Sonntag, 21. Februar 2021

Sandra Cisneros - Das Haus in der Mango Street

 

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Gemeinsam mit der 13jährigen Esperanza bin ich durch die Mango Street geschlendert. Staunend, lachend, traurig, verblüfft, manchmal auch irritiert. Ich habe ihre Nachbar*innen kennen gelernt, in kleinen Geschichten, die vom Leben in dieser Straße, in einem ärmlichen Latino-Viertel in Chicago, handeln. 

Der Roman ist nicht neu, er ist 1983 erstmals erschienen und beginnt mit einem Vorwort der Autorin, aus dem hervorgeht, dass der Roman autobiographische Züge hat. Die Sprache ist zeitlos und die Handlung hat für mich kein bisschen an Aktualität verloren. In einer klaren, manchmal kindlichen, aber sehr eindrucksvollen Sprache schreibt die Autorin über damals wie heute aktuelle Themen, wie Gewalt, Armut, Sexismus, Migration und Rassismus.
"Menschen, die auf Hügeln wohnen, schlafen so dicht bei den Sternen, dass sie all jene vergessen, die zu nah am Erdboden leben. Sie schauen nie runter, außer um sich zu freuen, dass sie oben auf ihren Hügeln wohnen."
Esperanza möchte ein selbstbestimmtes Leben führen. Sie möchte unabhängig sein und thematisiert immer wieder die Sehnsucht nach einem eigenen Wohnraum, der nur ihr allein gehört. Und während ich, an ihrer Seite,  durch die Mango Streeet gehe, kann ich nur erahnen, wie schwer dies für ein Mädchen sein muss, welches unter solchen Bedingungen aufwächst.
"Sie sah ihr Leben lang zum Fenster raus, wie so viele Frauen, die ihre Trauer auf dem Ellbogen aussitzen. Ich frage mich, ob sie das Beste aus dem machte, was sie hatte, oder ob sie traurig war, weil sie nicht all das sein konnte, was sie sein wollte."


Inhalt:

"Die Geschichte einer jungen Latina aus Chicago, die selbst entscheiden will, wer sie ist und was sie werden wird.
 
Seit einem Jahr lebt Esperanza, Tochter mexikanischer Einwanderer, in der Mango Street im Latinoviertel von Chicago, den »barrios«. Esperanza hasst das kleine herunter­gekommene Haus, in das ihre Eltern ziehen mussten, und sie hasst das Viertel mit all seinem Schmutz, seiner Armut, seinen Enttäuschungen. Es ist ein schwieriges Jahr für Esperanza, das Jahr, in dem sie vom Mädchen zur Frau wird. Davon erzählt sie, und von den Menschen, die sie begleiten: von ihrer Mutter, die beim Kochen Arien­ aus Madame Butterfly singt; von ihrem Vater, der den Tod seines Vaters in Mexiko beweint; von Darius, der die Schule hasst; von Elenita, der Hellseherin, und vielen anderen mehr. Sie berichtet von Menschen, die immer unterwegs sind und doch nie an­kommen, von Männern und Frauen, für die Amerika das Land der begrenzten Möglich­keiten und der zerstörten Träume ist. Und sie erzählt von ihrer Sehnsucht, die Enge der Mango Street zu verlassen – fortzuge­hen, um später zurückzukehren und jenen Hoffnung zu bringen, die zurückbleiben."
 

 

Über das Buch:


Das Haus in der Mango Street
Originaltitel: The House on Mango Street
Roman
Aus dem amerikanischen Englisch von Gerd Burger
160 Seiten | Leinen | 11,8 x 18,5 cm
€ (D) 18,–
ISBN 978 3 311 24004 4
Verlag: Kampa Verlag



Dienstag, 16. Februar 2021

Raffaella Romagnolo - Dieses ganze Leben

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Paola, gerade 16 Jahre alt geworden, wächst in einer reichen Familie auf und ist zutiefst frustriert und unglücklich. Sie leidet unter ihrem Aussehen, ganz besonders ihrem Gewicht. In der Schule wird sie gemobbt, ihre Eltern sind keinerlei emotionale Stütze für sie.

"Alle unglücklichen Familien ähneln einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre Art unglücklich, und unsere Art ist das Schweigen....Das Schweigen klebt an dir, ist wie Leim, eine Angewohnheit wie das Rauchen, du möchtest aufhören, kannst es aber nicht. Deswegen stehe ich da und sehe sie an und bleibe stumm, und sie genauso."

