Donnerstag, 16. Januar 2020

Griet Op de Beeck - Viele Himmel über dem Siebten


Warum es sich zu lesen lohnt:


Ich mag Familiengeschichten und ich habe einen Faible für Romane, die aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden. „Viele Himmel über dem Siebten“ ist die Geschichte einer Familie, die auf ein Drama zusteuert, erzählt aus der Sicht von fünf Personen.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Eva, 36 Jahre alt, Sozialarbeiterin im Gefängnis, Single. Eine hervorragende Zuhörerin, Ratgeberin und Trösterin. Leider merkt niemand in ihrem Umfeld, wie sehr sie leidet und wie unglücklich sie ist.
Ihre Schwester Elsie ist mit der Entscheidung konfrontiert, ob sie ihren Mann verlassen soll, weil sie den Künstler Casper kennen gelernt und durch ihn eine andere Qualität von Liebe entdeckt hat.
Elsies 12jährige Tochter Lou denkt sehr tiefgründig über das Leben nach und wird von ihren Eltern „Dramaqueen“ genannt, wenn sie versucht sich mitzuteilen. Lediglich von ihrer Tante Eva fühlt sie sich verstanden und akzeptiert. Eva weiss immer, was zu tun ist.
Casper wartet darauf, dass sich Elsie endlich für ihn entscheidet, er ist so verliebt in sie, dass er seine Freundin samt Kind für sie verlässt und in sein Atelier zieht. Caspar ist mit Eva befreundet und sucht immer wieder Rat bei ihr, da sie ja die Schwester seiner grossen Liebe ist.
Und dann gibt es da noch Jos, Vater von Eva und Elsie. Ein Alkoholiker, der ein grosses Geheimnis mit sich herumträgt und auf dessen Schultern schwere Schuld lastet.
„Geheimnisse zu hüten ist nicht so schwer, sie jeden Tag aufs Neue zu ertragen ist nicht auszuhalten.“
Wir dürfen in die Geschichten, Sichtweisen und Wahrnehmungen der fünf Charaktere eintauchen und erfahren einiges über die kleinen und grossen Dramen dieser Familie. Die Sprache hat mir gut gefallen, streckenweise ist sie philosophisch und hat mich nachdenklich gemacht. Das Ende hat mich überrascht. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich einen Durchblick hatte, wer wer ist, aber dann habe ich das Buch ziemlich schnell und gerne gelesen. 


Inhalt:

"Warum fühlt sich das Leben manchmal so schwer an? Und wie kann es gleichzeitig so wunderschön sein? Die zurückhaltende Eva und ihre lebenskluge Nichte Lou sind das Zentrum einer Familie, in der die anderen nur um sich selbst kreisen: Evas Schwester, deren Liebhaber, der zurückgezogene Vater, auf dessen Schultern etwas so Schweres lastet, dass niemand sich traut, danach zu fragen. Sie alle sind bestimmt von ihrem Alltag, heimlichen Zweifeln und zu großen Geheimnissen. Bis Eva eines Tages fort ist. Fünf Leben stehen still, fünf Menschen treten aus der Zeit, blicken sich um und sehen, dass sie mitten in dieser Welt stehen, die manchmal so schwer zu verstehen ist und manchmal ganz unerwartetes Glück bereithält."

Quelle: https://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Viele-Himmel-ueber-dem-Siebten/Griet-Op-de-Beeck/btb-Taschenbuch/e552221.rhd

 

 

Über das Buch:

 

Aus dem Niederländischen von Isabel Hessel
Originaltitel: Vele hemels boven de zevende
Originalverlag: Prometheus
Taschenbuch, Broschur, 320 Seiten, 11,8 x 18,7 cm, 1 s/w Abbildung
ISBN: 978-3-442-71818-4
Erschienen am 13. Mai 2019
10,00 €


Sonntag, 12. Januar 2020

David Nicholls - Sweet Sorrow






Warum es sich zu lesen lohnt:

"Das hier ist eine Liebesgeschichte, und nun, da sie zu Ende geht, wird mir klar, dass es im Grunde nicht nur eine ist, sondern vier oder fünf: die familiäre, elterliche Liebe, die beständige, inspirierende Liebe unter Freunden und die kurze, blendend helle Explosion der ersten großen Liebe, die man erst direkt anschauen kann, wenn sie verglüht ist."
Im Mittelpunkt des Romans steht Charlie Lewis. Seine Mutter hat ihn und seinen ständig betrunkenen, depressiven Vater verlassen. Seine Schwester hat sie mitgenommen, ihn nicht. In seiner Clique, bestehend aus ein paar Jungs, ist es üblich seine Freundschaft durch permanente Gemeinheiten und Gewalt gegeneinander auszudrücken. Statt der jugendlichen Leichtigkeit steckt Charlie voller Ängste.
"Und jetzt kam auch noch diese Möglichkeit zur Liste der Schrecken und Sorgen hinzu, die mich um den Schlaf brachten, und damals kam mir der Gedanke, dass die größte Lüge, die die Alten über die Jungen erzählen, ist, dass die Jugend frei von Ängsten, Sorgen und Befürchtungen ist.Verdammt, kann sich denn wirklich keiner mehr erinnern, wie das war?"
Nach den Abschlussprüfungen, von denen Charlie schon weiß, dass er sie nicht bestanden hat, liegt ein endloser, langweiliger Sommer vor ihm, geprägt von der Sorge um seinen Vater. Um den Kopf frei zu bekommen, radelt Charlie ziellos durch die Stadt, bis er eines Tages Fran trifft und sich augenblicklich in sie verliebt. Die Macht der ersten großen Liebe - der Autor beschreibt sie mit all ihren Höhen und Tiefen, ihrem Glück und ihrer Peinlichkeit. Um Fran nahe zu sein, muss er der Theatergruppe beitreten, die für "Romeo und Julia" probt. Entgegen seiner Vorurteile macht Charlie die Erfahrung, was wahre Freundschaft ist und wie wohltuend Gemeinschaft sein kann.

