Ihr Buch ist eine Einladung zur Entschleunigung. Es ist ein Aufruf zum Handeln, damit Entspannung und Ruhe zu einem wichtigen Teil unseres Lebens werden. Es ist die Chance, uns von Stress und toxischer Produktivität zu befreien, patriarchale Normen zu durchbrechen und die Art und Weise zu verändern, wie wir leben, lieben, arbeiten."

Quelle: https://www.penguin.de/buecher/nicola-jane-hobbs-die-entspannte-frau/paperback/9783442180271#rezensionen-4428840 

 

Über das Buch:

Ausgabe: Paperback, Klappenbroschur, 320 Seiten, 13,5x21,5cm  
Erschienen am: 19.06.2025  
Originaltitel: The relaxed woman The heroine's journey to set you free  
Übersetzung: Aus dem Englischen von Elisabeth Liebl  
ISBN: 978-3-442-18027-1  
Auflage/Ausgabe: Deutsche Erstausgabe  
Verlag: Goldmann Originalverlag: Ebury/Rider
18,00 €