Ihr jüngerer Bruder ist behindert und sitzt im Rollstuhl. Zu ihm hat sie ein tolles Verhältnis, welches die Autorin sehr berührend beschreibt. Auf den gemeinsamen, täglichen Spaziergängen mit ihm, öffnet sich den beiden Geschwistern nach und nach eine neue Welt: Freundschaft, Erste Liebe aber auch die Aufdeckung eines skandalösen Familiengeheimnisses. 

Neben der Hauptfigur Paola, die sehr intelligent, selbstkritisch und zynisch ist und über einen großartigen Humor verfügt, sind mir auch Nebenfiguren, wie z.B. der Gärtner und die Nanny, sehr ans Herz gewachsen.

Der Lesefluss gerät manchmal ins Stocken, weil der Roman aus Paolas Perspektive erzählt wird, die ungefilterte Teilnahme an ihrem Denken und ihren Gefühlen ist manchmal sprunghaft und chaotisch, aber immer authentisch. Ich musste mich in den Schreibstil ein wenig einfinden, konnte ihn dann aber geniessen. 

Ein Coming of Age Roman, der meines Erachtens eher für Erwachsene lesenswert ist.

 

Inhalt:

"Paola passt nicht in diese Welt, findet sie. Wo Glanz und Erfolg das Maß vorgeben, hält sie sich lieber an ihren Bruder, der im Rollstuhl sitzt, gerne Schach spielt und auf Likes pfeift. Auf Verordnung ihrer Mutter muss Paola täglich mit Richi an die frische Luft. Eine gute Gelegenheit, der Enge der elterlichen Villa zu entfliehen und Gegenden zu erkunden, wo Paola das wahre Leben vermutet – das so ganz anders ist, als sie dachte."

 Quelle: https://www.diogenes.ch/leser/titel/raffaella-romagnolo/dieses-ganze-leben-9783257071443.html


Über das Buch:

Hardcover Leinen
272 Seiten
erschienen am 28. Oktober 2020
Verlag: Diogenes Verlag
ISBN: 978-3-257-07144-3
€ (D) 22.00


Montag, 8. Februar 2021

Elizabeth Gilbert - City of girls

 

Warum es sich zu lesen lohnt:


Die wohlbehütete Vivien ist neunzehn Jahre alt, als sie, aus der Kleinstadt kommend, im wilden Manhattan der 40er Jahre landet. Ihre Tante betreibt dort ein mäßig erfolgreiches Theater und nimmt sie bei sich auf, weil ihre Eltern nicht so recht weiter wissen mit ihr. Vivien taucht mit Haut und Haaren ein: New York, Nachtleben, Sex, Theaterwelt, Glamour, Freiheit. Aber sie ist auch plötzlich mit Themen wie Armut, Gewalt und Existenzängsten konfrontiert. Ihr guter Blick für Mode und ihr Nähgeschick lassen sie schnell zur Kostümnäherin für die Revuegirls werden und so lernt sie immer mehr deren Welt kennen und schließt  Freundschaften. 
 
Die lebenshungrige Vivien wird New York nie wieder verlassen. Das Buch ist aus ihrer Perspektive erzählt. Sie blickt auf ihr Leben in dieser Metropole zurück und schildert ihre Erlebnisse und Erfahrungen, aber auch ihre Niederlagen, sehr humorvoll und unterhaltsam.

Eine Geschichte über weibliche Selbstbestimmung und sexuelle Freiheit, verpackt in einen lesenswerten Unterhaltungsroman.


Inhalt:

"Das Leben ist wild und gefährlich. Wer sich ihm kopfüber anvertraut, gerät in einen Wirbel von Leidenschaft und Liebe. So geschieht es Vivian, die aus der Provinz in die große Stadt geschickt wird. Über Nacht findet sie sich im Glamour New Yorks wieder – in den turbulenten Vierzigern mit Musicals, Bars, Jazz und Gangstern. Als ihr im Privaten ein Fehler unterläuft, kommt es zu einem öffentlichen Skandal, der ihre Welt auf den Kopf stellt. Sie wird Jahre brauchen, um ihn zu verstehen.

Vivian findet schließlich einen Anker in ihrer besten Freundin Marjorie. Gemeinsam eröffnen sie das exklusivste Schneideratelier der Stadt. Tagsüber näht Vivian mit Hingabe und Phantasie die schönsten Brautkleider Manhattans, abends feiern sie gemeinsam Partys auf dem Dach. Und sie findet einen Weg, alles wieder gut zu machen, ohne sich untreu zu werden."

Quelle: https://www.fischerverlage.de/buch/elizabeth-gilbert-city-of-girls-9783100024763  

 

Über das Buch:

Verlag: S. FISCHER
Erscheinungstermin: 27.05.2020
496 Seiten
ISBN: 978-3-10-002476-3
16,99 €