Warum es sich zu lesen lohnt:
Doris Knecht nimmt uns in „Ja Nein Vielleicht“ mit in das Leben einer Frau Mitte fünfzig – und zeigt dabei, wie viel zwischen Alltag und Ausnahmezustand passieren kann. Es geht ums Älterwerden, um die Liebe und um all die kleinen und großen Zumutungen, die das Leben bereithält.
Die Protagonistin führt ein gutes Leben, ist unabhängig, beruflich etabliert, emotional gefestigt. Kurz: Es geht ihr gut. Und doch steht an einem Punkt, an dem vieles gleichzeitig passiert: unangenehme Zahnarzttermine, Hochzeitsvorbereitungen der besten Freundin, ein Hochwasser, das das eigene Dorf bedroht – und plötzlich steht da auch noch die Jugendliebe wieder vor ihr. Diese Begegnung wirft eine zentrale Frage auf: Lohnt es sich, noch einmal einen Menschen ganz nahe an sich heranzulassen – in Form einer Liebesbeziehung? Oder ist das selbstbestimmte Leben als Single, das sie sich über die Jahre gut eingerichtet hat, nicht vielleicht die bessere Wahl?
Nichts davon ist überdramatisiert, und gerade darin liegt Knechts große Stärke: Sie beobachtet scharf, schreibt mit trockenem Humor, Tiefgang und einer feinen Prise Zynismus.
„Ja Nein Vielleicht“ ist kein klassischer Liebesroman – vielmehr eine kluge, ehrliche Bestandsaufnahme. Die Hauptfigur denkt über vergangene und mögliche Beziehungen nach, über das Altern, über das, was war, und das, was vielleicht noch kommt. Der Titel bringt diese Unentschiedenheit gut auf den Punkt. Ich bin bekennender Doris-Knecht-Fan, auch in diesem Roman gelingt es ihr wieder, das Leben in all seiner Widersprüchlichkeit abzubilden – mit Witz, Melancholie und einer großen Portion Menschlichkeit.
Inhalt:
"Zum ersten Mal seit vielen Jahren fühlt sie sich wieder frei: Die Kinder sind ausgezogen, in ihrem Dasein zwischen Großstadt und Landleben breitet sich Ruhe aus. Doch dann wird ihre Wohnung von ihrer Schwester besetzt, es droht ihr ein Zahn auszufallen und sie wird mit der eigenen Endlichkeit konfrontiert. Während sich das eher marginale gesundheitliche Dilemma zu einer kleinen existenziellen Krise auswächst, trifft sie im Supermarkt einen Mann von früher wieder: Friedrich. Eine Begegnung, die sie vor eine Frage stellt, mit der sie sich eigentlich nicht mehr beschäftigen wollte: Ist sie bereit für eine weitere Liebesbeziehung? Oder besser gesagt: Ist sie bereit, ihr gutes Leben zu teilen, ihre innere Zufriedenheit zu riskieren, schon wieder? Ein moderner Roman über das Leben als Frau, der das ewige Primat der romantischen Liebe infrage stellt – unverbittert, witzig, lebensklug. "