Die Sprache ist leicht, humorvoll und besitzt dennoch Tiefe. Dem Autor gelingt es, die Gefühle der Jugend auf den Punkt zu bringen. Großartige, leichte Unterhaltung, die mich zurückversetzt hat in meine Jugend und zu meiner eigenen ersten Liebe.


Inhalt:

"Manches im Leben strahlt so hell, dass es nur aus der Entfernung wirklich gesehen werden kann. Die erste große Liebe ist so eine Sache, die immer noch leuchtet, auch wenn sie längst verglüht ist. Genauso ist es Charlie Lewis ergangen. Nichts an ihm ist besonders. Dann begegnet er Fran Fisher, und seine Welt steht Kopf. In den langen, hellen Nächten eines unvergesslichen Sommers macht Charlie die schönsten, peinlichsten und aufregendsten Erfahrungen seines Lebens. Und steht zwanzig Jahre später vor der Frage, ob er sich traut, seine erste große Liebe wiederzutreffen."

Quelle: https://www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/sweet-sorrow-9783550200571.html


Über das Buch:


Verlag: Ullstein
Hardcover
512 Seiten
Sweet Sorrow
Aus dem Englischen übersetzt von Simone Jakob.
ISBN-13 9783550200571
Erschienen: 27.12.2019
22,00 €






Freitag, 10. Januar 2020

Delia Owens - Der Gesang der Flusskrebse


Warum es sich zu lesen lohnt:


Immer wieder fühlte ich mich bei diesem Roman an „Die Insel der blauen Delphine“ von Scott O’Dell erinnert, ein Buch, dass ich als junges Mädchen verschlungen habe. In beiden Büchern steht ein Mädchen im Mittelpunkt, dass allein in der Wildnis überleben muss.

Kya lebt in den 50er Jahren im Marschland von North Carolina, zuerst verlässt ihre Mutter die Familie und nach und nach gehen auch die älteren Geschwister fort. Zurück bleibt Kya mit ihrem unberechenbaren Vater, der ein Alkoholproblem hat und gewalttätig ist. Zunächst verschwindet er immer nur für ein paar Tage, schliesslich kommt auch er gar nicht mehr zurück und Kya ist auf sich selbst gestellt.

Sie lebt im Einklang mit der Natur, die Tiere sind ihre Freunde, nur sehr selten fährt sie mit dem Boot in die Stadt, um Besorgungen zu machen. Die Autorin beschreibt die Natur samt Flora und Fauna so detailliert, dass vor meinem inneren Auge sofort wunderschöne Bilder entstanden sind. Kyas Betrachtungen ihrer Lebenswelt sind schön zu lesen:
"Herbstblätter fallen nicht, sie fliegen. Sie nehmen sich Zeit und genießen ihre einzige Chance, frei zu sein. Sie blitzten im Sonnenlicht, wirbelten und segelten und flatterten auf den Schwingen des Windes."
Sie hat wenig Kontakt zu Menschen, ist scheu und doch voller Sehnsucht nach Nähe und Berührung. Aus dieser Sehnsucht heraus entwickelt sich eine zarte Liebesgeschichte. Kya ist eine starke, leise Kämpferin, die trotz der schwierigen Lebensbedingungen nicht aufgibt. Ihre Beobachtungsgabe, die sie in der Natur erworben hat, überträgt sich auch auf ihre Wahrnehmung im Bezug auf Menschen, ihr kann man wenig vormachen
"Seine Augen waren dieselben wie früher. Gesichter verändern sich durch den Tribut, den das Leben fordert, aber Augen bleiben ein Fenster zu dem, was war, und sie konnte ihn darin sehen."
Das Buch enthält, neben den wundervollen Naturbeschreibungen auch einen spannenden Aspekt. Es wird abwechselnd von Kyas Kindheit in den 50ern und einer Gerichtsverhandlung in den 70er Jahren erzählt, in der Kyra als Angeklagte in einem Mordfall im Mittelpunkt steht. Gekonnt verwebt die Autorin die beiden Zeitebenen und führt sie schliesslich zusammen.

Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen und hatte die Heldin Kya schon nach wenigen Seiten ins Herz geschlossen.


Inhalt:

"Chase Andrews stirbt, und die Bewohner der ruhigen Küstenstadt Barkley Cove sind sich einig: Schuld ist das Marschmädchen. Kya Clark lebt isoliert im Marschland mit seinen Salzwiesen und Sandbänken. Sie kennt jeden Stein und Seevogel, jede Muschel und Pflanze. Als zwei junge Männer auf die wilde Schöne aufmerksam werden, öffnet Kya sich einem neuen Leben – mit dramatischen Folgen. Delia Owens erzählt intensiv und atmosphärisch davon, dass wir für immer die Kinder bleiben, die wir einmal waren. Und den Geheimnissen und der Gewalt der Natur nichts entgegensetzen können."
Quelle: https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/der-gesang-der-flusskrebse/978-3-446-26419-9/ 


Über das Buch:

 

Erscheinungsdatum: 22.07.2019
464 Seiten
Verlag: hanserblau
ISBN 978-3-446-26419-9
22,00 €